"Wir haben keinen Ketchup bestellt", sagt ein Mann im Anzug und setzt sich an einen Hochtisch. Darauf liegen zwei rote Packungen, eine mit Pommes gefüllt und die andere wohl mit einer Apfeltasche. Sein Gegenüber, ebenfalls mit Krawatte und perfekt sitzendem Jackett meint, er mag es lieber ohne Ketchup.
Es könnte ein ganz normales Gespräch zweier Freunde sein, die sich im Restaurant einer Fast-Food-Kette zum Mittagessen treffen. Doch hier tauschen sich zwei Spitzendiplomaten aus. Der eine ist aus den USA und der andere aus der Ukraine.
"Ich sollte nicht zu viel davon essen, rät mir mein Arzt", verrät einer der Männer auf Englisch mit ukrainischem Akzent. Aber beide stimmen zu, dass ab und an ein "Cheat Meal" okay sei.
Beim Besuch des US-Außenministers Antony "Tony" Blinken in der Ukraine lädt ihn sein ukrainischer Kollege Dmytro Kuleba zum Essen in einem berühmten Fast-Food-Restaurant ein. Dort tauschten sie sich wie alte Kumpels etwa über "Hangovers", also Katerstimmung aus.
"Wo ich früher gelebt habe in Washington, hatten wir einen McDonald's gleich um die Ecke", meint Blinken. Dort habe es das beste Frühstück gegeben. Darauf erzählt Kuleba, dass er als Student nach dem Feiern am liebsten zu dem Fast-Food-Giganten gegangen sei. "Ich bin mir sicher, das kam nur selten vor", witzelt Blinken, mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Der Ukrainer nickt zustimmend: "Sehr selten."
Aber wenn er früher zu McDonald's ging – mit Kater – dann habe er sich einen doppelten Cheeseburger und eine große Coke bestellt. "Das ist das beste Hangover-Frühstück", sagt er. "Das ist mir nie passiert", sagt Blinken mit verschmitztem Lächeln und bietet auch den anderen Gästen an, sich etwas zu bestellen. Die Kamera schwenkt in den Raum und zeigt: Die beiden sind nicht allein.
Eine Gruppe aus Sicherheitsleuten und Reporter:innen stehen neben ihnen. Darauf teilt Kubela mit ihnen eine Anekdote.
"In einem unserer Telefongespräche habe ich dem Außenminister Blinken erzählt, dass McDonald's die Ukraine verlassen hat und sie nicht zurückkommen. Das ist ein sehr schlechtes Zeichen. Menschen verloren ihre Arbeit, Lieferanten verloren Verträge. Und ich sagte zu ihm: Es wäre eine sehr wichtige Botschaft, wenn McDonald's zurückkäme."
Blinken habe ihm daraufhin versichert, zu schauen, was er tun kann. Nun sitzen die beiden in Kiew und speisen bei der weltberühmten Fast-Food-Kette. Sie tauschen sich locker aus, ohne jegliche Etikette, die man sonst von Staatsbesuchen kennt. Solche Bilder sollen wohl auch den freundschaftlichen Zusammenhalt der USA mit der Ukraine demonstrieren.
Bei seinem Besuch kündigt Blinken weitere US-Hilfe für Kiew in Höhe von mehr als einer Milliarde Dollar (930 Millionen Euro) an. 665,5 Millionen davon seien Hilfe für das Militär und den Schutz der Zivilbevölkerung, sagt er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Kuleba. Die zusätzliche Unterstützung solle der ukrainischen Gegenoffensive gegen die russischen Streitkräfte helfen, weiter "an Fahrt zu gewinnen", meint Blinken.
Es ist sein vierter Besuch in der Ukraine seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022. Während seines Besuches erschüttert ein brutaler Angriff Russlands die Ukraine.
Bei einem russischen Beschuss eines Marktplatzes in der Ostukraine kamen mindestens 17 Menschen nach ukrainischen Angaben ums Leben. Die Geschosse schlugen demnach am Mittwoch im Zentrum der Stadt Kostjantyniwka ein, 32 Menschen wurden verletzt. Der Angriff wurde von Vertretern des Westens wie der UNO scharf verurteilt.
(Mit Material der AFP)