Die Parlamentswahl in Afghanistan wird von Gewalt und groben organisatorischen Schwierigkeiten überschattet.
Aus verschiedenen Provinzen gab es Berichte über Angriffe. Nach Angaben des Provinzrats Esmatullah Kurbani feuerten Taliban in der Provinz Tachar in mehreren Bezirken Mörsergranaten ab, um die Wahlen zu stören. In der Folge seien Wahlstationen geschlossen worden. Im Bezirk Ischkamisch sei ein Haus getroffen worden. Dabei seien ein Mensch getötet und weitere acht verletzt worden.
In Kabul waren ebenfalls Explosionen zu hören. Nach Angaben des Krankenhauses wurde ein Kind getötet. 30 Menschen seien verletzt worden. Raketenangriffe wurden auch aus Kundus gemeldet.
An manchen Wahllokalen zeigte sich ein chaotisches Bild. Nach Angaben der Kandidatin für die Provinz Kabul, Mariam Suleimancheil, waren im Kabuler Stadtteil Dehsabs zwar die Wahlbeobachter pünktlich vor Ort, nicht aber das Wahlpersonal. Bei Twitter veröffentlichte sie Bilder, die auf dem Boden liegende Wahlurnen zeigten.
Ähnliches berichtete die Kandidatin Saleha Soadat aus Westkabul. Und in den Wahlzentren, die geöffnet seien, würden die Geräte zur biometrischen Wählererfassung nicht funktionieren. Lokale Medien berichteten von Protesten verärgerter Menschen vor mehreren Wahlstationen.
Der 72-jährige Wähler Salman Ali sagte der Deutschen Presse-Agentur, er habe seit dem frühen Morgen darauf gewartet, bei einer Wahlstation in Westkabul seine Stimme abzugeben. Er habe inmitten langer Menschenschlangen gestanden. Erst habe die Polizei gesagt, das Personal sei noch nicht da. Anschließend habe es geheißen, die Wahlmaterialien würden noch fehlen. Daher sei er schließlich unverrichteter Dinge wieder nach Hause gegangen.
Laut einer Sprecherin der Unabhängigen Wahlkommission (IEC), Schaima Surusch, waren technische Probleme Grund für die Verzögerungen. Die Kommission entschuldige sich dafür. Man arbeite mit Hochdruck daran, diese Probleme zu lösen.
Erstmals werden bei Wahlen in Afghanistan biometrische Geräte zur Wählererfassung verwendet. Wähler müssen unter anderem Fingerabdrücke abgeben. Im Vorfeld der Wahl hatte es jedoch keinen Testlauf für die Geräte gegeben.
Neben den technischen Problemen seien auch viele Lehrer, die als Wahlpersonal eingeteilt waren, nicht in die Wahllokale gekommen, sagte Surusch. Die Taliban hatten am Mittwoch Lehrern und Schulleitern im Gewalt gedroht, sollten sie ihre Schulen als Wahlbüros zur Verfügung stellen.
(mbi/dpa)