Streit auf dem G20-Gipfel – USA bietet Freihandels-Deal an, aber Europa passt er nicht
23.07.2018, 08:39
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Nach einer wochenlangen Eskalation im globalen Zollstreit haben die Finanzminister der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer bei ihrem Treffen am Sonntag in Buenos Aires über die Zukunft des Welthandels beraten.
Draußen wurde demonstriert
Bild: AP
Und obwohl die USA dabei ein wenig einlenkten, stellten sie Bedingungen, die für die Europäer inakzeptabel scheinen. Wie die Bundesregierung die Verhandlungen sieht und wovor der Internationale Währungsfond (IWF) warnt, erklären wir hier.
Die USA stellen Bedingungen an Europa
Im internationalen
Handelsstreit haben sich die USA gegenüber Europa und Japan
gesprächsbereit gezeigt. Beim Treffen der G20-Finanzminister in
Buenos Aires am Wochenende schlug Finanzminister Steven Mnuchin
erneut vor, die Handelsbarrieren innerhalb der Gruppe der sieben
traditionellen Industriestaaten (G7) fallenzulassen.
"Wenn Europa an den Freihandel glaubt, sind wir bereit, ein Freihandelsabkommen zu unterzeichnen."
US-Finanzminister Mnuchin
Es gebe allerdings drei Bedingungen:
Abschaffung von Zöllen
Abschaffung von Handelsbarrieren
Abschaffung von Beihilfen
Frankreich will sich nicht erpressen lassen
Frankreich hielt dagegen: Bevor sich die EU zu
Handelsgesprächen bereiterkläre, müsste US-Präsident Donald
Trump die Zölle auf Stahl und Aluminium sowie seine Drohung mit
Zöllen auf Autos zurückziehen.
"Wir weigern uns, mit einer Pistole auf der Brust zu verhandeln."
Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire
Der Vertreter des EU-Rats bei der G20, Hubert Fuchs,
schlug moderatere Töne an. Der Verzicht auf die Stahl- und
Aluminiumzölle sei keine Voraussetzung für Handelsgespräche. Er
begrüßte den Vorstoß Mnuchins. "Selbst der Finanzminister der
USA spricht sich für fairen und freien Handel aus. Das Problem
ist, dass die USA unter fairem und freien Handel etwas anderes
verstehen."
Der IWF warnt vor den globalen Folgen des Handelsstreits
Der IWF warnte unterdessen
die führenden Industrie- und Schwellenländer der G20-Gruppe vor
einer Eskalation des von Trump angezettelten Handelsstreits. Im
schlimmsten Falle könnte das weltweite Wirtschaftswachstum um
einen halben Prozentpunkt niedriger ausfallen, sagte IWF-Chefin
Christine Lagarde.
IWF-Chefin Lagarde warnte die G20-Gruppe vor einem Zerwürfnis
Bild: AP
In einem Entwurf für eine Abschlusserklärung kommen die G20
zum dem Schluss, dass durch den Handelsstreit und andere
politische Krisen die Risiken für das Wachstum der
Weltwirtschaft gestiegen sind. Sie riefen daher zu mehr
Dialogbereitschaft auf. Zudem sollten sich Länder mittels
Reformen gegen Risiken wappnen. Die Minister unterstrichen zudem
die Gültigkeit der Ergebnisse des G20-Gipfels der Staats- und
Regierungschefs vor einem Jahr in Hamburg. Der Handel treibe das
Wachstum der Weltwirtschaft voran, und daher seien multilaterale
Abkommen wichtig.
Was Deutschland dazu sagt
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier warnte vor einer
Verschärfung des Handelsstreits. "Sie können sich vorstellen,
wenn wir einen Schnupfen bekommen im deutsch-amerikanischen oder
im europäisch-amerikanischen Verhältnis, dann bekommen viele um
uns herum eine Lungenentzündung. Deshalb ist es eine
hochriskante Sache", sagte er im Deutschlandfunk. Der Konflikt
müsse so schnell wie möglich beendet und jede Möglichkeit
genutzt werden, um aus der Spirale gegenseitiger Drohungen
herauszukommen.
Deutsche Wirtschaftsverbände forderten ein
selbstbewusstes Auftreten der EU. "Europa darf sich nicht
erpressen lassen", sagte der Präsident des Bundesverbandes der
Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, der "Welt am Sonntag".
Der Zollstreit zwischen der Europäischen Union und den USA könnte nach Einschätzung der Bundesregierung die europäische Integration aber auch vorantreiben. "Eine wahrscheinlich gar nicht angestrebte Folgewirkung der Politik des amerikanischen Präsidenten könnte ein unglaublich beschleunigter Integrationsprozess der Europäischen Union sein", sagte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) am Sonntag beim Treffen der G20-Finanzminister und Notenbankchefs in Buenos Aires.
"Nur gemeinsam werden wir stark sein in der künftigen Welt."
Olaf Scholz beim G20-Gipfel
Wie Europa jetzt weiter macht
Mit Spannung wird die Reise von EU-Kommissionspräsident
Jean-Claude Juncker und Handelskommissarin Cecilia Malmström am
Mittwoch nach Washington erwartet. Sie wollen mit Trump über den
Handelsstreit sprechen. Trump hat den Streit mit den
europäischen Partnern entfacht, indem er Einfuhrzölle von 25
Prozent auf Stahl und zehn Prozent auf Aluminium verhängt hat.
Die EU hat darauf mit ähnlichen Zöllen etwa auf Motorräder und
Whiskey reagiert. Trump drohte daraufhin mit zusätzlichen Zöllen
auf Autos, die vor allem deutsche Hersteller treffen würden.
Sollte US-Präsident Donald Trump im Konflikt um immer neue Zölle nicht einlenken, erwägt die EU weitere Gegenmaßnahmen. "Die EU verhandelt als Gemeinschaft. Es gibt keine bilateralen Verhandlungen einzelner Staaten der Europäischen Union", sagte Scholz.
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