International
20.10.2018, 10:2320.10.2018, 10:25
Die Parlamentswahl in Afghanistan wird von Gewalt und
groben organisatorischen Schwierigkeiten überschattet.
- Bei Angriffen
der radikalislamischen Taliban kamen am Samstag landesweit mindestens
zwei Menschen ums Leben, Dutzende wurden verletzt.
- Erste Wähler
gingen unverrichteter Dinge wieder nach Hause, nachdem Wahllokale
auch Stunden nach offiziellem Beginn der Parlamentswahl immer noch
nicht geöffnet waren.
- Offenbar erschien auch das Wahlpersonal in manchen
Stationen nicht.
- Die radikalislamischen Taliban hatten im Vorfeld zum
Boykott der Wahl aufgerufen und mit Gewalt gedroht.
Es kommt zu Gewalt
Aus verschiedenen Provinzen gab es Berichte über Angriffe. Nach
Angaben des Provinzrats Esmatullah Kurbani feuerten Taliban in der
Provinz Tachar in mehreren Bezirken Mörsergranaten ab, um die Wahlen
zu stören. In der Folge seien Wahlstationen geschlossen worden. Im
Bezirk Ischkamisch sei ein Haus getroffen worden. Dabei seien ein
Mensch getötet und weitere acht verletzt worden.
In Kabul waren ebenfalls Explosionen zu hören. Nach Angaben des
Krankenhauses wurde ein Kind getötet. 30 Menschen seien verletzt
worden. Raketenangriffe wurden auch aus Kundus gemeldet.
Auch die Kandidaten selbst berichten von Chaos
An manchen Wahllokalen zeigte sich ein chaotisches Bild. Nach Angaben
der Kandidatin für die Provinz Kabul, Mariam Suleimancheil, waren im
Kabuler Stadtteil Dehsabs zwar die Wahlbeobachter pünktlich vor Ort,
nicht aber das Wahlpersonal. Bei Twitter veröffentlichte sie Bilder,
die auf dem Boden liegende Wahlurnen zeigten.
Sie schreibt:
"Niemand weiß, was mit
dieser Wahlstation ist - totales Chaos"
Ähnliches berichtete die Kandidatin Saleha Soadat aus Westkabul. Und
in den Wahlzentren, die geöffnet seien, würden die Geräte zur
biometrischen Wählererfassung nicht funktionieren. Lokale Medien
berichteten von Protesten verärgerter Menschen vor mehreren
Wahlstationen.
Der 72-jährige Wähler Salman Ali sagte der Deutschen Presse-Agentur,
er habe seit dem frühen Morgen darauf gewartet, bei einer
Wahlstation in Westkabul seine Stimme abzugeben. Er habe inmitten
langer Menschenschlangen gestanden. Erst habe die Polizei gesagt, das
Personal sei noch nicht da. Anschließend habe es geheißen, die
Wahlmaterialien würden noch fehlen. Daher sei er schließlich
unverrichteter Dinge wieder nach Hause gegangen.
Angeblich streikt die Technik
Laut einer Sprecherin der Unabhängigen Wahlkommission (IEC), Schaima
Surusch, waren technische Probleme Grund für die Verzögerungen. Die
Kommission entschuldige sich dafür. Man arbeite mit Hochdruck daran,
diese Probleme zu lösen.
Erstmals werden bei Wahlen in Afghanistan biometrische Geräte zur
Wählererfassung verwendet. Wähler müssen unter anderem Fingerabdrücke
abgeben. Im Vorfeld der Wahl hatte es jedoch keinen Testlauf für die
Geräte gegeben.
Neben den technischen Problemen seien auch viele Lehrer, die als
Wahlpersonal eingeteilt waren, nicht in die Wahllokale gekommen,
sagte Surusch. Die Taliban hatten am Mittwoch Lehrern und
Schulleitern im Gewalt gedroht, sollten sie ihre Schulen als
Wahlbüros zur Verfügung stellen.
(mbi/dpa)
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