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USA: Zohran Mamdani könnte New Yorks Bürgermeister werden – dank Trump?

New York NY: October 16th 2025: Zohran Mamdani and supporters walk to 30 Rockefeller Center for the New York City Mayoral Debate Copyright: xKatiexGodowskix/xMediaPunchx
Zohran Mamdani liegt in den Umfragen weit vor seinen Kontrahenten.Bild: imago images / Katie Godowski
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USA: Zohran Mamdani könnte New Yorks Bürgermeister werden – half ihm Trump?

Der 34-jährige Zohran Mamdani steht kurz davor, der erste muslimische Bürgermeister in der Geschichte New Yorks zu werden. Und das in einem Amerika unter Donald Trump. Wie konnte es dazu kommen?
02.11.2025, 15:2702.11.2025, 15:36

Es erinnert an die Erzählung von David gegen Goliath. Oder passender: wie sich mit Asterix und Obelix ein Dorf gegen den mächtigen römischen Machthaber Julius Cäsar stemmt.

Während Donald Trump weiterhin massiv Einfluss auf das politische Klima ausübt, wagt sich in New York ein bislang Unbekannter auf die Bühne.

Einer, der für all das steht, was der Präsident verachtet. Und dennoch hat Zohran Mamdani den Mut, dem mächtigsten Mann der Welt die Stirn zu bieten. Doch gibt vielleicht Trump selbst ihm am Ende sogar noch Rückenwind?

Donald Trump verängstigt queere Menschen in den USA

"Die Menschen sind verängstigt – und das sollten sie auch sein", berichtet der Autor und Influencer Spencer Thomas gegenüber watson.

"Wir haben uns in jeder erdenklichen Sicht zurückentwickelt."
Thomas Spencer gegenüber watson.

Thomas ist Anfang 20, zog aus dem ländlichen Connecticut nach New York, um an der NYU zu studieren.

2024 veröffentlichte er seinen ersten Roman. Darin erzählt er in Kurzgeschichten die diversen Lebensrealitäten junger queerer Menschen. Doch eben diese stehen in Trumps Amerika unter Angriff. "Das ist wirklich beängstigend", sagt er im Gespräch mit watson.

Spencer Thomas mit seinem Buch für queere Jugendliche und junge Erwachsene.
Spencer Thomas mit seinem Buch für queere Jugendliche und junge Erwachsene.bild: Screenshot instagram / @byspencerthomas

Für Spencer Thomas sei auch deshalb von Anfang an klar gewesen, dass er Zohran Mamdani in seiner Kandidatur unterstützen würde. Denn "Mamdani will Amerikaner:innen schützen, indem er New York zu einem Zufluchtsort macht".

Zohran Mamdani: Ein Sozialist, der gegen das Establishment siegte

Zohran Mamdani wurde in Uganda geboren und zog als Kind nach New York. Er wurde erst 2020 überraschend ins New Yorker Abgeordnetenhaus gewählt. Dementsprechend wurden seine Chancen als gering eingeschätzt, als er verkündete, als Bürgermeister kandidieren zu wollen.

Im Juni 2025 gewann der 34-Jährige überraschend die Nominierung der Demokraten, unter anderem gegen den lange einflussreichen früheren Gouverneur Andrew Cuomo.

Andrew Cuomo versucht es erneut: Zweite Runde gegen Mamdani

Andrew Cuomo musste noch in der Wahlnacht seine Wahlniederlage eingestehen. Schließlich entschied er sich dafür, ohne Nominierung in der Wahl als Unabhängiger zu kandidieren. Doch er liegt in den Umfragen weit zurück. Obwohl der derzeitige Bürgermeister Eric Adams seine eigene Kandidatur zurückgezogen hatte, um ihn zu unterstützen.

Der gebürtige Brooklyner Michael Magazine erklärt das gegenüber watson so:

"Frühere Kandidat:innen versprachen zwar Veränderungen, scheiterten nach ihrer Wahl aber an der Umsetzung. Sie gehören zu jener alten Garde der amerikanischen Politik, die sich auf große Schlagworte ohne echten Inhalt stützt. Zohrans Kampagne spricht dagegen direkt über Themen, die bei New Yorker:innen Anklang finden, die sich normalerweise nicht politisch engagieren."

Magazine ist Sprecher der Organisation "Sunrise Movement", die bereits prominente linke Abgeordnete wie Alexandria Ocasio-Cortez und Bernie Sanders supportete. Die Gruppe zählt zu den frühen Unterstützer:innen Mamdanis.

Das Sunrise Movement gehörte zu den frühen Unterstützer:innen Mamdanis.
Das Sunrise Movement gehörte zu den frühen Unterstützer:innen Mamdanis.bild: privat / michael magazine

Gleichzeitig hätten Eric Adams und Andrew Cuomo die Stadt mit ihren Handlungen "blamiert", erklärt Magazine.

Belastete Vergangenheit und wachsende Zweifel an Cuomo

Cuomo sah sich in der Vergangenheit zahlreichen Korruptions- und Belästigungsvorwürfen ausgesetzt. 2021 trat er von seinem Amt als Gouverneur des Bundesstaates New York zurück.

