Die New Yorker Justiz hat ein Strafverfahren gegen eine weiße Frau eingeleitet, die mit einem Notruf mit falschen Anschuldigungen gegen einen Schwarzen für Empörung gesorgt hatte. Amy Cooper wurde für den 14. Oktober vor Gericht vorgeladen, wie Oberstaatsanwalt Cyrus Vance am Montag mitteilte. Ihr werden Falschangaben gegenüber der Polizei zur Last gelegt. Das kann mit bis zu einem Jahr Gefängnis bestraft werden.
Der Vorfall hatte sich Ende Mai im New Yorker Central Park zugetragen: Cooper war mit ihrem nicht angeleinten Hund unterwegs, als sie den Afroamerikaner Christian Cooper traf. Der nicht mit der Frau verwandte Vogelbeobachter forderte sie auf, den Hund an die Leine zu nehmen, wie es in dem Parkabschnitt vorgeschrieben ist. Es kam zu einem Streit, den der Mann mit seiner Handykamera aufzeichnete.
"Ich werde ihnen sagen, dass ein afroamerikanischer Mann mein Leben bedroht", sagte Cooper unmittelbar vor dem Anruf bei der Polizei - und machte ihre Drohung wahr: "Hier ist ein afroamerikanischer Mann, ich bin im Central Park, er filmt mich und bedroht mich und meinen Hund", sagte sie der Notrufzentrale. Obwohl der Afroamerikaner mehrere Meter von ihr entfernt stand und sich nicht bewegte, wiederholte sie die Anschuldigung mit dramatischer, sich überschlagender Stimme und rief "Bitte schicken Sie sofort die Polizei!"
Der Vorfall sorgte für wütende Reaktionen. Nicht nur machte das Video deutlich, dass Cooper die Frau nicht bedrohte. Der explizite Verweis auf einen Afroamerikaner in dem Notruf war zudem ein Rückgriff auf das rassistische Stereotyp, wonach Schwarze weiße Frauen angreifen.
Das Video wurde just an dem Tag hochgeladen, an dem in Minneapolis der Afroamerikaner George Floyd durch einen weißen Polizisten getötet wurde. Beide Vorfälle wurden zu Symbolen für alltäglichen Rassismus in den USA und Polizeigewalt gegen Schwarze.
Amy Cooper verlor in der Folge ihren Job beim Investmentunternehmen Franklin Templeton. Sie hat sich für ihr Verhalten entschuldigt. Das Video von dem Vorfall wurde bereits mehr als 40 Millionen Mal angeschaut.
(lau/afp)