Außenministerin Annalena Baerbock spricht vor der UN-VollversammlungBild: dpa / Florian Gaertner
International
Es ist ein starkes Zeichen des weltweiten Zusammenhalts: Die
allermeisten Länder versammeln sich hinter einer Erklärung gegen
Russlands Angriff auf die Ukraine. Sie zeigen ein klares Lagebild der
globalen Stimmung - gegen den Krieg Putins, der fast allein steht.
141 Mitglieder für Resolution
Die Weltgemeinschaft hat den Angriff Russlands auf
die Ukraine mit historisch großer Mehrheit verurteilt und Moskau zum
Ende seiner Aggression aufgefordert. Bei einer Abstimmung am Mittwoch
in New York votierten 141 Mitglieder der UN-Vollversammlung für eine
entsprechende Resolution - weit mehr als bei früheren Konflikten
ähnlicher Art. 35 Länder enthielten sich, nur 5 lehnten den Beschluss
ab. Vor dem größten Gremium der Vereinten Nationen mit 193
Mitgliedern machten die westlichen Verbündeten damit die
internationale Isolation des russischen Präsidenten Wladimir Putin
sichtbar.
Als Minimalziel bei dem Votum galten 100 Stimmen – wie bei einer
Resolution 2014, die ein russisches Referendum auf der von Moskau
annektierten Krim für ungültig erklärte. Andere Diplomaten legten die
Messlatte für einen Erfolg auf 120 Stimmen. In der Vollversammlung
votieren so gut wie nie alle Mitglieder, einige von ihnen haben wegen
ausstehender Zahlungen zudem momentan kein Stimmrecht. Die dreitägige
Dringlichkeitssitzung war erst das elfte Treffen dieser Art bei den
UN in mehr als 70 Jahren.
Nur 5 Gegenstimmen
Neben der historisch hohen Zahl an Befürwortern zeigt sich die
Isolation Moskaus weltweit aber vor allem an den nur fünf
Gegenstimmen: Diese kamen von Belarus, Nordkorea, Eritrea, Syrien und
natürlich Russland selbst. Unter anderem China, Indien und der Iran
enthielten sich. Auffallend dabei: Auch eine Reihe von Ländern unter
starkem russischem Einfluss - Usbekistan, Turkmenistan, Armenien,
Kuba und Nicaragua - stimmten entweder gar nicht ab oder enthielten
sich. Eine Reihe arabischer Staaten stimmten dem Text zu.
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) schrieb auf Twitter: "Die
Vereinten Nationen sagen laut und deutlich: Wenn unsere friedliche
Ordnung angegriffen wird, stehen wir zusammen und handeln." Baerbock
hatte bei der Dringlichkeitssitzung - der ersten seit Jahrzehnten – am Dienstag persönlich an die Weltgemeinschaft appelliert, sich
hinter der Erklärung mit der Überschrift "Aggression gegen die
Ukraine" zu versammeln. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj
sprach auf Twitter von einer "beispiellosen Mehrheit". Das Ergebnis
zeige, dass eine weltweite Anti-Putin-Koalition in Kraft sei.
UN-Generalsekretär António Guterres sagte: "Die heutige Entschließung
spiegelt eine zentrale Wahrheit wider: Die Welt will ein Ende des
enormen menschlichen Leids in der Ukraine." Der britische Premier
Boris Johnson meinte, der "Kontrast zwischen richtig und falsch" sei
noch nie so deutlich gewesen. US-Außenminister Antony Blinken sprach
von einer "historischen" und "überwältigenden" Abstimmung.
"Die Welt will ein Ende des enormen menschlichen Leids in der Ukraine"
UN-Generalsekretär António Guterres
Eine angenommene Resolution in der Vollversammlung ist – anders als
Resolutionen des Sicherheitsrats – allerdings völkerrechtlich nicht
bindend und hat eher symbolische Bedeutung. Beobachter sehen sie im
Ukraine-Konflikt aber als Lagebild der globalen Stimmung.
In dem am Mittwoch verabschiedeten Text heißt es, die Vollversammlung
"verurteilt" den Angriff Russlands in der Ukraine und auch den Befehl
Putins, die Abschreckungswaffen der Atommacht in besondere
Alarmbereitschaft zu versetzen. Das Gremium "fordert, dass die
Russische Föderation unverzüglich ihre Gewaltanwendung gegen die
Ukraine einstellt und von jeder weiteren rechtswidrigen Androhung
oder Anwendung von Gewalt gegen einen Mitgliedstaat absieht". Weiter
heißt es, man sei in ernster Besorgnis über Berichte von Angriffen
auf zivile Einrichtungen wie Wohnhäuser, Schulen und Krankenhäuser.
Russland will Kurs nicht ändern
Russland machte deutlich, dass es seinen Kurs trotz der Abstimmung
nicht ändern wolle. "Dieses Dokument wird uns nicht erlauben,
militärische Aktivitäten zu beenden", sagte der russische
UN-Botschafter Wassili Nebensja. Es könne vielmehr "radikale Kräfte"
und "Nationalisten" in Kiew ermutigen, behauptete er. Moskau stellt
die demokratisch gewählte Regierung in der Ukraine als illegitim und
extremistisch dar.
"Sie sagen, Sie handeln in Notwehr. Aber die ganze Welt hat zugesehen, wie Sie monatelang Ihre Truppen aufgebaut haben, um sich auf diesen Angriff vorzubereiten."
Außenministerin Annalena Baerbock
Außenministerin Baerbock hatte bereits am Dienstagabend vor der
Vollversammlung am East River in New York in einer emotionalen Rede
von den Ländern der Welt verlangt, Russlands Handlungen zu
verurteilen. "Heute müssen wir uns alle zwischen Frieden und
Aggression, zwischen Gerechtigkeit und dem Willen des Stärkeren,
zwischen Handeln und Wegschauen entscheiden", sagte sie und warf
Moskau in scharfem Ton "Lügen" vor: "Sie sagen, Sie handeln in
Notwehr. Aber die ganze Welt hat zugesehen, wie Sie monatelang Ihre
Truppen aufgebaut haben, um sich auf diesen Angriff vorzubereiten."
(and/dpa)
Anfang des Jahres führte Günther Felßner noch als Vorsitzender des Bayerischen Bauernverbands die Proteste der Landwirte gegen die Ampel-Regierung in Berlin an. Mit gelber Warnweste stand er an der Spitze von Traktor-Kolonnen und protestierte unter anderem gegen die Politik von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne).