In der weltberühmten Kathedrale Notre-Dame in Paris ist am frühen Abend ein Feuer ausgebrochen. Laut diversen Nachrichtenagenturen entzündete sich das Feuer gegen 18.50 Uhr auf dem Dachboden der Kathedrale.
Stundenlang sah man, wie dichter Rauch aus dem Turm des historischen Gebäudes aufstieg. Flammen schossen aus dem Dach der Kirche, das eines der wichtigsten Wahrzeichen von Paris ist. Innerhalb kürzester Zeit hatten sich die Flammen im Dachstuhl ausgebreitet, dicke Rauchwolken hingen über dem Pariser Abendhimmel.
Bis zu 500 Feuerwehrleute standen die ganze Nacht im Einsatz und versuchten das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Gegen 4 Uhr meldete ein Sprecher der Feuerwehr, das Feuer in der Notre-Dame sei gelöscht.
Laut der französischen Nachrichtenagentur AFP könnte der Brand mit Renovierungsarbeiten zusammenhängen. Ermittler behandeln das Feuer als Unfall. Brandstiftung wurde am Montagabend ausgeschlossen, teilte das Büro der Staatsanwaltschaft am Montagabend mit. Darunter fielen auch mögliche terroristische Hintergründe. Die Polizei werde in Richtung "ungewollte Zerstörung durch Feuer" ermitteln, hieß es.
Der gesamte Dachstock der Notre Dame stand in Flammen. Zuerst war unklar, ob man das Gewölbe der Kathedrale retten kann. Verzweifelt sagte der Sprecher von Notre-Dame André Finot:
Um circa 21 Uhr stürzte das Dach und ein Spitzenturm ein. Ein Feuerwehrmann wurde laut Meldungen ernsthaft verletzt.
Im Verlaufe des Brandes ging die Feuerwehr dazu über, Kunstwerke aus der Kathedrale zu retten. Einsatzkräfte versuchten, Kunst und andere historische Sachen in Sicherheit zu bringen.
Eine der wichtigsten Reliquien der katholischen Kirche konnte gerettet worden. Es handelt sich dabei um die Dornenkrone, die Jesus Christus bei seiner Kreuzigung getragen haben soll, sagte Patrick Chauvet, Direktor der Kathedrale am späten Montagabend vor Journalisten. Sie gilt als eine der wertvollsten Reliquien, die in der Kathedrale aufbewahrt werden.
Um 23 Uhr meldete der Sprecher der Feuerwehr, dass die beiden Haupttürme der Notre-Dame gerettet werden konnten. Auch die Gebäudestruktur sei "vor der vollkommenen Zerstörung bewahrt worden". Die gotische Kirche könne "in ihrer Gesamtheit erhalten" werden.
An den Quais und auf den Brücken bildeten sich große Zuschauermengen. Sichtlich geschockte Pariser und Touristen versammelten sich, einige weinten, andere beteten.
"Es gibt keine Worte, diesen Schmerz zu beschreiben": Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalogo sprach in ihrem Tweet wohl vielen Menschen aus dem Herzen.
Der französische Präsident Emmanuel Macron musste seine für 20 Uhr geplante Fernsehansprache als Antwort auf die Proteste der "Gelbwesten" verschieben. Er begab sich vor Ort und traf sich an der brennenden Kathedrale mit Einsatzkräften.
Das Feuer werde wie ein nationaler Notstand behandelt, sagte er am Montagabend. Zuvor hatte er getwittert, mit der Kirche stehe "ein Teil von uns" in Flammen. Er sei wie alle seine Landsleute sehr traurig und denke an alle Katholiken und Franzosen.
Um 23.30 Uhr richtete sich der französische Präsident Emmanuel Macron an die Medien. Er sagte, was heute Abend in Paris passiert sei, sei eine fürchterliche Katastrophe. Er bedankte sich bei den Feuerwehr-Leuten, die stundenlang im Einsatz standen. "Das schlimmste konnte vermieden werden, auch wenn der Kampf noch nicht vorüber ist."
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron sagte am späten Montagabend am Ort des Geschehens: "Wir werden Notre-Dame wieder aufbauen." Mit Blick auf das historische Bauwerk sagte der 41-Jährige: "Es ist das Epizentrum unseres Lebens."
Die französische Kulturerbe-Stiftung Fondation du Patrimoine hat eine Spendensammlung für den Wiederaufbau der Notre Dame gestartet. Diese "nationale Sammelaktion" war bereits in der Nacht zum Dienstag auf der Internetseite der Stiftung zugänglich.
Die Familie um den französischen Milliardär François-Henri Pinault versprach, 100 Millionen Euro für den Wiederaufbau der von Flammen verwüsteten Kathedrale zu spenden. Das gab der Chef des Luxusmodekonzerns Kering (Gucci, Saint Laurent, Balenciaga) in der Nacht auf Dienstag bekannt.
(Mit Material von dpa/afp/ap)