Der Auftritt Trumps spaltet die Mitarbeitenden bei CNN.Bild: Twitter/cnn
International
Für Donald Trump war es ein wichtiger Auftritt: Er war 70 Minuten lang bei CNN neben der Moderatorin des Senders, Kaitlan Collins, auf einer Bühne zu sehen. Was das bedeutete? Über eine Stunde voller reißerischer Aussagen und offensichtlicher Lügen sowie Verschwörungsunsinn, den der Ex-US-Präsident verbreitete.
Skurril: Er selbst hatte in der Vergangenheit immer wieder gegen CNN gehetzt, den Sender etwa als "Lügenpresse" bezeichnet. Seit 2016 war er nicht mehr zu CNN eingeladen worden. Nun, während er voll im Wahlkampfmodus ist, kam ihm ein Auftritt wie dieser gerade recht. Schließlich will er 2024 zurück ins Weiße Haus. Trotz all der Skandale.
Trump wurde aufgrund von sexuellem Missbrauch und Verleumdung zu einer Entschädigung in Millionenhöhe verurteilt. Bild: AP / Evan Vucci
Im Vorfeld war der Sender bereits heftig für die Townhallveranstaltung mit dem umstrittenen Ex-Präsidenten kritisiert worden. Das Verhalten Trumps bestätigte die Befürchtungen vieler Kritiker:innen. Er verbreitete derart dreiste Lügen, dass nun sogar CNN-Journalist:innen selbst den Auftritt hinterfragen.
CNN-Chef verteidigt Trump-Auftritt – Unverständnis bei Mitarbeitenden
Offenbar haben die 70 Minuten mit dem umstrittenen Politiker beim Sender heftige Furore ausgelöst, wie mehrere US-Medien, unter anderem der "Guardian", berichteten. Der Sender-Chef selbst verteidigte die Entscheidung damit, dass Amerika trotz allem davon "profitiert" habe.
Das sehen zahlreiche Mitarbeitende offenbar anders. "Es ist schwer zu verstehen, wie Amerika mit diesem Lügenspektakel geholfen wurde", schreibt etwa Oliver Darcy dazu in einem Newsletter beim US-Sender.
Teile der Mitarbeitenden sehen es laut mehrerer US-Medienberichte kritisch, dass Trump Lügen, Verschwörungsmythen und verbale Angriffe verbreiten konnte. Und das 70 Minuten lang zur besten Sendezeit und mit Applaus des Publikums.
Gegen diesen "Feuerwehrschlauch voller Lügen" sei selbst die Moderatorin Kaitlan Collins live im TV machtlos gewesen, schreibt Darcy. Und das bei einer so wichtigen Veranstaltung, einem Bürgerdialog im Bundesstaat New Hampshire.
Kritik aus den Reihen von CNN: Fakten-Check kam zu kurz
So konnten manche Aussagen teils ungefiltert und unkommentiert an die Öffentlichkeit gelangen. Das bemängelte auch der CNN-Moderator Jake Tapper. Er hatte direkt nach dem Event zugegeben: "Wir haben nicht die Zeit, alle seine Lügen zu überprüfen."
Der Sender selbst hatte nach der Sendung offiziell erklärt, dass man "Antworten bekommen" und die "Mächtigen zur Rechenschaft gezogen" habe. Und auch der CNN-Chef verteidigte den Auftritt Trumps gegen die Kritik: "Man muss die Antworten des ehemaligen Präsidenten nicht mögen. Aber man kann nicht sagen, dass wir sie nicht bekommen haben."
Dies soll er in einem Gruppenanruf gesagt haben, der intern im Unternehmen erfolgte. Woher die Öffentlichkeit das weiß? Vom Ex-CNN-Journalisten Brian Stelter, der durch Licht im Sommer 2022 hinausgeworfen worden war. Er gilt weiterhin als gut vernetzt mit CNN und als genauer Beobachter der Medienszene in den USA.
Der CNN-Chef soll demnach gesagt haben, dass die Berichterstattung über Trump auch in Zukunft "schmutzig und schwierig bleiben" werde, "aber das ist unser Job." Er glaube, dass "Amerika davon profitiert" hat.
Experten aus der Branche sprechen von "Katastrophe"
Kritik gibt es nicht nur intern. Eine Welle der Entrüstung geht durch die sozialen Medien. So twitterte der Kongressabgeordnete Jared Huffmann von der Demokratischen Partei: "Ich kann nicht glauben, dass CNN das getan hat. (...) Sie haben nichts gelernt."
Larry Sabato, ein bekannter Politikwissenschaftler, brachte ebenfalls seine Fassungslosigkeit zum Ausdruck. In einem Tweet schrieb er, wer vorausgesagt habe, dass die Veranstaltung eine "Pro-Trump-Katastrophe" werde, habe recht behalten. Er fordert eine detaillierte Erklärung vom Sender.
Zum Beispiel müsse CNN dringend erklären, wie das Publikum ausgewählt wurde, das mit so viel Applaus, Lachern und Jubel auf Trump reagierte, als wäre ein Maga-Fanklub vor Ort.
Ähnlich ernüchtert reagierte der Journalist und Medienanalyst Bill Carter: "Das war Wahnsinn, absoluter Wahnsinn. Wie einem betrunkenen Onkel ein Mikrofon zu geben und zu sagen: Leg los!"
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Und der Medienexperte Mark Lukasiewicz beschrieb den Auftritt so: "Das vorhersehbar katastrophale Bürgergespräch auf CNN war in der Tat katastrophal." Der Ex-Präsident habe mit der Geschwindigkeit eines halb automatischen Gewehrs vom Typ AR-15 Lügen verbreitet. Die Moderatorin? Machtlos, wenn es nach der Meinung des Medienexperten geht.
Es ist einer der wildesten Plot-Twists des US-Wahlkampfs: Elon Musk unterstützt seit Wochen intensiv Donald Trump. Und das, obwohl er ihn früher öffentlich aufforderte, endlich in Rente zu gehen.