Ein Jahr nach der Ausrufung der Corona-Pandemie kämpft die Welt weiter gegen die Ausbreitung des neuartigen Erregers und die Folgen der globalen Gesundheitskrise. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef warnte am Donnerstag vor den langfristigen Folgen für Kinder und Jugendliche. Der Weltbund der Krankenschwestern und Krankenpfleger erklärte, die Pandemie könne zu "einem Massenexodus aus dem Beruf" führen. Aus Brasilien wurden Rekord-Infektionszahlen gemeldet, während die Europäische Arzneimittelbehörde grünes Licht gab für einen weiteren Impfstoff.
"Ein Jahr nach der Corona-Pandemie sind die Fortschritte in nahezu allen wichtigen Bereichen der Kindheit rückläufig", sagte Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. Die Zahl der Kinder, die hungern, isoliert sind, missbraucht werden, in Armut leben oder in Zwangsehen verheiratet werden sei gestiegen.
"Bei allen Maßnahmen zum Wiederaufbau unserer Welt nach Covid-19 müssen Kinder im Zentrum stehen", betonte Fore. Dies bedeute, Familien sozialen Schutz einschließlich Geldtransfers zu gewähren, sowie den Zugang zu kritischen Diensten für Kinder zu garantieren. "Nur dann können wir diese Generation davor schützen, eine verlorene Generation zu werden."
Auch der Weltbund der Krankenschwestern und Krankenpfleger schlug zum Jahrestag der Pandemie Alarm. Die Krise könne bereits in der zweiten Jahreshälfte zu "einem Massenexodus aus dem Beruf" führen, warnte der International Council of Nurses (ICN). Mindestens 3000 Pflegekräfte in 60 Ländern seien erwiesenermaßen bereits an einer Covid-19-Erkrankung gestorben. Die tatsächliche Zahl liege wahrscheinlich deutlich höher.
Wegen Burnouts und Stress in der Pandemie erwägen Millionen Fachkräfte einen Berufswechsel, wie ICN-Chef Howard Catton in Genf erläuterte. Die Pflegekräfte seien durch die Pandemie bis zur körperlichen und geistigen Erschöpfung getrieben worden und hätten eine "Massentraumatisierung" erlebt. "Sie erreichen den Punkt, an dem sie alles gegeben haben, was sie können."
Das neuartige Coronavirus war erstmals im Dezember 2019 in China nachgewiesen worden. Als die Infektionszahlen in Europa und Asien in den folgenden Monaten in die Höhe schnellten, stufte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Ausbreitung von Sars-CoV2 am 11. März als Pandemie ein.
Ihre höchste Alarmstufe wegen des neuartigen Erregers hatte die WHO allerdings schon am 30. Januar 2020 ausgerufen, indem sie die Verbreitung des Virus zu einem "öffentlichen Gesundheitsnotfall von internationalem Interesse" erklärte.
Bis heute wurden weltweit mehr als 117 Millionen Corona-Ansteckungen nachgewiesen. Mehr als 2.6 Millionen Infizierte starben. Zur Eindämmung der Pandemie wurde die Bewegungsfreiheit der Menschen rund um den Globus eingeschränkt und die Wirtschaft teilweise lahmgelegt.
Inzwischen wurden die Corona-Maßnahmen vielerorts wieder gelockert, doch bleibt die Lage in Ländern wie Brasilien äußerst angespannt. Dort meldeten die Behörden am Mittwoch einen Negativrekord von 2286 Corona-Toten binnen 24 Stunden. Insgesamt starben in Brasilien inzwischen mehr als 270.000 Infizierte. Nur in den USA liegt die Opferzahl höher.
In Deutschland starben nach jüngsten Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) insgesamt 72.810 Menschen nach einer Corona-Infektion. Nach Einschätzung von RKI-Präsident Lothar Wieler hat die dritte Corona-Welle hierzulande bereits begonnen.
Hoffnung im Kampf gegen die Pandemie machen vor allem die fortschreitenden Impfkampagnen in vielen Ländern. Weltweit wurden laut einer AFP-Zählung bislang mehr als 300 Millionen Impfdosen in 140 Ländern verabreicht, wobei weiterhin eine deutliche Kluft zwischen reichen und armen Ländern besteht.
In den USA erhielten bis zum Mittwoch mehr als 62 Millionen Menschen mindestens eine Impfdosis. US-Präsident Joe Biden hält zum Jahrestag der Pandemie am Donnerstagabend (Ortszeit) eine Ansprache. Es gebe "Anlass für Hoffnung", wird Biden laut vorab veröffentlichten Redeauszügen sagen. "Es gibt Licht am Ende des Tunnels."
Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA gab am Jahrestag der Pandemie grünes Licht für die Zulassung des Corona-Impfstoffs des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson. Damit steht in der EU nun erstmals ein Corona-Impfstoff zur Verfügung, bei dem nur eine Dosis erforderlich ist. Der Impfstoff von Johnson & Johnson ist der vierte Corona-Impfstoff nach denen von Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca, der eine EU-weite Zulassung erhält.
(andi/afp)