Am dritten Tag des virtuellen Parteitag der Demokraten griff Obama den Amtsinhaber Trump an.Bild: imago images / mpi04
International
20.08.2020, 08:0520.08.2020, 08:10
Der frühere US-Präsident Barack Obama hat
dem republikanischen Amtsinhaber Donald Trump Versagen vorgeworfen.
"Donald Trump ist nicht in den Job hineingewachsen, weil er es nicht
kann. Und die Folgen dieses Versagens sind schwerwiegend", sagte
Obama am Mittwochabend (Ortszeit) beim virtuellen Parteitag der
Demokraten, zugeschaltet von Philadelphia. Obama sprach mit Blick auf
die Wahl am 3. November eine düstere Warnung aus: "Diese Regierung
hat gezeigt, dass sie unsere Demokratie niederreißen wird, wenn das
nötig ist, um zu gewinnen."
Mit Kritik an seinem Nachfolger hat sich Obama bislang
zurückgehalten, während Trump ihn ständig attackiert. Generell ist es
nicht üblich, dass ein Ex-Präsident den Amtsinhaber scharf
kritisiert. Er verteidigte dies: "Es ist keine normale Zeit. Also
möchte ich heute Abend so deutlich wie ich kann darüber sprechen, was
bei dieser Wahl auf dem Spiel steht." Es gehe um die Demokratie,
warnte Obama. Was in den kommenden 76 Tagen passiere, werde sich auf
die folgenden Generationen auswirken.
Obama warb für den demokratischen Herausforderer Trumps, seinen
damaligen Vizepräsidenten Joe Biden. Er und seine Vize-Kandidatin
Kamala Harris glaubten daran, dass niemand – auch nicht der Präsident – über dem Gesetz stehe, "und dass kein Amtsträger - auch nicht der
Präsident - sein Amt nutzen sollte, um sich selbst oder seine
Anhänger zu bereichern".
Kamala Harris als Vize-Kandidatin bestätigt
Der eigentliche Höhepunkt des Abends rückte durch Obamas Rede
fast in den Hintergrund: Harris nahm die Nominierung als
Vize-Kandidatin der Demokraten an. In ihrer Rede in Wilmington
(Delaware) – die bislang wichtigste in ihrer politischen Karriere – warb sie mit einer Botschaft der Hoffnung und Einheit für die Wahl
von Biden. "Wir müssen einen Präsidenten wählen, der etwas anderes,
etwas Besseres bringt", sagte Harris. "Einen Präsidenten, der uns
alle – Schwarze, Weiße, Latinos, Asiaten, Indigene – zusammenbringt,
um die Zukunft zu erreichen, die wir uns gemeinsam wünschen." Sie
fügte hinzu: "Lasst uns mit Hoffnung kämpfen."
Offiziell zur Kandidatin der Vize-Präsidentin gewählt: Kamala Harris warb in ihrer Rede für HoffnungBild: imago-images / Democratic National Convention
Biden hatte sich vergangene Woche für die Senatorin und Juristin
aus Kalifornien als seine mögliche Stellvertreterin entschieden und
damit eine historische Wahl getroffen. Im Fall eines Wahlsiegs wäre
Harris die erste Frau und Schwarze im Vizepräsidentenamt.
Harris warf Trump in ihrer Rede vor, Tragödien in politische
Waffen zu verwandeln. Auch die übrigen hochkarätigen Redner des
Abends attackierten den Amtsinhaber. Die frühere Außenministerin,
Senatorin und First Lady Hillary Clinton, die Trump bei der Wahl 2016
unterlag, sagte: "Ich wünschte, Donald Trump wüsste, wie man ein
Präsident ist." Amerika brauche sofort einen besseren Präsidenten.
"Wählen Sie, als stünden unsere Leben und unsere Lebensgrundlagen auf
dem Spiel, denn das tun sie."
Trump reagiert auf Kritik
Auf Obamas Abrechnung hatte Trump schon nach Bekanntwerden erster
Redeauszüge reagiert. Er sei nur Präsident geworden, weil Obama
selbst versagt habe. "Präsident Obama hat keinen guten Job gemacht.
Und der Grund, warum ich hier bin, ist wegen Präsident Obama und Joe
Biden", sagte er bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus.
Obama sagte: "Ich hatte gehofft – im Interesse unseres Landes –,
dass Donald Trump etwas Interesse daran zeigen würde, den Job
ernstzunehmen; dass er das Gewicht dieses Amtes spüren und etwas
Ehrfurcht vor der Demokratie entdecken würde, die ihm anvertraut
wurde. Aber er hat es nie getan." Der 59-Jährige rief die Amerikaner
auf, mit ihrer Stimmabgabe dafür zu sorgen, "dass die Grundprinzipien
unserer Demokratie fortbestehen". "Denn genau das steht jetzt auf dem
Spiel. Unsere Demokratie."
Trum wehrt sich gegen Kritik: "Wäre nicht im Amt, wenn Obama bessere Arbeit geleistet hätte". Bild: imago-images / Chris Kleponis - Pool Via Cnp
Trump habe die Macht seines Amtes lediglich dafür genutzt, sich
selbst und seinen Freunden zu helfen, so Obama. Die Präsidentschaft
habe er behandelt wie "eine weitere Reality-Show, mit der er die
Aufmerksamkeit bekommen kann, nach der er sich sehnt". Unter Trump
seien während der Corona-Pandemie nicht nur 170 000 Amerikaner
gestorben, sondern auch Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen.
Obama machte den Republikaner zudem dafür verantwortlich, dass die
USA in der Welt an Ansehen verloren hätten und die demokratischen
Institutionen "wie nie zuvor" bedroht seien.
Trump sagte, hätten Obama und und dessen Vizepräsident Biden
bessere Arbeit geleistet, wäre er möglicherweise gar nicht ins Rennen
um die Präsidentschaft eingestiegen. "Ich wäre sehr glücklich
gewesen, ich habe mein vorheriges Leben sehr genossen." Obama habe
dem Land "Schrecken" hinterlassen, Trump führte aber nicht aus, was
er damit meinte. Auf Twitter schob der Republikaner an Obama und
Hillary Clinton gerichtet nach: "Wir sehen uns auf dem
Schlachtfeld."
(lau/dpa)
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