Kängurus, die im Buschland durch Rauchschwaden hüpfen. Vögel, die von der Hitze erschöpft zu Boden stürzen. Und Koalas, die auf den Bäumen verbrennen. Seit Monaten toben die Feuer in Australien. Ganze Landstriche sind zerstört – und auch sehr viel von der einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt des Kontinents. Wie viel, ist noch nicht abzusehen.
Hunderte Millionen Tieren sind nach vorsichtigen Schätzungen von Wissenschaftlern allein im Bundesstaat New South Wales an der Südostküste getötet worden. Bilder von verkohlten Kängurus treffen die Leute ins Mark.
Geschichten von geretteten Tieren sind da Balsam: So wie die eines kleinen Koalas, der gerade in einem Lastwagen Unterschlupf fand. Oder Geschichten davon, dass Feuerwehrleute die Tiere bergen und ihnen Wasser geben. Koalas können nicht wie Kängurus oder Wallabys weghüpfen. Die Beutelsäuger rollen sich während der Brände in den Bäumen zusammen, was verheerend ist. Sie sind auf Hilfe angewiesen.
Für den Lebensraum und die Population der Koalas – wie Kängurus sind auch sie nur in Australien heimisch – sieht es nicht gut aus. So schildert es Sue Ashton, die Chefin des landesweit einzigen Koala-Krankenhauses in Port Macquarie, das in einem der Brandgebiete liegt. Sie schätzt, dass es landesweit Zehntausende Tiere nicht geschafft haben. "Allein in unserer Gegend sind Hunderte Koalas gestorben", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur am Montag. In einem über lange Zeit untersuchten Gebiet seien etwa zwei Drittel der Population verendet.
Auf der Känguru-Insel, einem beliebten Urlaubsziel im Süden des Landes, ist nach Schätzungen von Wildschützern die Hälfte der Tiere verendet oder wird es wohl noch. Darunter ist möglicherweise die Hälfte der etwa 50.000 Koalas. Es gibt keine Nahrung mehr, viele der Tiere, die nicht im Feuer umgekommen sind, werden verhungern, wie ein Parkbesitzer der Zeitung "Adelaide Now" schilderte. Für die Tierwelt werde es Jahre dauern, bis sie sich erhole.
In Australien trifft es aber auch Tiere, von denen viele Menschen in Deutschland noch nie gehört haben: etwa die Schmalfußbeutelmaus oder das Kaninchenkänguru. Der Ökologie-Professor Euan Ritchie von der Deakin Universität sagte, es sei zu früh, um zu bilanzieren, welche Folgen die Brände für die einzelnen Tierarten haben.
In den Feuergebieten ist es die Stunde der freiwilligen Tierretter, 2600 Leute zählt etwa die Organisation Wires. Auch deren Sprecher John Grant kann nicht sagen, wie folgenreich die Brände letztlich sind. Doch allein im Dezember gingen bei Wires 20.000 Anrufe ein, die um Hilfe baten.
Die Organisation kümmert sich etwa um Vögel, Kängurus und Wallabys, dabei besonders um die Babys, sowie um Wombats und Possums. Viele Känguru-Mütter werfen ihren Nachwuchs aus dem Beutel, um sich zu retten, wie Grant sagt. "Wir sorgen uns um die nächste Generation." Viele Tiere müssten auch eingeschläfert werden.
Auch die aus München stammende Inga Schwaiger hilft, Tiere zu retten. Sie lebt in Balmoral, einem Feuergebiet. Nach den Bränden sei dort alles schwarz, erzählte die 61-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Man finde nicht einmal Knochen. "Ich habe nur einen Hasen gefunden, der war schon tot."
Was ihr zufolge jetzt passiert, ist, dass die überlebenden Tiere aus dem Busch herauskommen und überfahren werden. Die Helfer geben aber nicht auf. Derzeit päppelt Schwaiger Vögel bei sich zu Hause auf. Mit dem Retten von Tieren habe sie viel zu tun: "Ich mache das den ganzen Tag."
(ll/dpa)