
Andrzej Duda hat den ersten Wahlgang gewonnen. Bild: imago images / Zbyszek Kaczmarek/REPORTER
International
29.06.2020, 06:3829.06.2020, 08:06
Bei der Präsidentenwahl in Polen hat der
nationalkonservative Amtsinhaber Andrzej Duda nach ersten Prognosen
die für eine Wiederwahl nötige absolute Stimmenmehrheit verpasst. Er
muss sich nun in zwei Wochen einer Stichwahl gegen den
oppositionellen Kandidaten Rafal Trzaskowski stellen. Duda kam auf
41,8 Prozent der Stimmen, Trzaskowski auf 30,4 Prozent.
Die Wahlbeteiligung war trotz der Corona-Pandemie hoch. Bis 17
Uhr hatten fast 48 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme
abgegeben, wie die Wahlkommission am Sonntag in Warschau mitteilte.
Bei der Präsidentenwahl 2015 hatte die Gesamtwahlbeteiligung am Ende
des Tages bei rund 49 Prozent gelegen. Die Wahlkommission will das
amtliche Endergebnis spätestens am Mittwochmorgen bekanntgeben, wie
ihr Vorsitzender sagte.
Duda-Herausforderer hofft auf Sieg in Stichwahl
Duda dankte am Sonntagabend in Lowicz westlich von Warschau
seinen Wählern für die Unterstützung. Wichtig sei, dass das Land so
geführt werde, wie es die Mehrheit der Bevölkerung wolle, sagte Duda
unter Jubelrufen seiner Anhänger. Er gratulierte seinem
Herausforderer Trzaskowski zu dessen Erfolg.
Trzaskowski sagte vor Anhängern in Warschau, das Ergebnis zeige,
dass ein hoher Prozentsatz der Polen den Wechsel wolle. "Wir haben
immer noch die Chance, zu siegen." Die zweite Runde werde eine Wahl
sein zwischen denen, die in die Vergangenheit blickten, um Streit zu
entfachen, und jenen, die Polen eine bessere Zukunft bringen wollten.

Dudas Herausforderer Trzaskowski.Bild: imago images / Jacek Dominski/REPORTER
Die Wahl galt auch als eine Art Volksabstimmung über die Politik
der PiS, die seit 2015 den Präsidenten stellt und über die absolute
Mehrheit im Parlament verfügt. Eine zweite Amtszeit Dudas würde das
Machtmonopol der Partei bis zur nächsten Parlamentswahl im Jahr 2023
untermauern.
Das Amt des polnischen Staatspräsidenten ist nicht rein
repräsentativ, der Präsident hat weitreichende Vollmachten und kann
Gesetze nicht nur mit einem Veto blockieren, sondern auch eigene
Gesetzesinitiativen anstoßen.
Wahl wurde wegen Corona verschoben
Trzaskowski repräsentiert das größte Oppositionsbündnis, die
liberalkonservative Bürgerkoalition (KO). Sein Sieg in der zweiten
Runde könnte bedeuten, dass die PiS bei fast allen Gesetzesvorhaben
damit rechnen muss, dass der Präsident von seinem Veto-Recht Gebrauch
macht und die Initiativen stoppt. Trzaskowski hat bereits
angekündigt, dass er die umstrittene Justizreform der PiS rückgängig
machen will.
Die Wahl war ursprünglich für den 10. Mai geplant, wurde aber
wegen der Corona-Pandemie kurzfristig verschoben. In den Wahllokalen
galten am Sonntag besondere Schutzvorschriften. Im Zentrum von
Warschau standen die Menschen mit Gesichtsmasken vor den Wahllokalen
Schlange, da in den Räumen nur eine begrenzte Personenzahl zugelassen
war. Desinfektionsmittel standen am Eingang bereit, die Wahlhelfer
trugen Handschuhe und durchsichtige Gesichtsvisiere. Wähler waren
gehalten, ihr Kreuzchen mit einem eigenen Stift zu machen.
Zünglein an der Waage?
Für den Wahlerfolg in der zweiten Runde könnte ein wichtiger
Faktor sein, für wen sich die Wähler der jetzt ausgeschiedenen
Kandidaten entscheiden. Auf dem dritten Platz landete laut Prognosen
mit 13,3 Prozent der unabhängige Bewerber Szymon Holownia. Der
bekannte Publizist und TV-Moderator sagte, er selbst werde zwar nicht
für Duda stimmen, wolle seinen Wählern aber nichts vorschreiben.
Mit
Trzaskowski wolle er sich treffen und ihm wichtige Forderungen seines
Wahlprogramms vorlegen. "Es bleibt immer die persönliche Entscheidung
freier Menschen, für wen sie stimmen wollen." Ein Sprecher des
Kandidaten Krzysztof Bosak von der rechtspopulistischen Konfederacja
(7,4 Prozent) sagte, man werde keine Wahlempfehlung
aussprechen.
(hau/dpa)
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