In Kalifornien, New York und Minneapolis ist es Polizisten verboten den Würgegriff anzuwenden. Bild: imago images / AAP
International
Der Tod von George Floyd hat innerhalb kurzer Zeit Millionen Menschen berührt und zu konkreten Veränderungen in Sport, Politik, Polizei und Justiz geführt.
Die Stadt Minneapolis, wo der Afroamerikaner Floyd am vergangenen
Montag bei einer Festnahme getötet worden war, kündigte umfassende
Polizeireformen an. Künftig dürften Beamte keine Würgegriffe mehr
anwenden und Verdächtige nicht am Nacken festhalten, erklärte
Bürgermeister Jacob Frey.
Zudem müssten alle Polizeibeamten, die
Zeugen einer "ungenehmigten Gewaltanwendung" ihrer Kollegen würden,
dies unter Strafandrohung melden. Die mit dem Bundesstaat Minnesota
juristisch bindend vereinbarten Reformen seien ein guter Schritt, um
die Kultur der Polizei zu ändern und "systematischen Rassismus zu
entwurzeln", schrieb Frey auf Twitter.
Kalifornien und New York folgen
Auch im bevölkerungsreichen Westküstenstaat Kalifornien soll ein
Würgegriff, bei dem die Blutzufuhr zum Gehirn unterbunden wird,
künftig verboten werden. Gouverneur Gavin Newsom erklärte am Freitag,
die Methode werde aus dem Trainingsprogramm für Polizeibeamte
verbannt, zudem solle auch eine gesetzliche Regelung folgen.
Auch der
Gouverneur des Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, stellte am
Freitag einen Gesetzesentwurf vor, der unter anderem den Würgegriff
bei Polizeieinsätzen verbieten soll. Zudem sollen Akten zu früherem
Fehlverhalten von Polizisten transparent einsichtlich gemacht werden.
Justiz will Demonstranten nicht anklagen
In New York kündigte Manhattans Staatsanwalt Cy Vance zudem an,
Demonstranten nicht wegen Verstößen gegen die nächtliche
Ausgangssperre zu belangen. "Die strafrechtliche Verfolgung von
Demonstranten, denen diese geringfügigen Delikte vorgeworfen werden,
untergräbt die wichtigen Verbindungen zwischen den
Strafverfolgungsbehörden und den Gemeinschaften, denen wir dienen",
hieß es in einer Mitteilung.
Die Proteste in den USA gehen weiter.Bild: imago images / AAP
In der Millionenmetropole hatten zuletzt immer wieder Tausende
Menschen weitestgehend friedlich demonstriert. Dabei sind nach
Angaben der Polizei bereits mehr als 2.000 Menschen vorübergehend
festgenommen worden. New York, Atlanta, Los Angeles, Washington,
Minneapolis und andere Städte hatten nach Ausschreitungen am Rande
der Proteste zeitweise Ausgangssperren verhängt. In Washington zum
Beispiel war die Polizei angewiesen worden, friedliche Demonstranten
trotz Ausgangssperre nicht festzunehmen.
Zerknirschung: Kehrtwende im Profi-Football
Die National Football League (NFL) reagierte auf die eindringliche
Forderung ihrer schwarzen Profis: NFL-Boss Roger Goodell gestand in
einer Videobotschaft Fehler ein und positionierte sich so deutlich
wie noch nie gegen Rassismus. "Wir, die National Football League,
verurteilen Rassismus und die systematische Unterdrückung schwarzer
Menschen. Wir, die National Football League, geben zu, dass es falsch
war, nicht schon früher auf die NFL-Spieler gehört zu haben und
ermutigen alle, sich zu äußern und friedlich zu protestieren", sagte
er. Ohne schwarze Spieler gebe es die NFL nicht.
Historisch: NFL-Boss Roger Goodell spricht sich deutlich gegen Rassismus aus.Bild: imago images / ZUMA Wire
Schon 2016 hatte der damalige Quarterback der San Francisco 49ers,
Colin Kaepernick, die Polizeigewalt gegen Schwarze zum Anlass für
einen friedlichen Protest genommen und während des Abspielens der
Nationalhymne gekniet. Goodell sagte damals, dass er "nicht unbedingt
einverstanden ist damit, was er macht". Der heute 32 Jahre alte
Kaepernick hat seit 2017 keinen Vertrag mehr in der NFL bekommen.
Spenden für Kampf gegen Rassismus
Basketball-Legende Michael Jordan will in den kommenden zehn Jahren
mit einer Spende über 100 Millionen Dollar (rund 88 Millionen Euro)
den Kampf gegen den Rassismus vorantreiben. Das Geld solle an
Organisationen fließen, die sich für Gleichheit, soziale
Gerechtigkeit und Bildungschancen einsetzten, hieß es in einem
Statement von Jordans Sprecherin am Freitag.
"Schwarze Leben zählen.
Solange der tief verwurzelte Rassismus [...] in unserem Land nicht
komplett ausgerottet ist, werden wir weiterhin die Leben schwarzer
Menschen schützen und verbessern", hieß es weiter. Auch Prominente,
Musiker und Unternehmen hatten zuletzt Spenden für den Kampf gegen
Rassismus angekündigt; auch Floyds Familie wurde Hilfe zugesagt.
Floyd war bei einer Festnahme in Minneapolis gestorben. Ein weißer
Polizeibeamter hatte sein Knie fast neun Minuten lang in den Nacken
des am Boden liegenden Floyd gedrückt – trotz aller Bitten des
46-Jährigen, ihn atmen zu lassen. Der Beamte und drei weitere
beteiligte Polizisten wurden nach Bekanntwerden des Vorfalls
entlassen. Sie wurden inzwischen festgenommen und angeklagt. Floyd
war wegen des Verdachts, in einem Laden mit einem falschen
20-Dollar-Schein bezahlt zu haben, festgenommen worden.
(vdv/dpa)
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