"Mamdani wurde nicht von 13 verschiedenen Frauen für sexuelle Belästigungen beschuldigt", bringt Vivian Wilson auf den Punkt, warum Cuomo für viele New Yorker:innen wohl unwählbar ist. Wilson ist für ihre öffentlichen Anfeindungen gegen ihren Vater Elon Musk bekannt geworden, sie unterstützt Mamdani öffentlich.

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Die Tochter von Elon Musk hat aus politischen Gründen keinen Kontakt zu ihrem Vater.Bild: imago images / TheNews2

"Für die New Yorker ist es logischer, auf ein neues Pferd zu setzen, statt auf das zu setzen, was seit Jahrzehnten nicht die erwünschte Veränderung bringt", erklärt dazu Niklas Kemper gegenüber watson.

Er berichtet von seinen Erfahrungen im Haustürwahlkampf, laut denen die New Yorker:innen sich von einem jüngeren, progressiveren Kandidaten eher abgeholt fühlten, als von Cuomo, "der mit jeder Faser eine gewisse Rückwährtsgewandtheit ausdrückt".

Kamala Harris musste Zohran Mamdani erst überzeugen

Das scheint das amerikanische Establishment zu verunsichern. Als Ex-Vizepräsidentin Kamala Harris ihre Unterstützung zum ersten Mal aussprach, wirkte sie alles andere als begeistert. "Klar, ich unterstütze den Demokraten im Rennen", sagte Harris damals laut CNN. Erst nach Kritik fand sie klarere Worte.

Die New Yorker Senatorin Kiristen Gillibrand hatte Mamadani in die Nähe des "globalen Dschihad" gestellt. Für diesen haltlosen Vorwurf musste sie sich nach einem öffentlichen Aufschrei entschuldigen. Für Michael Magazine war das eine eindeutig "islamophobe Aktion".

Josh Gottheimer, demokratischer Abgeordneter aus New Jersey, bezeichnete Mamdani als jemanden, der "extremistische Ansichten" vertrete, die mit der Demokratischen Partei unvereinbar seien, berichtete die "Washington Post". Gottheimer war einst Redenschreiber für Bill Clinton.

Selbst Hakeem Jeffries, Fraktionsvorsitzender der Demokraten im US-Repräsentantenhaus, zögerte monatelang, bis er Mamdani Ende Oktober schließlich doch seine Unterstützung zusicherte.

Es wirkt also nicht nur so, als müsse sich der demokratische Sozialist gegen Cuomo und den in Umfragen weit abgeschlagenen Republikaner Curtis Sliwa stellen. Gegen ihn stehen auch große Teile des demokratischen Establishments. Und das verfügt über noch Mächtigeres als ihre Unterstützungsaussprachen.

US-Wahlen drehen sich oft ums Geld: ein mächtiges Mittel

Michael Bloomberg, selbst ehemaliger Bürgermeister, steckte bereits Millionen in den Wahlkampf von Andrew Cuomo, um Mamdani zu verhindern.

Auch Milliardäre wie Barry Diller und Reed Hastings unterstützen Cuomo. Gleichzeitig wird Cuomo dafür kritisiert, Spenden von Trump-nahen Unternehmer:innen wie Bill Ackman angenommen zu haben, was Teile der Basis irritiert.

Cuomo stehe deshalb in der Kritik, "ein von Trump eingesetzter Verhinderungskandidat zu sein", erklärt Niklas Kemper gegenüber watson.

"Das schreckt die Wähler:innen mehr von Cuomo ab, als von Mamdani."
Niklas Kemper über den Einfluss, den die Trump-nahen Milliardäre auf die Wahl haben.

Trump droht Mamdani – und hilft ihm dabei unverhofft

Donald Trump selbst hat Mamdani längst zu seinem Erzfeind erklärt. Dessen Pläne, so drohte der Präsident, würden "Ärger mit Washington wie kein Bürgermeister in der Geschichte unserer einst so großartigen Stadt" bringen. Laut Medienberichten stellte er sogar Haft in den Raum.

Doch der 34-Jährige lässt sich von solchen Drohungen nicht einschüchtern. In der Woche vor der Wahl kündigte er an, Trump "bekämpfen" zu wollen – eine Ansage für jene, die seine Haltung bisher noch bezweifelt hatten.

Mamdanis Kampagne sei "zu 50 Prozent eine Protestkampagne", erklärt Niklas Kemper.

"Es geht auch darum, zu zeigen, dass unsere Stadt nicht die Moral und Prinzipien der Trump-Regierung verkörpert", erläutert Spencer Thomas gegenüber watson. Trump versuche, "ein dystopisches Amerika zu schaffen – eines, das von viel Angst und viel Hass geprägt ist".

Er hofft: "Wenn Zohran Bürgermeister von New York wird, steht das für eine Zukunft Amerikas, in der die Trump-Regierung nicht mit allem durchkommt". Damit wäre er ein mächtiger und gefährlicher Gegenspieler der Vorhaben der Trump-Regierung.

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