Maschinen, die in den Krieg geschickt werden und selbst Ziele wählen und töten – Fortschritt oder Horrorvorstellung? Was wie ein Science-Fiction-Film klingt, ist längst in der Entwicklung.
Muss das nicht verboten werden? Darum ringen ab Montag (27. August) wieder Diplomaten aus Dutzenden Ländern in Genf.
"Man sollte die Sache nicht dramatisieren", wiegelte der Vorsitzende der Beratungen, der indische Botschafter Amandeep Gill, im Frühjahr ab. "Roboter werden nicht die Welt übernehmen."
Aber Kritiker sind höchst alarmiert. "Waffen können nicht zwischen Freund und Feind unterscheiden und gehören auf den völkerrechtlichen Prüfstand", sagt Thomas Küchenmeister von der deutschen Organisation Facing Finance, Mitglied der internationalen Kampagne gegen Killerroboter ("Campaign to Stop Killer Robots"). Eine Entscheidung, Menschenleben auszulöschen, dürfe niemals einer Maschine überlassen werden.
Es besteht kaum Zweifel, dass die USA, Russland, China, Israel, Südkorea und Großbritannien an solchen Systemen arbeiten. Sie existierten schon, sagt Neil Davison vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Es wacht über die Einhaltung des humanitären Völkerrechts, die weltweit anerkannten Genfer Konventionen, und ist besorgt über die Entwicklung. "Angriffe sind streng auf militärische Ziele zu beschränken", heißt es in den Genfer Konventionen etwa. Können Maschinen das entscheiden? "Menschen müssen genügend Kontrolle behalten, um legale Entscheidungen zu treffen", sagt Davison.
Die Waffen der neuen Art werfen Unmengen Fragen auf:
"Die Linie der Bundesrepublik ist klar: für uns kann die Entscheidung über Leben und Tod nicht einer Maschine übertragen werden", sagte Biontino im Frühjahr. Es steht sogar im Koalitionsvertrag: "Autonome Waffensysteme, die der Verfügung des Menschen entzogen sind, lehnen wir ab. Wir wollen sie weltweit ächten." Gemeinsam mit Frankreich hat Deutschland einen Verhaltenskodex vorgeschlagen, wonach alle heutigen und künftigen Waffensystem menschlicher Kontrolle unterliegen müssen.
Das sei ein zahnloser Tiger, sagt aber "Campaign to Stop Killer Robots"-Sprecher Küchenmeister. "Ein Verhaltenskodex ist nicht völkerrechtlich verbindlich."
Die Kampagne gegen Killerroboter verlangt einen verbindlichen Vertrag. Aber viele Länder wollen sich in ihrer Waffenentwicklung nicht einschränken lassen. Sie legen bei den Verhandlungen keine Eile an den Tag.
Mehr als 2000 Wissenschaftler, die mit künstlicher Intelligenz arbeiten, haben solche Waffen verurteilt. "Es gibt eine moralische Komponente", schrieben sie in einem Appell. "Wir dürfen Maschinen keine Entscheidung über Leben und Tod überlassen, für die andere - oder niemand - strafbar gemacht werden."
Sie versprechen, niemals an der Entwicklung oder Herstellung von solchen Waffen mitzuhelfen und fordern Technologiefirmen auf, es ihnen gleich zu tun.
(pb/dpa)