Der Krieg im Jemen schafft großes Leid.Bild: dpa / [b'Hammer Forum', b'Jemen']
International
Bemühungen um ein Ende der Kämpfe im Jemen kamen – wenn überhaupt – nur schleppend voran. Nun kündigt das von Saudi-Arabien geführte Bündnis im Krieg gegen die Huthi-Milizen eine Feuerpause an. Könnte sie gar den Weg zu politischen Gesprächen ebnen?
Im Jemen will das von Saudi-Arabien angeführte
Militärbündnis für mindestens zwei Wochen die Waffen schweigen lassen
und damit nach eigener Aussage den Weg zu Gesprächen mit den
Huthi-Rebellen ebnen.
Die nach UN-Angaben einseitige Waffenruhe
würde um Mitternacht des Donnerstag (Ortszeit, 23 Uhr MESZ) in Kraft
treten, teilte Bündnissprecher Turki al-Malki nach Angaben der
staatlichen Nachrichtenagentur SPA mit. Ziel sei auch, die
Ausbreitung des Coronavirus im Jemen zu verhindern.
Al-Malki stellte auch eine mögliche Verlängerung der Waffenruhe in
Aussicht. Damit könnten Bedingungen für ein Treffen der kämpfenden
Parteien geschaffen werden, um über Schritte zu einem dauerhaften
Waffenstillstand zu sprechen.
Die Vertreter der jemenitischen
Regierung, der Huthi-Rebellen und der saudischen Koalition könnten
dabei über "Maßnahmen zur Vertrauensbildung" und eine Rückkehr zum
politischen Prozess sprechen. Man sei entschlossen, die Bemühungen
des UN-Sonderbeauftragten Martin Griffiths zu unterstützen.
Ob die Huthi-Rebellen mitspielen?
Unklar blieb zunächst, ob die Huthi-Rebellen die Kämpfe ebenfalls
aussetzen würden. Die Huthis kämpfen im Jemen gegen die Regierung von
Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi und das saudische Bündnis, das die
Rebellen im Land zurückdrängen will. Die Huthis werden vom Iran
unterstützt. Seit Wochen kommt es vor allem in der jemenitischen
Provinz Marib östlich von Sanaa wieder zu Gefechten, nachdem die
Kämpfe Ende 2019 abgeflaut waren.
Die Huthis äußerten sich zunächst nicht zu der Ankündigung einer
Waffenruhe. Am Mittwoch hatte Sprecher Mohammed Abdusalam aber
erklärt, dass die Huthis den Vereinten Nationen ihre Vorstellungen zu
einem "umfassenden Kriegsende und einem Ende der Blockade" mitgeteilt
hätten.
Dieser Plan "garantiert die Sicherheit, Unversehrtheit und
Unabhängigkeit des Jemen und legt den Grundstein für einen
politischen Dialog und eine neue Übergangsphase", schrieb Abdusalam.
Von Luftangriffen zerstörte Häuser in Sa'da, Jemen.Bild: dpa / Mohammed Mohammed
Waffenruhe soll Ausbreitung des Coronavirus verhindern
Die Ankündigung einer Waffenruhe im Jemen ist einer der größten
Fortschritte im Ringen um eine friedliche Lösung des Konflikts seit
mehr als einem Jahr.
Im Dezember 2018 hatten sich die Beteiligten in
Stockholm auf eine Waffenruhe für die wichtige Hafenstadt Hudaida und
einen Abzug der Huthis sowie einen umfassenden Austausch von
Gefangenen geeinigt. Vollständig umgesetzt wurde das unter
UN-Vermittlung geschlossene Abkommen bisher allerdings nicht.
UN-Vermittler Griffiths begrüßte die Ankündigung und sprach von einer
"einseitigen Waffenruhe für alle Boden-, See- und Lufteinsätze". Er
sei dankbar, dass Saudi-Arabien und dessen Verbündete "diesen für den
Jemen kritischen Moment erkannt" hätten, sagte Griffiths.
Die
Waffenruhe werde ein "günstiges Umfeld" schaffen, um den politischen
Prozess voranzutreiben. Griffiths bemüht sich als UN-Sondervermittler
seit mehr als zwei Jahren um eine Lösung des Konflikts.
Jemen, Sanaa: Ein medizinischer Mitarbeiter steht im Krankenhaus vor einem Bett in einem Isolationsraum in einer Quarantänestation.Bild: dpa / Hani Mohammed
Ziel der Waffenruhe ist nach Angaben von Bündnissprecher Al-Malki
auch, eine drohende Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Im
Jemen sind bisher offiziell keine Infektionen mit Sars-CoV-2
gemeldet. Ein Ausbruch könnte aber verheerende Folgen haben: Die
medizinische Versorgung in dem bitterarmen Land auf der Arabischen
Halbinsel ist sehr schlecht.
Tausende Menschen sind bereits an den
Folgen der eigentlich heilbaren Infektionskrankheit Cholera
verstorben. Nur etwa die Hälfte der Gesundheitszentren im Jemen ist
voll einsatzfähig.
Der Bürgerkrieg im Jemen tobt seit 2014, als die vom Iran
unterstützten Huthi-Milizen das verarmte Land überrannten. Sie
brachten weite Teile des Nordens samt der Hauptstadt Sanaa unter ihre
Kontrolle. Als sie drohten, auch die strategisch wichtige Hafenstadt
Aden im Süden einzunehmen, trat Saudi-Arabien mit Verbündeten in den
Krieg ein.
Das Bündnis bombardiert seit März 2015 Stellungen der
Huthis. Die humanitäre Lage ist katastrophal: Mehr als 80 Prozent der
etwa 30 Millionen Einwohner sind auf Hilfe angewiesen.
(pcl/dpa)
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