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Putins atombetriebene Rakete: Was Experten zur Waffe sagen

Russian President Vladimir Putin speaks during a meeting of the Presidential Council for the implementation of state demographic and family policy at the Kremlin in Moscow, Russia, Thursday, Oct. 23,  ...
Der russische Präsident Wladimir Putin prahlt mit seiner neuen Rakete.Bild: Pool Sputnik Kremlin / Mikhail Tereshchenko
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Russland: Putin prahlt mit Atomrakete – Experten weisen auf "große Dummheit" hin

Putins neue Superwaffe soll 14.000 Kilometer weit fliegen – angetrieben von einem Atomreaktor. Doch Expert:innen halten das Projekt für gefährlich, ineffizient und absurd. Ein Prestigeprojekt mit Strahlkraft – im schlimmsten Sinne.
28.10.2025, 14:1528.10.2025, 14:15

14.000 Kilometer Reichweite, ein Atom-Antrieb, präziseste Manövrierfähigkeit: Die Attribute von Putins neuer Superwaffe lesen sich wie eine Reihe Schreckensbotschaften. In einem Video erklärt der Kreml-Chef, die Armee habe die Tests mit dem Marschflugkörper "Burewestnik" – auf Deutsch "Sturmvogel" – abgeschlossen. Beweise dafür gibt es nicht, es bleibt bei Lippenbekenntnissen.

Der ehemalige Direktor für nukleare Nichtverbreitung bei der Nato, William Alberque, sagt aber, dass einiges auf erfolgreiche Tests hindeute. Bereits im August gab es erste Hinweise auf Tests – doch laut "Süddeutsche Zeitung" sieht Alberque zugleich Anzeichen dafür, dass das System noch nicht funktioniert.

Putins Superwaffe und ihre schwerfällige Entwicklung

Auffällig sei, dass Putin von einem erfolgreichen Test sprach, obwohl es in der Vergangenheit bereits ein paar gegeben haben müsste. Dahinter könnten Probleme stecken, sagt Alberque.

Ohnehin steckt hinter der Rakete ein ellenlanger Entwicklungsprozess. An der Waffe werde bereits seit 2001 gearbeitet, der erste Test fand 2016 statt. 2019 kamen bei einem Unfall im Zusammenhang mit einem Burewestnik-Test mindestens fünf Menschen ums Leben.

Problematisch ist der Atomantrieb, eine Technologie, welche zum Beispiel die USA bereits in den 1950ern verworfen hat. Grund waren technische Probleme – besonders wegen der Strahlungsbelastung –, aber auch Test-Schwierigkeiten, welche das Kosten-Nutzen-Verhältnis in ein zu gravierendes Ungleichgewicht stürzten.

Es sei zudem unverantwortlich, weiter an dieser Technologie festzuhalten, sagt Alberque der "Süddeutschen Zeitung". Schieße man die Rakete ab, würde radioaktives Material über einen großen Landstrich verteilt werden. "Wie ein Mini-Tschernobyl im Himmel."

Technisch faszinierend, strategisch jedoch fragwürdig, weil sie weiter fliegen können als Marschflugkörper, dafür aber manövrierfähiger sind als Interkontinentalraketen. Jedoch sollen sie auch langsam sein, was sie zu leichten Zielen macht.

"Der Burewestnik ist ein Flugkörper, der keine Schallgeschwindigkeit erreicht. Und wenn wir irgendwas aus dem Ukraine-Krieg gelernt haben, dann, dass solche Systeme einfach abzuschießen sind." Insofern bezeichnet Alberque dieses als "eines der dümmsten Systeme, die man sich vorstellen kann".

Putin sagt zwar, die Rakete sei schnell, doch daran gibt es eine Menge Zweifel. Auch von Fabian Hinz, Militäranalyst von der Denkfabrik International Institute for Strategic Studies (IISS). "Russland übertreibt bei den Fähigkeiten seiner Waffen gerne schon einmal", erklärt er im "Spiegel" und verweist auf den katastrophalen Vorfall von 2019.

Für Russland nur ein Prestigeprojekt?

Fabian Hoffmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Oslo Nuclear Project der Universität Oslo, geht zudem von einer weiteren Schwäche aus: der Menge. "Ein nuklearer Marschflugkörper, der voraussichtlich nur in sehr geringen Stückzahlen zur Verfügung stehen wird, macht hier keinen Unterschied, völlig unabhängig von der maximalen Flugdauer", sagt er dem "Spiegel".

Wozu also die Rakete? Die Expert:innen gehen von einem Prestigeprojekt aus, das einzig dazu dient, die USA einzuschüchtern, aber auch Russland nach außen stark wirken zu lassen. Wie gut das funktioniert, lässt sich anhand der Einschätzung aber bezweifeln.

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