Die Familie des durch Polizeigewalt getöteten Afroamerikaners George Floyd erhält 27 Millionen Dollar Schmerzensgeld. Es sei eine außergerichtliche Einigung in Rekordhöhe mit der US-Stadt Minneapolis erzielt worden, erklärten die Anwälte der Familie am Freitag. Der Bürgermeister der Stadt, Jacob Frey, begrüßte den Vergleich. Die Gemeinschaft der Afroamerikaner in Minneapolis habe "ein schweres und tiefgreifendes Trauma erlitten", sagte er.
"Der heutige Vergleich spiegelt unsere gemeinsame Verpflichtung wider, Rassengerechtigkeit voranzutreiben", betonte Frey. Floyds Familie hatte nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners Klage gegen die Stadt Minneapolis eingereicht. Der Stadtrat hatte der Forderung einstimmig zugestimmt.
Floyds auf einem Handyvideo festgehaltener Tod am 25. Mai 2020 hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt und beispiellose Proteste ausgelöst. Der nun erzielte Vergleich sende die Botschaft, dass "die Leben von Schwarzen wirklich zählen" und dass Polizeigewalt gegen nicht-weiße Menschen aufhören müsse, sagte der Anwalt Ben Crump mit Blick auf die Protestbewegung "Black Lives Matter" (Das Leben von Schwarzen zählt).
Unabhängig von den Strafprozessen gegen die angeklagten Polizisten gewähre das Schmerzensgeld der Familie ein Stück Gerechtigkeit, "das sinnvoll, wichtig und notwendig ist", sagte ein weiterer Anwalt der Familie, Chris Stewart. Floyds Bruder Rodney sagte, die außergerichtliche Einigung sei ein notwendiger Schritt, um die Trauer allmählich zu bewältigen.
Am Montag hatte der Strafprozess gegen den ersten der vier beschuldigten Beamten begonnen, Derek Chauvin. Der weiße Ex-Polizist hatte dem wegen Falschgeld-Vorwürfen festgenommenen 46-Jährigen rund neun Minuten lang auf offener Straße in Minneapolis das Knie in den Nacken gedrückt, obwohl Floyd mehr als 20 Mal klagte, er bekomme keine Luft.
Dem nach Floyds Tod entlassenen Polizisten wird unter anderem "Mord zweiten Grades" zur Last gelegt. Das entspricht einem Totschlag in einem besonders schwerem Fall, wenn auch ohne Tötungsabsicht, und kann mit bis zu 40 Jahren Gefängnis bestraft werden.
Floyds Satz "I can't breathe" - "Ich kann nicht atmen" oder "Ich bekomme keine Luft" - wurde zu einem Motto der Black-Lives-Matter-Bewegung gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze. Die teilweise von Ausschreitungen überschatteten Proteste hielten die USA wochenlang in Atem. Der Prozess gegen Chauvin erhält daher enorme Beachtung. In den USA kommen Beamte wegen oft rassistischer Polizeigewalt nur selten vor Gericht, noch seltener werden sie verurteilt.
(mse/afp)