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Trump-Regierung gegen Netflix-Show "Boots": Pentagon nennt sie "Müll"

BOOTS. Max Parker as Sgt. Sullivan in Episode 103 of Boots. Cr. Alfonso "Pompo" Bresciani/Netflix © 2023
Gestählte Männer-Körper, zarte Männer-Seelen: Das gefällt der Trump-Regierung nicht.Bild: Netflix / Alfonso "Pompo" Bresciani
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Trump-Regierung gegen Netflix-Serie "Boots": Pentagon schimpft über "Müll"

Unter Donald Trump hat sich im Staatsapparat der USA so einiges stark verändert. Das zeigt sich vor allem beim Militär. Trump ist der Image-Wechsel für seinen Kulturkampf so wichtig, dass seine Regierung nun sogar gegen eine ihr unliebsame Netflix-Serie schießt.
18.10.2025, 12:1118.10.2025, 12:11

Gender, woke, politisch korrekt – allesamt Buzzwords, die, sobald sie jemand ausspricht, gar keine weitere Erklärung benötigen. Dafür hat die politische Rechte weltweit in den vergangenen Jahren gesorgt. Was sie aussagen: Etwas ist von Linken herbeifantasiert, ideologisch verbohrt, einer falschen Moral folgend.

Dabei missachten viele politische Player (oft mutwillig), dass auch der Kampf gegen all diese Begriffe und was Menschen mit ihnen verbinden, ideologisch verbohrt ist. Das führt etwa so weit, dass sich die US-Regierung von einer Netflix-Serie angegriffen führt, nur weil diese eine andere Lebensrealität darstellt: Sie thematisiert Homosexualität im US-Militär.

Allein das provoziert die Regierung um Donald Trump anscheinend so sehr, dass sie sich äußern muss. Was in den vergangenen Jahren etwas ziemlich Normales war, ist nun vor allem eines: "woke."

Netflix-Show "Boots": Trump-Regierung schimpft über "Müll"

Konkret geht es um die neue Netflix-Serie "Boots", die seit dem 9. Oktober für Gesprächsstoff sorgt – und das nicht nur bei Serienfans. Die Geschichte eines schwulen Teenagers, der in den 1990er-Jahren in die US-Marine eintritt und seine Homosexualität verstecken muss, hat eine hitzige politische Debatte ausgelöst.

Während Fans und Kritiker:innen die Serie für die realistische Darstellung der Herausforderungen queerer Soldat:innen im US-Militär in den 90ern sowie die Abwechslung von Zärtlichkeit und hartem Militärdrill loben, hagelt es vor allem aus konservativen Kreisen scharfe Kritik.

Das Pentagon hat sich ungewöhnlich deutlich gegen die Serie positioniert. Sprecher Kingsley Wilson erklärte gegenüber "Entertainment Weekly" die Abneigung der aktuellen US-Führung gegen die Serie. Dabei enthält sein Statement sogar einen Satz, den man fast schon als progressiv missverstehen könnte:

"Das Gewicht eines Rucksacks oder eines Menschen interessiert es nicht, ob Sie ein Mann, eine Frau, homosexuell oder heterosexuell sind."

Genau so sollte es ja sein. Es ist egal, welches Geschlecht und welche Sexualität Menschen haben, egal ob im Militär oder anderswo. Doch damit fängt Wilson seinen Rant erst an.

Er bezeichnet "Boots", wie "Entertainment Weekly" schreibt, als "woken Müll" und wirft Netflix vor, eine "ideologische Agenda" zu verfolgen und an Zuschauer:innen und Kinder weiterzutragen.

Trump und Hegseth: Militär auf Anti-LGBTQ-Feldzug

Die US-Armee, so Wilson, konzentriere sich unter der Trump-Regierung darauf, das "Krieger-Ethos" wiederherzustellen. Diese Haltung spiegelt die aktuelle politische Linie der Regierung unter der Führung von Donald Trump und seinem Verteidigungsminister Pete Hegseth wider, die LGBTQ+-Themen im Militär zunehmend ablehnend gegenübersteht.

Hegseth, dessen Titel neuerdings offiziell "Kriegsminister" lautet, hatte im Juni ein Schiff der US-Marine, das den Namen des 1978 ermordeten schwulen Tauchoffiziers und Bürgerrechtlers Harvey Milk trug, umbenannt. Begründet wurde der Schritt damals damit, "die Kriegerkultur des Militärs wiederherzustellen", wie es in einer Marinemitteilung hieß.

Der "Frankfurter Rundschau" zufolge schrieb Hegseth dazu auf X: "Wir nehmen die Politik aus der Schiffstaufe heraus."

Bereits im Mai hatten Hegseth und Trump zudem den Ausschluss von trans Menschen aus dem Militär angeordnet. Diesen wurde eine Frist zum freiwilligen Austritt gegeben, andernfalls wurde ihnen mit der Entlassung gedroht.

Im September rief er laut Associated Press bei einem anberaumten Treffen mit hochrangigen Militärs aus, die "Woke"-Kultur in den Streitkräften zu beenden.

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