Politik
International

Iran räumt versehentlichen Abschuss von Passagierflugzeug ein

200109 -- BEIJING, Jan. 9, 2020 -- Rescuers work at the air crash site of a Boeing 737 Ukrainian passenger plane in Parand district, southern Tehran, Iran, on Jan. 8, 2020. All the 179 passengers and  ...
Helfer suchen in den Trümmern der abgeschossenen Boeing nahe Teheran. Bild: imago images/Xinhua
International

Iran räumt versehentlichen Abschuss von Passagierflugzeug ein

11.01.2020, 08:2111.01.2020, 13:33
Mehr «Politik»

Der Iran hat nun doch eingeräumt, das ukrainische Passagierflugzeug mit 176 Menschen an Bord versehentlich abgeschossen zu haben.

  • Die Maschine sei für ein "feindliches Flugzeug" gehalten worden, teilte die Armee am Samstag in einer von der amtlichen Nachrichtenagentur Irna verbreiteten Erklärung mit. Es handele sich um "menschliches Versagen".
  • Irans Revolutionsgarden übernehmen nach Angaben ihres Luftwaffenchefs Amirali Hadschisadeh die volle Verantwortung für den Flugzeugabschuss. "Ich wünschte, ich könnte sterben und hätte nicht Zeuge eines solchen Unglücks sein müssen", erklärt er in einem Video, das das Staatsfernsehen online verbreitet.
  • Laut dem Kommandeur führte ein defektes Kommunikationssystem zu dem versehentlichen Abschuss.
  • Irans Präsident Hassan Ruhani schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter von einer "großen Tragödie und einem unentschuldbaren Fehler".

So erklärt der Iran den versehentlichen Abschuss

Luftwaffenchef Hadschisadeh berichtete, am Tag des Unglücks seien alle Streitkräfte wegen der Drohungen der USA, 52 Ziele im Iran anzugreifen, in höchster Alarmbereitschaft gewesen, darunter die Militärbasen in Teheran.

Die ukrainische Maschine wurde nach seinen Worten als potenzielle Gefahr eingestuft, man habe sie fälschlicherweise für einen Marschflugkörper im Anflug auf eine strategisch wichtige Militärbasis in Teheran gehalten. Der zuständige Offizier wollte demnach der Zentrale die Gefahr melden, aber genau zu dem Zeitpunkt habe es einen Defekt im Kommunikationssystem gegeben.

Der Offizier hatte laut Hadschisade dann nur wenige Sekunde zu entscheiden, ob er eine Luftabwehrrakete abfeuert oder nicht. "Und leider tat er es, was dann zu dem Unglück führte", sagte der Kommandeur.

Boeing 737 abgeschossen

Die Boeing 737 der ukrainischen Fluggesellschaft UIA war am Mittwochmorgen in der Nähe von Teheran abgestürzt, alle 176 Insassen wurden getötet. Kurz vor dem Absturz der Maschine hatte der Iran zwei von den US-Streitkräften genutzte Militärstützpunkte im Irak mit Raketen angegriffen.

Trotz vermehrter Mutmaßungen unter anderem westlicher Regierungschefs in den vergangenen Tagen, dass das Flugzeug versehentlich von einer iranischen Rakete getroffen worden sein könnte, hatte Teheran dies zunächst kategorisch dementiert.

Kiew fordert Entschuldigung und Entschädigung

Nach dem Eingeständnis des Abschusses forderte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Iran auf, die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen und Entschädigungen zu zahlen.

"Der Morgen heute war nicht gut, aber zumindest brachte er die Wahrheit ans Licht", schrieb Selenskyj am Samstagmorgen auf Facebook. Er erwarte ein volles Schuldeingeständnis und eine offizielle Entschuldigung über diplomatische Kanäle. Zudem sollten die Körper der Toten in ihre Heimatländer überstellt werden.

(ll/afp)

Donald Trumps "kleines Geheimnis": USA-Experte spricht von politischer Gewalt

Laut Donald Trump sollte es die "Rally des Jahrhunderts" werden. Doch seine Kundgebung im Madison Square Garden entpuppte sich als Aneinanderreihung von Schockmomenten.

Zur Story