Für den, von ihm angepriesenen Impstoff "Sputnik V", ist Wladimir Putin zu alt.Bild: imago images / Russian Look
International
Der russische Präsident Wladimir Putin will sich mit
dem von eigenen Forschern entwickelten Impfstoff impfen lassen,
sobald das für seine Altersgruppe möglich ist. "Ich bin ein
gesetzestreuer Mensch. Ich halte mich an die Empfehlungen. Für solche
wie mich gibt es bisher keinen Impfstoff. Ich mache das, sobald es
möglich ist", sagte der 68-Jährige am Donnerstag bei seiner großen
Jahrespressekonferenz.
"Sputnik V" nicht für Menschen über 60 Jahren geeignet
Das international vermarktete Mittel "Sputnik V" ist nach Aussagen
Putins "effektiv und ungefährlich". Nach Angaben der russischen
Gesundheitsbehörden ist es allerdings nicht für Menschen über 60
Jahre geeignet. Ein Impfstoff für ältere Menschen solle aber bald
verfügbar sein, hieß es. In Russland läuft seit gut einer Woche
landesweit die Massenimpfung gegen das Coronavirus.
Russland ist nach Putins Worten bisher besser durch die
Corona-Pandemie gekommen als andere Länder. "Das Gesundheitswesen hat
adäquat reagiert", sagte er. "Wir können mit Überzeugung sagen, dass
wir die Probleme würdig gemeistert haben."
Kein neuer Lockdown in Russland
Im flächenmäßig größten Land der Erde gibt es trotz hoher Infektions-
und Todeszahlen keinen neuen Lockdown. Russland hatte nach
offiziellen Angaben am Donnerstag 28.200 neue Corona-Infektionen. Die
Anzahl der Toten stieg um 587 auf nun 49.151.
Wegen der Corona-Pandemie ging Putins mehrstündige Fragerunde mit
Vertretern internationaler und nationaler Medien erstmals nur im
Videoformat über die Bühne. Wegen der epidemiologischen Situation
wurde Putin aus seiner Vorstadtresidenz in Nowo-Ogarjowo
zugeschaltet. Der Staatschef nimmt seit Monaten wegen der Pandemie
nur äußerst selten Termine außerhalb der Residenz wahr.
Putin äußerte sich auf der Pressekonferenz auch zu Nawalny
Putin sieht außerdem keinen Grund für eine Vergiftung seines Gegners Alexej Nawalny. "Wer ist er schon? Wenn das jemand gewollt hätte, dann hätte er das auch zu Ende geführt", sagte der Kremlchef. Putin reagierte damit auf Vorwürfe Nawalnys, ein "Killerkommando" des Inlandsgeheimdienstes FSB habe ihn vergiften sollen. Russlands prominentester Regierungskritiker hatte Putin für den Mordanschlag verantwortlich gemacht.
Der Oppositionelle hatte mehrere mutmaßliche FSB-Agenten namentlich und mit Foto in einem Video beschuldigt, sie hätten auf ihn im August einen Anschlag mit einem Nervengift der Nowitschok-Gruppe verübt. Der chemische Kampfstoff ist international verboten.
Es handele sich hierbei um Material amerikanischer Geheimdienste, sagte der frühere FSB-Chef Putin. Er behauptete, US-Geheimdienste hätten Nawalny geholfen, die Behauptungen gegen russische Agenten aufzustellen. Der Kremlgegner hatte dagegen erklärt, die telefonischen Verbindungsdaten und Reiselisten von FSB-Mitarbeitern stammten von in Russland auf dem Schwarzmarkt käuflichen Dateien.
Putin meinte nun, wenn Nawalny Zugriff auf solche Datensätze habe, dann sei das interessant. "Dann müssen ihn die Geheimdienste natürlich beobachten. Aber das heißt überhaupt nicht, dass man ihn vergiften muss", sagte er. Nawalny war im August während eines Inlandsflugs in Russland zusammengebrochen. Nach einer Notlandung in der sibirischen Stadt Omsk wurde er auf Drängen seiner Familie in die Berliner Charité verlegt. Der 44-Jährige will nach einer Reha-Maßnahme in Deutschland wieder nach Russland zurückkehren. Putin sagte auch mit Blick auf jüngste Berichte zu seinem Privatleben und zu seiner Familie, dass dies gezielte Aktionen der US-Geheimdienste seien. "Es ist nicht möglich, das zu lesen", sagte er.
(vdv/dpa)
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