Europa ist und bleibt das Herzensthema von Martin Schulz. Bild: picture alliance / Jean-Francois Badias/AP/dpa/montage
International
13.05.2018, 18:3814.05.2018, 13:04
In der SPD mehren sich die Stimmen für ein politisches
Comeback von Ex-Parteichef Martin Schulz auf der Europabühne. Schulz
sei der deutsche Europapolitiker schlechthin, sagte Berlins
Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) dem "Spiegel".
"Er steht und brennt für dieses Thema. Das nicht zu nutzen, wäre fahrlässig."
Michael Müller
Als
erstes Vorstandsmitglied bezog Müller damit offen Stellung für
Schulz. Auch der Chef des konservativen Seeheimer Kreises, Johannes
Kahrs, unterstützt die Spitzenkandidatur des früheren Präsidenten des
Europaparlaments, der aber als SPD-Kanzlerkandidat gescheitert war.
"Martin Schulz ist europaweit bekannt, geschätzt, vernetzt und kann und wird Europa vorantreiben."
Johannes Kars
In der Partei hieß es am Sonntag, Ende des Jahres gebe es
eine Europadelegiertenkonferenz, die einen eigenen deutschen
Spitzenkandidaten küren soll. Zudem soll es wie bei der Europawahl
2014 einen europäischen Spitzenkandidaten geben, der sich um das Amt
des EU-Kommissionspräsidenten bewirbt.
Hierfür wird aufseiten der
europäischen Sozialdemokraten die EU-Außenbeauftragte Federica
Mogherini als Favoritin genannt. 2014 war das noch Schulz, da die
Europäische Volkspartei (EVP), zu der auch die deutsche CDU und CSU
gehören, die Wahl gewann, wurde deren Spitzenkandidat Jean-Claude
Juncker aus Luxemburg schließlich neuer EU-Kommissionspräsident.
Diese Politiker könnten Schulz Konkurrenz machen:
- Brexit-Chefunterhändler Michel Barnier aus Frankreich: Berichten zufolge ist er für den EVP – den Zusammenschluss der Konservativen – eine Option.
- Udo Bullmann ist EU-Beauftragter der SPD und Fraktionschef in Europaparlament.
- SPD-Politikerin Luisa Boos ist Generalsekretärin in Baden-Württemberg und im Europabereich sehr engagiert und die SPD möchte im Rahmen ihres Erneuerungsprozesses weiblicher und jünger werden.
Schulz war von 2012 bis 2017 Präsident des Europaparlaments...
...und holte
2014 bei der Europawahl in Deutschland mit den Sozialdemokraten 27,3
Prozent – ein Plus von 6,5 Prozentpunkten im Vergleich zu Wahl 2009.
Als Kanzlerkandidat hatte Schulz dagegen weit weniger Erfolg, nach
einem verkorksten Wahlkampf rutschte die SPD 2017 auf 20,5 Prozent
ab.
Schulz sorgte für das schlechteste Ergebnis der SPD in der Geschichte der Bundesrepublik.
Nach dem Scheitern der Jamaika-Gespräche von Union, Grünen und
FDP ging die SPD unter großen Schmerzen trotzdem wieder eine große
Koalition ein. Der intern umstrittene Schulz verhandelte noch den
Koalitionsvertrag, trat danach aber als SPD-Chef zurück und wurde
auch nicht wie geplant Außenminister.
Anders als der ebenfalls nicht
mit einem Ministeramt bedachte Sigmar Gabriel trat er aber nicht
gegen seine eigene Partei nach. Schulz arbeitet heute als einfacher
Bundestagsabgeordneter.
Europa ist und bleibt sein Herzensthema.
Auf sein Bestreben wurde erstmals das Thema Europa an die erste
Stelle im Koalitionsvertrag gesetzt. Er kritisiert ein Bremsen bei
den von Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron vorangetriebenen
Bemühungen um eine vertiefte Integration, auch als Antwort auf den
drohenden Bruch des westlichen Bündnisses mit den USA.
"Das gilt vor allem für die CDU- und CSU-Kollegen und Angela Merkel."
Martin Schulz
Zu Monatsbeginn
hatte der SPD-Europapolitiker Axel Schäfer bereits sowohl Schulz als
auch Gabriel als Spitzenkandidaten für die Europawahl ins Spiel
gebracht.
Eine weitere Option für Schulz könnte theoretisch sein, nach der
Europawahl deutscher EU-Kommissar zu werden – bis 2019 ist das noch
Günther Oettinger (CDU), zuständig für den EU-Haushalt.
Union und SPD
haben bisher offengelassen, welche Partei den nächsten deutschen
EU-Kommissar stellen darf – hierfür dürfte aber eine entscheidende
Rolle spielen, wer am Ende stärker bei der Europawahl abschneidet.
(hd/dpa)
Rolf Mützenich ist der Fraktionschef der SPD. In zahlreichen Debatten spricht er für seine Partei im Bundestag. Mützenich ist bekannt für seine Friedenspolitik, gleichzeitig half er aber auch bei der Durchsetzung des Sondervermögens für die Bundeswehr.