Die israelische Armee hat beim Beschuss des Gazastreifens am Samstag auch ein Gebäude internationaler Medien angegriffen. Das Hochhaus sei von mehreren Raketen getroffen und zerstört worden, berichteten Journalisten der Nachrichtenagentur AFP. In dem Gebäude hatten unter anderem der katarische Fernsehsender Al-Jazeera und die US-Nachrichtenagentur Associated Press (AP) ihre Büros.
Nach Angaben eines AP-Journalisten wurde der Eigentümer des Hochhauses von der israelischen Armee im Vorfeld des Angriffs "gewarnt", dass dieses "zum Ziel wird". Die Journalisten hätten jedoch keine Zeit gehabt, ihr Equipment zu retten. Ein weiterer Korrespondent der US-Nachrichtenagentur berichtete auf Twitter: "Wir sind die Treppen aus der elften Etage hinuntergerannt."
Auch der Fernsehsender Al-Jazeera bestätigte auf Twitter, dass sich seine Büros in dem Gebäude befanden. Er zeigte zugleich Live-Aufnahmen von dem zusammenstürzenden Hochhaus.
Die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) hat entsetzt auf die Zerstörung eines Hochhauses mit ihrem Büro im Gazastreifen bei einem israelischen Luftangriff reagiert. "Das ist eine unglaublich beunruhigende Entwicklung", teilte AP-Präsident Gary Pruitt am Samstag in New York mit. "Wir sind nur knapp einem schrecklichen Verlust von Menschenleben entgangen." Die Nachrichtenagentur sei vorab über den Luftschlag auf das Hochhaus mit den Medienbüros informiert worden. Ein Dutzend AP-Journalisten und freie Mitarbeiter seien rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden.
Pruitt zeigte sich "schockiert" darüber, dass das israelische Militär ein Gebäude mit Medienbüros zerstörte. Die Welt werde nun weniger darüber erfahren, was in Gaza passiert. Den Streitkräften sei bekannt gewesen, dass das AP-Büro in dem Gebäude untergebracht war. "Wir bemühen uns um Informationen von der israelischen Regierung und sind mit dem US-Außenministerium in Kontakt."
Der katarische TV-Sender Al-Jazeera teilte mit, auch er habe sein Büro in dem Gebäude gehabt. Der Sender zitierte seine Korrespondentin Youmna al-Sayed mit den Worten, dass die Armee dem Besitzer des Hochhauses eine Stunde für die Evakuierung eingeräumt habe. Der Besitzer habe erfolglos um mehr Zeit gebeten. "Die Zerstörung ist gewaltig", sagte sie. "Kein Ort in Gaza scheint jetzt sicher zu sein."
Die israelische Armee IDF teilte bei Twitter mit, Kampfjets hätten am Samstag ein Hochhaus angegriffen, in dem der Militärgeheimdienst der islamistischen Hamas über "militärische Ressourcen" verfügt habe. "In dem Gebäude liegen Büros ziviler Medien, hinter denen die Terrororganisation Hamas sich versteckt und die es als menschliche Schutzschilde missbraucht." Die Hamas positioniere ihre militärischen Mittel absichtlich im Herzen dicht besiedelter Wohngebiete im Gazastreifen. Ein Sprecher des militärischen Hamas-Arms sagte nach der Zerstörung des Gebäudes, Tel Aviv solle sich auf eine "Antwort vorbereiten, die die Erde erschüttern lässt".
Trotz internationaler Vermittlungsversuche hält die schwerste Gewalteskalation seit Jahren zwischen Israel und Palästinensern in Nahost seit Tagen an. Die israelische Armee griff seit Montag rund 800 Ziele im Gazastreifen an. Radikale Palästinenser schossen ihrerseits aus dem Gazastreifen mehr als 2000 Raketen auf Israel ab.
(vdv/afp)