Die Menschenrechtskommissarin Dunja Mijatovic kritisiert das französische PolizeigesetzBild: AA / Samir Yordamovic
International
Die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja
Mijatovic, hat den französischen Senat zu erheblichen Änderungen an
dem umstrittenen geplanten Sicherheitsgesetz aufgefordert. In einem
am Freitag veröffentlichten Schreiben hält sie dazu an, ein Verbot in
dem besonders stark kritisierten Artikel 24 zu streichen. Der Artikel
soll die Verbreitung von Aufnahmen von Polizeieinsätzen einschränken.
Ihrer Ansicht nach sei der dazu vorliegende Gesetzestext im Hinblick
auf die Achtung von Menschenrechten und Grundfreiheiten
unbefriedigend. Das Verbot stelle eine Verletzung der
Meinungsfreiheit dar.
Anfang Dezember kam in ganz Frankreich zu massiven Protesten, als Videoaufnahmen von gewalttätigen Polizisten die Menschen im Land in Aufruhr versetzten. In Paris eskalierte die Gewalt – es wurden Autos angezündet und Schaufenster zerschlagen. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Es wurden zahlreiche Demonstranten festgenommen. Gewerkschaften und Journalistenverbände hatten zu der Demonstration aufgerufen, die als friedlicher Marsch durch Paris geplant war.
Das Gesetz könnte die Vertrauenskrise zwischen der Bevölkerung und der Polizei verstärken
Mit dem geplanten Sicherheitsgesetz will Frankreichs Regierung die
Polizei besser schützen. Nach heftiger Kritik und den Massenprotesten
hatte sie angekündigt, Artikel 24 umformulieren zu wollen. Die
Nationalversammlung hatte dem Vorhaben bereits im November
zugestimmt. Nun muss sich der Senat als zweite Kammer mit dem
geplanten Gesetz befassen.
Mijatovic kritisierte, dass Artikel 24 die Vertrauenskrise zwischen
Teilen der Bevölkerung und Teilen der Ordnungskräfte verschärfen
würde. Die Bindung der beiden zu verstärken, bedeute ihrer Meinung
nach nicht, die Rechte des einen auf Kosten des anderen zu stärken.
Laut Mijatovic sollte das Gesetz abgeschwächt werden
In dem fünfseitigen Schreiben mit Datum vom Dienstag äußerte
Mijatovic auch Kritik am geplanten Einsatz von Drohen bei
Demonstrationen. Solch aufdringliche Überwachung solle nur eingesetzt
werden, wenn es klare Beweise etwa für den geplanten Einsatz von
Schusswaffen bei einer Versammlung gebe. Die Gründe für den Einsatz
von Drohnen sollten deshalb strenger definiert und die Mittel zur
Aufklärung der Bevölkerung verbessert werden. Auch bei
Videoüberwachung an öffentlichen Orten durch Behörden forderte
Mijatovic eine stärkere Eingrenzung.
Der Europarat mit Sitz im französischen Straßburg setzt sich für die
Wahrung der Menschenrechte in seinen 47 Mitgliedstaaten ein. Er ist
kein Organ der Europäischen Union.
(lfr/dpa)
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