
Einige junge Russen wollen nur noch weg.imago/ VasilyxPindyurin/ watson-montage
International
Mehr als die Hälfte der jungen Russen im Alter
zwischen 18 und 24 Jahren würde einer Umfrage zufolge am liebsten
auswandern. Das ist ein Rekordwert seit zehn Jahren, wie das
Meinungsforschungsinstitut Lewada am Dienstag weiter mitteilte.
Allein von Mai bis September sei der Wert um 16 Prozentpunkte
gestiegen.
Der Putin-Effekt
Experten erklären den Anstieg mit der Unzufriedenheit junger
Russen, die sich um die Entwicklung in ihrem Land sorgen. Bei
Massenprotesten im Sommer in Moskau hatten auch besonders viele
Jugendliche gegen Behördenwillkür, Polizeigewalt und eine zunehmende
Einschränkung persönlicher Freiheiten demonstriert.
Über alle Altersklassen hinweg lag der Anteil der
Auswanderungswilligen bei 21 Prozent, sechs Punkte mehr als im Mai.
Die Regierung unter Präsident Wladimir Putin sieht sich bisweilen
Vorwürfen ausgesetzt, dass sich eine korrupte Machtelite einen Staat
nach ihrer eigenen Vorstellung zimmere – ohne Rücksicht auf
Andersdenkende.
Die Gründe
Der repräsentativen Umfrage zufolge geben die meisten Befragten
folgende Gründe für den Auswanderungswunsch an:
- Sie wollen vor allem ihren Kindern eine würdige Zukunft ermöglichen.
- An zweiter Stelle werde die miese wirtschaftliche Lage genannt, dann die medizinische Versorgung und die politische Lage.
Der Leiter
des Diskussionsforums St. Petersburger Dialog, Ronald Pofalla, hatte
in diesem Jahr vorgeschlagen, russischen Jugendlichen die visafreie
Einreise nach Deutschland zu ermöglichen. Viele russische Jugendliche
gelten als hervorragend ausgebildet. Sie beklagen der Lewada-Umfrage
zufolge aber auch, dass es in ihrer Heimat keine Entwicklungschancen
gebe.
(ts/dpa)
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