In Libyen spitzt sich die Lage zu: Kurz vor Beginn der Konferenz in Berlin haben Anhänger des abtrünnigen Generals Chalifa Haftar wichtige Häfen für die Ölproduktion blockiert und damit international Kritik hervorgerufen. Die UN-Unterstützermission für Libyen (UNSMIL) rief am Samstag alle Parteien dazu auf, sich zurückzuhalten, während international nach Lösungen für den anhaltenden Konflikt gesucht werde.
Die staatliche Ölgesellschaft NOC gab für fünf Häfen im Osten des Landes eine sogenannte "Force Majeure"-Erklärung heraus und berief sich damit auf Höhere Gewalt bei Produktionsausfällen.
Bereits am Freitag hatten Stammesführer aus dem von Haftar kontrollierten Osten Libyens zur Blockade von Ölfeldern und Häfen aufgerufen. Sie werfen der verfeindeten – aber von den UN-unterstützten – Regierung in der Hauptstadt Tripolis vor, mit den Einkünften aus dem Ölgeschäft ausländische Kämpfer zu bezahlen.
Der Chef der libyschen Ölgesellschaft, Mustafa Sanalla, warnte davor, die Ölproduktion als "Spielkarten zur Lösung politischer Angelegenheiten" zu benutzen. Auch die UN-Mission warnte vor verheerenden wirtschaftlichen Auswirkungen auf die ohnehin schon desolate Situation im Land.
Ölexporte sind die wichtigste Einnahmequelle in dem Bürgerkriegsland. Nach Opec-Angaben lag die Exportmenge bei rund eine Million Barrel Rohöl pro Tag. Die staatliche Ölgesellschaft fürchtet durch die Blockade einen Einbruch von 800.000 Barrel täglich.
Für Sonntag hat Bundeskanzlerin Angela Merkel Vertreter von mehr als zehn Ländern nach Berlin geladen, um über eine Lösung des Libyenkonflikts zu berichten. Das nordafrikanische Land war nach dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi 2011 ins Chaos gestürzt.
(pcl/dpa)