Eine Gruppe Männer sitzt irgendwo im Wald. Sie lachen in die Kamera und scherzen auf Spanisch untereinander. Im Hintergrund hängt Wäsche auf Leinen, die zwischen den Bäumen aufgezogen sind. An einem Holztisch sitzen mehrere Personen oberkörperfrei. Die Sonne scheint ihnen ins Gesicht. Es könnten Aufnahmen eines Camping-Trips sein – doch dann zeigen sie ihre Soldatenmarken.
Es ist das Wort "ruso" zu hören, das spanische Wort für "russisch". Die Männer sollen angeworbene kubanische Söldner sein, die für Russland gegen die Ukraine kämpfen. Das behauptet ein bekannter kubanischer Blogger, dem das Video angeblich zugeschickt worden ist.
Die Echtheit der Aufnahmen wurden noch nicht überprüft. Auch der freie Journalist Thomas van Linge teilt das Video auf X, ehemals Twitter. Ihm zufolge zeigt es wahrscheinlich einige der kubanischen Söldner, die von Russland rekrutiert wurden, um in der Ukraine zu kämpfen.
Brisant: Erst kürzlich gab Havanna eine Erklärung ab, einen von den Russen eingerichteten Menschenhändlerring in Kuba aufgedeckt zu haben. Menschliche Munition für Russlands brutalen Angriffskrieg in der Ukraine?
Laut kubanischen Behörden versucht ein Netzwerk in Russland, Kubaner auf Kuba und in Russland für den Krieg in der Ukraine zu rekrutieren, teilt das Außenministerium in Havanna mit. Einige Anwerbeversuche seien bereits unterbunden und strafrechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen eingeleitet worden. Aus Moskau gibt es zunächst keine Reaktion.
"Kuba vertritt eine klare Haltung gegen das Söldnertum und setzt sich bei den Vereinten Nationen aktiv gegen diese Praxis ein", heißt es in der Stellungnahme des Außenministeriums. Es führt aus:
Zuvor hatte der spanischsprachige US-Sender América TeVé berichtet, Kubaner seien angeworben worden, um auf der Seite von Russland in der Ukraine zu kämpfen. Teilweise würden die Kubaner auch mit falschen Versprechungen nach Russland gelockt. Der Sender América TeVé gilt als sehr kritisch gegenüber der autoritären Regierung in Havanna.
Russland und Kuba pflegen traditionell freundschaftliche Beziehungen. Für die hoch verschuldete Karibikinsel ist Moskau einer der engsten Verbündeten und wichtigsten Geldgeber. Die sozialistische Regierung in Havanna hat den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine nie klar verurteilt. Noch im November 2022 besuchte Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel seinen Kollegen Wladimir Putin in Moskau.
Laut "Washington Post" machte das kubanische Außenministerium keine Angaben dazu, ob die russische Regierung hinter dem Rekrutierungsnetzwerk steht oder ob es von einer Organisation wie der Wagner-Gruppe betrieben wird.
"Ich würde vermuten, dass es eine Verbindung zur Wagner-Gruppe oder einer anderen Söldnergruppe gibt und nicht zur Putin-Regierung selbst", zitiert die Zeitung William LeoGrande, ein Kuba-Forscher an der American University. "Aber es ist schwer vorstellbar, dass die russische Regierung nichts davon weiß."
(Mit Material der dpa)