Seit einigen Wochen beschäftigt uns die Coronakrise. Die Krankheit hat Auswirkungen auf viele Lebensbereiche: Schulen und Kindergärten sind geschlossen, die Wirtschaft lahmgelegt und viele arbeiten aus dem heimischen Wohnzimmer.
Wegen Ausgangsbeschränkungen, möglicher Ansteckungsgefahren und der ungewissen Zukunft geht es in unserem Leben fast um nichts anderes mehr. Da sind die übrigen, genauso relevanten Themen, schnell vergessen.
Hier ein Überblick über Ereignisse in diesem Jahr, an die wir uns weiterhin erinnern sollten. Weil sie entweder noch nicht abgeschlossen sind oder eine Mahnung für uns alle sein können.
Am 31. Januar dieses Jahres war es endlich vorbei. Großbritannien ist nach vier Jahren Verhandlung aus der EU ausgetreten. Am 20. Februar 2016 gab der damalige Premierminister David Cameron bekannt: Die Menschen in Großbritannien dürften über den Verbleib in der EU abstimmen. Sie stimmten bekanntlich dagegen.
Die eigentliche Brexit-Gegnerin Theresa May wurde Camerons Nachfolgerin, weil dieser für den Verbleib gestimmt hatte. Drei Jahre später waren die Briten immer noch in der EU und Boris Johnson Premierminister.
Johnson schaffte schließlich, was seiner Vorgängerin nicht glückte: Er holte sich eine Mehrheit für ein Austrittsabkommen im Unterhaus. Brexit done? Noch nicht ganz.
Anfang März begannen die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen Großbritannien und der EU. Bis Ende des Jahres haben beide Parteien Zeit, zu einer Einigung zu kommen. Bis dahin gilt eine Übergangsphase, zwischen Großbritannien und der EU ändert sich nichts.
Die Zeit für die Verhandlungen war ohnehin knapp. Wegen der Coronavirus-Pandemie ist nun auch wieder eine Verlängerung der Frist im Gespräch. Kommt euch bekannt vor?
Die Bilder haben wir alle noch vor Augen, wie Flammen den australischen Busch heimsuchten, Ortschaften evakuiert und Tiere gerettet werden mussten. Unvergessen auch das Video einer Frau, die ihr T-Shirt auszog, um einen Koala zu retten, der geradewegs in die Flammen tappste – geschafft hat er es leider nicht.
Eine Milliarde Tiere kam in den Flammen ums Leben, 12,5 Millionen Hektar wurden verbrannt, 33 Menschen starben und 3000 Häuser wurden zerstört.
Die Waldbrände bleiben eine Mahnung: Der vom Menschen verursachte Klimawandel erhöht das Risiko für gefährliche Wetterlagen.
Anfang des Jahres wurde der Kommandeur der iranischen Al-Kuds-Brigaden, Kassam Soleimani, durch eine Drohne der US-Amerikaner getötet. Ein Affront für das Regime in Teheran. US-Außenminister Mike Pompeo sagte zur Begründung, es habe Beweise für einen "unmittelbar" bevorstehenden Angriff Soleimanis auf Amerikaner in der Region gegeben.
Fünf Tage später schoss der Iran eine ukrainische Zivilmaschine ab, 176 Menschen starben. Mittlerweile ist das Coronavirus auch im Iran angelangt – und hat dort schon mehr als 1500 Menschen getötet.
Zu einem Krieg zwischen den USA und dem Iran, wie anfangs von vielen befürchtet, ist es nicht gekommen. Aber die Lage im Nahen Osten ist nach wie vor prekär, Verhandlungen über ein neues Atom-Abkommen gibt es nicht.
In Erfurt ließ sich Thomas Kemmerich (FDP) mit Hilfe der AfD zum Ministerpräsidenten wählen. Unvergessen das Bild von Thüringens Linken-Fraktionschefin Susanne Hennig-Wellsow, die Kemmerich die Glückwunschblumen vor die Füße schmeißt.
Die Wahl sorgte für eine Welle der Empörung. In deren Verlauf gab Kemmerich sein Amt wieder ab, die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer schmiss den Parteivorsitz wegen mangelndem Durchsetzungsvermögen hin. Bodo Ramelow (Die Linke) wurde schließlich doch wieder zum Ministerpräsidenten gewählt.
Die Thüringen-Krise hat die deutsche Politik ordentlich durchgeschüttelt.
Mitte Februar verübte ein 43-Jähriger einen rechtsextremistischen Anschlag. Neun Menschen wurden gezielt von ihm vor einem Kiosk und einer Shisha-Bar getötet. Später wurden er und seine Mutter leblos aufgefunden.
Der Attentäter verfasste ein rassistisches Pamphlet, das er im Internet veröffentlichte. Die Tat zeigte, einmal mehr, wie groß die Bedrohung durch gewaltbereite Rechtsextremisten in der Bundesrepublik ist. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sprach von einer "Blutspur des Rechtsterrorismus" in Deutschland seit den NSU-Morden.
Na klar, 1,5 bis 2 Meter Abstand kann man bei einer Demonstration für das Klima schwer einhalten. Seit dem Sommer 2018 protestieren Schüler und Studenten jeden Freitag für eine bessere Klimapolitik. Sie fordern unter anderem Klimaneutralität bis 2035, den Kohleausstieg bis 2030 und die hundertprozentige Versorgung mit erneuerbare Energien in der Energieversorgung bis 2035.
In der Coronakrise müssen die Aktivisten weltweit auf andere Mittel zurückgreifen. Statt auf die Straße zu gehen, wollen sie online weiterhin ein Zeichen setzen.