Joe Biden lädt zum virtuellen Klimagipfel.Bild: ap / Andrew Harnik
International
22.04.2021, 07:3722.04.2021, 12:23
Krisengipfel in der Krise: In der Corona-Pandemie will US-Präsident
Joe Biden den Blick wieder auf den Klimaschutz richten. Er kommt an diesem Donnerstag und Freitag mit 40 Staats- und Regierungschefs zu einem Online-Klimagipfel zusammen.
Das Treffen soll die Dringlichkeit und
den wirtschaftlichen Nutzen von stärkeren Klimaschutzmaßnahmen auf
dem Weg zur Klimakonferenz der Vereinten Nationen im November in
Glasgow unterstreichen. Es wird erwartet, dass Biden ein neues Ziel
bei der Verringerung der Treibhausgase seines Landes für 2030 als
Beitrag zum Pariser Klimaabkommen verkündet, in das er die USA nach
dem Austritt durch seinen Vorgänger Donald Trump zurückgeführt hat.
Biden will die USA zum Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel machen
Die neue US-Regierung will den Kampf gegen den Klimawandel ins
Zentrum ihrer Außen- und Sicherheitspolitik stellen und eine
Vorreiterrolle spielen. Mit einer eigenen neuen Zielsetzung will
Washington auch andere Länder zu ehrgeizigeren Absichten bewegen.
Umweltverbände und Wirtschaftsvertreter haben die neue US-Regierung
dazu aufgefordert, als neues Klimaziel für 2030 eine Verringerung der
Treibhausgase um mindestens 50 Prozent des Niveaus von 2005
anzustreben.
Für den zweitägigen Gipfel haben neben Bundeskanzlerin Angela Merkel
der russische Präsident Wladimir Putin, Chinas Staatschef Xi Jinping
und der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro ihre Teilnahme
zugesagt. Die USA und China sind die weltweit größten
Kohlendioxidproduzenten, so dass es besonders auf ihre Bemühungen
ankommt. Kein Eingeladener hat nach Angaben des Weißen Hauses
abgesagt.
EU verkündete neues Klimaziel
Washington dringt auf einen globalen Kraftakt: Ein Regierungsbeamter
betonte vor dem Gipfel, dass die USA für etwa 13 Prozent der
weltweiten Emissionen verantwortlich seien. "Wenn wir das Problem
lösen wollen, müssen wir in den anderen mehr als 85 Prozent der Welt
Maßnahmen ergreifen."
Am Tag vor dem Klimagipfel verpflichtete sich die Europäische Union
offiziell zu einer Senkung der Treibhausgase um mindestens 55 Prozent
bis 2030 und eine Wirtschaft ohne neue Klimalasten bis 2050. Will die
EU ihre neuen Ziele erreichen, muss sie in den kommenden Jahren ihre
Wirtschaft komplett umbauen. Die Hoffnung ist, dass die USA, China
und andere große Verschmutzer mitmachen, um die gefährliche Erwärmung
der Erde zu stoppen.
Bei der Weltklimakonferenz in Glasgow sollen alle Partner des Pariser
Klimavertrags offiziell ihre Klimaziele nachschärfen. Andernfalls
würde das Vertragsziel verfehlt, die globale Erwärmung bei unter 2
Grad - und möglichst bei nur 1.5 Grad - zu halten. Vergleichsmaßstab
ist die vorindustrielle Zeit. Die Corona-Pandemie hatte die
Klimadiplomatie der Vereinten Nationen ins Stocken gebracht. Die
Konferenz in Glasgow sollte eigentlich schon Ende letzten Jahres
stattfinden.
Die Klimaaktivistin Greta Thunberg soll am Donnerstag vor einem
Ausschuss des US-Kongresses sprechen. Die Aktivisten von Fridays for
Future haben für Freitag zu weltweiten Protestaktionen aufgerufen.
Unter dem Motto "No more empty promises" ("keine leeren
Versprechungen mehr") will die Bewegung mit kreativen Aktionen für
mehr internationalen Klimaschutz auf die Straße gehen. Auch in
mehreren deutschen Bundesländern sind unter Einhaltung der
pandemiebedingten Sicherheitsvorkehrungen Kundgebungen geplant. Wie
Fridays for Future Deutschland mitteilt, wollen die Aktivisten am
Freitagmittag auch bei einer Aktion vor dem Kanzleramt ein "Ende der
Symbolpolitik" fordern.
Die Klimaaktivisten dringen auf ein klares Bekenntnis der globalen
Entscheidungsträger zu "schnellstmöglicher Klimaneutralität".
Investitionen in und Subventionen für fossile Energieträger wie Kohle
und Gas müssten ein Ende haben, lautet eine der Kernforderungen.
Außerdem fordert die Bewegung einen Kohleausstieg bis 2030 sowie eine
zu 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung bis 2035.
(hau/dpa)
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