
Ein Krankenwagen kommt nach den Kämpfen am Gefängnis von Guayaquil an.Bild: www.imago-images.de / Marcos Pin
International
24.02.2021, 08:0024.02.2021, 07:59
Blutiger Machtkampf hinter Gittern: Bei
einer Reihe gewalttätiger Auseinandersetzungen in mehreren
Gefängnissen sind in Ecuador über 70 Menschen ums Leben gekommen.
Mindestens 75 Häftlinge seien bei den Kämpfen in den Strafanstalten
in Guayaquil, Cuenca und Latacunga getötet worden, teilten die
Regierung des südamerikanischen Landes am Dienstag mit.
Auslöser der Auseinandersetzung war offenbar ein interner Machtkampf innerhalb der Bande Los Choneros, nachdem deren obersten
Anführer José Luis Zambrano alias "Rasquiña" im Dezember getötet
worden war. Nach Angaben der Gefängnisverwaltung hatte ein
Justizvollzugsbeamter zuletzt Schusswaffen in das Gefängnis von
Guayaquil geschmuggelt. Die Waffen sollten offenbar für Anschläge auf
Mitglieder rivalisierender Gruppen innerhalb der Gang sein.
Mächtigste kriminelle Organisation Ecuadors
Los Choneros ist die mächtigste kriminelle Organisation Ecuadors.
Die Bande ist in Drogenhandel, Schutzgelderpressung und Auftragsmorde
verwickelt und soll mit mexikanischen und kolumbianischen
Verbrechersyndikaten zusammenarbeiten.
Innenminister Patricio Pazmiño sprach von einer konzertierten
Aktion krimineller Organisationen. Präsident Lenín Moreno kündigte
den Einsatz des Militärs an. "Als Konsequenz der gewalttätigen
Auseinandersetzungen zwischen kriminellen Banden in drei Gefängnissen
des Landes, habe ich die Streitkräfte beauftragt, die Außenbereiche
der Haftanstalten strikt auf Waffen, Munition und Sprengstoff zu
kontrollieren", schrieb der Staatschef auf Twitter.
Schusswaffen, Macheten, Messer und Mobiltelefone in Zellen
Nachdem die Sicherheitskräfte die Haftanstalten wieder unter
Kontrolle gebracht hatten, durchsuchten die Ermittler die Zellen.
Dabei wurden in Guayaquil Schusswaffen, Macheten, Messer und
Mobiltelefone sichergestellt, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.
"Ich bin gerade rausgekommen. Sie haben an die Türen geschlagen
und geschrien", erzählte eine Besucherin des Gefängnisses von Cuenca
der Zeitung "El Universo". "Sie haben einen getötet - das habe ich
gesehen."
In Lateinamerika kommt es immer wieder zu gewalttätigen
Auseinandersetzungen in Gefängnissen. Viele Strafanstalten werden von
Gangs kontrolliert. Oftmals sorgen die Sicherheitskräfte lediglich
dafür, dass die Gefangenen in den Haftanstalten bleiben. Innerhalb
der Mauern bleiben sich die Häftlinge weitgehend selbst überlassen.
Zahlreiche inhaftierte Gangbosse steuern die Geschäfte ihrer
kriminellen Organisationen aus dem Gefängnis heraus.
(pas/dpa)
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