Nach fortwährenden Raketenangriffen militanter Palästinenser hat Israels Armee in der Nacht zum Freitag ihre Angriffe auf den Gazastreifen noch verschärft. "Luft- und Bodentruppen greifen gegenwärtig im Gazastreifen an", teilte die israelische Armee bei Twitter mit. Eine Sprecherin konnte aber zunächst nicht erläutern, ob sich auch Bodentruppen in dem Küstenstreifen selbst befanden. Das israelische Fernsehen berichtete von massiven Angriffen der Luftwaffe sowie der Artillerie und Panzertruppen auf den Küstenstreifen.
Um den genauen Einsatz der Bodentruppen gab es Verwirrung. Im Gazastreifen seien "keine Soldaten", stellte die Armee in der Nacht zum Freitag klar. Zuvor hatte sie eine kurze Mitteilung an Medien versandt, in der stand, israelische Soldaten seien "im" Gazastreifen. Armee-Sprecher Jonathan Conricus bestätigte die Angabe der Nachrichtenagentur AFP, räumte später aber einen Irrtum ein. Dieser sei auf ein internes Kommunikationsproblem zurückzuführen. Conricus hatte eine Bodenoffensive im Gazastreifen zuvor als "ein Szenario" bezeichnet. Die Hamas hat für diesen Fall mit einer "heftigen Reaktion" gedroht.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte zu den Angriffen: "Ich habe gesagt, dass Hamas einen sehr hohen Preis zahlen wird." Man werde die Angriffe "mit großer Intensität fortsetzen", sagte er in einer Videobotschaft. "Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen und diese Operation wird so lange wie nötig weitergehen."
Das israelische Fernsehen berichtete, es sei der heftigste und breiteste Angriff im Gazastreifen seit Beginn der Eskalation am Montag. Die Armee rief Israelis in den Grenzorten, die bis zu vier Kilometer entfernt vom Gazastreifen leben, dazu auf, sich bis auf Weiteres in Schutzräume zu begeben.
Verteidigungsminister Benny Gantz hatte zuvor angesichts der Eskalation die Mobilisierung von weiteren 9000 Reservisten genehmigt. Vor zwei Tagen hatte die Armee bereits 5000 Reservisten mobilisiert. Nach Medienberichten bereitete sich die Armee auf eine mögliche Bodenoffensive vor.
Militante Palästinenser setzten am Donnerstag ihre Raketenangriffe auf israelische Bevölkerungszentren fort. Auch am Abend wurden erneut zahlreiche Städte beschossen, darunter Aschkelon, Aschdod und Modiin. Auch in die Richtung des internationalen Flughafens bei Tel Aviv wurden Raketen abgefeuert. In einer Ortschaft im Süden des Landes wurde nach Angaben von Rettungskräfte eine 87-Jährige auf der Flucht in einen Schutzraum tödlich verletzt.
Auch das israelische Militär setzte am Donnerstag seine massiven Angriffe auf das Küstengebiet fort. Im Gazastreifen starben nach Angaben des Gesundheitsministeriums 103 Menschen seit der Eskalation der Gewalt. In Israel wurden nach offiziellen Angaben bislang acht Menschen bei Raketenangriffen getötet.
Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern war zuletzt wieder aufgeflammt. Als Auslöser gelten Auseinandersetzungen von Palästinensern und radikalen israelischen Siedlern im Jerusalemer Viertel Scheich Dscharrah wegen bevorstehender Zwangsräumungen.
(om/dpa)