International
06.07.2018, 19:2407.07.2018, 09:02
Die Rettung der seit zwei Wochen in einer thailändischen Höhle festsitzenden Jugendlichen wird immer mehr zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Zwar kündigten die Behörden an, das Risiko bei der geplanten Bergungsaktion so niedrig wie möglich zu halten.
Allerdings sollte es am Samstag regnen und das Wochenende über zu teils heftigen Niederschlägen kommen.
Seit zwei Wochen sitzen 13 Menschen in einer Höhle im Norden Thailands
fest. Seit vier Tagen haben die 12 Jungen und ihr Fußball-Trainer
zumindest Kontakt zur Außenwelt. Ihre Befreiung aus dem teils
überschwemmten Inneren des Berges an der Grenze zu Myanmar erweist sich
aber als überaus kompliziert. Die Gründe:
Der Regen
Die Jugendfußballer wurden bei ihrem Höhlenausflug am 23. Juni
wohl von einer Sturzflut überrascht – und flüchteten sich vor den
Wassermassen immer tiefer ins Innere. Mitten im Monsun, der in dieser
Region von Juni bis Oktober dauert, erschweren immer neue Regenfälle die
Rettung der Gruppe.
Je mehr Wasser in die Höhle strömt, desto
schlechter wird wegen aufgewirbelter Ablagerungen die Sicht für die
Taucher, die die eingeschlossene Gruppe derzeit mit dem Nötigsten
versorgen. Ein Taucher überlebte am Freitag den Einsatz nicht.
Das von Rettungskräften und Behörden derzeit bevorzugte Szenario sieht
vor, dass die Kinder in Begleitung von Rettungstauchern durch den
überfluteten Teil der Höhle herausschwimmen. Aber auch dieses Manöver
würde bei weiteren Regenfällen durch die schlechte Sicht unter Wasser
massiv behindert.
Das Wunder von Thailand
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Das Wunder von Thailand
Ein erstes Bild: Die 12 vermissten Nachwuchs-Fußballer und ihr Trainer sind am Montag in einer Höhle in Thailand aufgefunden worden.
quelle: imago stock&people / xinhua
Der Wasserstand
Seit Tagen pumpen Einsatzkräfte Wasser aus der Höhle – zunächst,
um die Vermissten überhaupt zu finden. Dann, um sie vor weiter
steigenden Pegeln zu schützen. Vor allem in Medien wird die Möglichkeit
diskutiert, die Höhle mit Hilfe der Pumpen so weit auszutrocknen, dass
die Jungen sie zu Fuß verlassen könnten. Angesichts der Wassermassen
erscheint diese Lösung derzeit aber unwahrscheinlich. Die erwarteten
weiteren Regenfälle der kommenden Tage werden die Situation eher noch
verschärfen.
Aber es gibt noch mehr Probleme:
Die Atemluft
Die Luft wird dünn für die Jugendlichen und ihren Coach. Ein
Armeegeneral berichtet, der Sauerstoffgehalt in der Kammer liege aktuell
bei rund 15 Prozent – sonst sind es etwa 20 Prozent. Deshalb soll nun
Sauerstoff zu den Eingeschlossenen gepumpt werden. Die Leitung müsste
4,7 Kilometer lang sein, um vom Höhleneingang bis zur Kammer zu reichen.
Wie lange die Jungen noch ohne zusätzlichen Sauerstoff ausharren
können, bleibt offen.
Die Tiefe
Die Rettungskräfte haben sich in dem bergigen Gelände über der Höhle
Tham Luang-Khun Nam Nang Non auf die Suche nach möglichen weiteren
Ausgängen gemacht. Erkundet wird auch die Möglichkeit, einen
Rettungsschacht zu den Gestrandeten zu bohren – technisch eine große
Herausforderung, denn auf Hunderten von Metern müsste durch Stein
gebohrt werden. Mit einer Ausdehnung von etwa zehn Kilometern zählt die
Höhle in der Grenzregion Chiang Rai zu den längsten des Landes. Wegen
ihrer schwer zugänglichen Lage ist sie wenig erforscht und wird vor
allem von Einheimischen aufgesucht.
Einen Taucher kostete der Rettungsversuch das Leben. Hier die Hintergründe:
Die Fitness
Die Erfolgsaussichten der Rettungsaktion sind auch von der körperlichen
Verfassung der Jugendlichen abhängig. Der Weg von ihrem Zufluchtsort bis
zum Höhleneingang führt durch dunkle, teils überflutete Gänge und
dauert rund fünf Stunden. Die meisten können bisher nicht schwimmen –
ihr Überleben könnte aber davon abhängen, den Weg durch die Wassermassen
aus eigener Kraft zu schaffen. Zwar bekommen sie jetzt Tauchunterricht,
zudem würden sie von Rettungstauchern begleitet – aber der Weg bleibt
eine Herausforderung.
Die Psyche
Grundsätzlich ist in der abgeschlossenen Höhle mit klaustrophobischen
Reaktionen und existenziellen Todesängsten zu rechnen. Die jungen
Fußballer hatten nichts zu essen, waren nass und unterkühlt. Zudem
hatten sie tagelang keinen Kontakt nach draußen und wissen noch immer
nicht, wie lange die lebensbedrohliche Situation dauern wird. "Der
Kontakt zur Außenwelt war ein ganz entscheidender Lebensmotor", sagt der
Berliner Psychologie-Professor Peter Walschburger. Seitdem sei die
Hoffnung auf Rettung gewachsen, auch wenn weitere Gefahren warten.
Hier nochmal alles zum Kampf gegen die Zeit:
Walschburger bewertet es positiv, dass sich die Jungen in einer
Entwicklungsphase befänden, in der die Unternehmungslust maximal
ausgeprägt sei. Dem Trainer falle die natürliche Führungsrolle für den
Zusammenhalt in der Mannschaft zu. "Aber auch unter den Jugendlichen
dürften sich Hierarchien herausbilden, in denen Einzelne den
Lebenswillen der Gruppe stärken und das Überleben organisieren", sagt
Walschburger. So fördere etwa auch das Training für einen möglichen
Tauchgang den Zusammenhalt. "Ich bin zuversichtlich, dass da eine
Heldengeschichte rauskommt."
(mbi/dpa)
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