Richard Malka, Anwalt der satirischen Zeitung Charlie Hebdo, trifft am Gerichtssaal ein.Bild: AFP / Alain Jocard
International
Vor gut fünfeinhalb Jahren erschütterte der
islamistische Terroranschlag auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo"
ganz Frankreich und löste weltweite Schockwellen aus. Nun beginnt in Paris der Strafprozess gegen
mutmaßliche Helfer. Vor einem Schwurgericht wird eine mehrtägige
Anschlagsserie aufgerollt, bei der im Januar 2015 insgesamt 17
Menschen getötet wurden. Die drei Täter wurden von Sicherheitskräften
erschossen.
Die Anschläge erregten damals enormes Aufsehen. Eine Welle der
Solidarität unter dem Schlagwort "Je suis Charlie" ("Ich bin
Charlie") prägte die Zeit danach.
Angeklagt sind 14 Menschen, vor allem wegen Mitgliedschaft in
einer terroristischen Vereinigung. Sie halfen bei der Vorbereitung
der Angriffe, besorgten beispielsweise Waffen oder stellten eine
Unterkunft zur Verfügung, wie der Anti-Terror-Staatsanwalt
Jean-François Ricard dem Radionachrichtensender Franceinfo sagte.
Nach drei der Angeklagten wird immer noch gefahndet – ob sie noch
leben, ist unklar.
Historischer Prozess
Es ist der erste große Prozess um die verheerenden islamistischen
Terroranschläge, die Frankreich 2015 und 2016 tief erschütterten.
"Das wird schwierig, das wird mühsam", kündigte Chefermittler Ricard
an. Innenminister Gérald Darmanin nannte das Gerichtsverfahren, das
bis Mitte November dauern soll, historisch. Der Prozess soll wegen
seiner Bedeutung gefilmt werden. Bei islamistisch motivierten
Terrorakten kamen im Land bisher mehr als 250 Menschen ums Leben. Zu
den Anschlägen auf die Konzerthalle "Bataclan" und Restaurants im
Pariser Osten vom Herbst 2015 – dabei starben 130 Menschen – wird es
einen weiteren Prozess geben.
Der Prozess um "Charlie Hebdo" sollte bereits am im Mai beginnen,
wurde dann aber wegen der Corona-Epidemie verschoben. Im
Gerichtsgebäude wurden laut Medien die Sicherheitsmaßnahmen
verschärft. Es gibt rund 200 Nebenkläger, über 140 Zeugen sollen
aufgerufen werden, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete.
"Charlie Hebdo" will Mohammed-Karikaturen erneut veröffentlichen
"Charlie Hebdo" kündigte an, bereits früher veröffentlichte
Mohammed-Karikaturen auf das Titelblatt der neuen Ausgabe zu heben.
Diese wird am Mittwoch zum Prozessauftakt an den Kiosk kommen.
Mohammed-Karikaturen galten als Hintergrund der Attacke auf die
Redaktion. Bei dem Anschlag waren zwölf Menschen gestorben, unter
ihnen bekannte Zeichner wie Stéphane Charbonnier (Charb) oder Jean
Cabut (Cabu). Die Täter, die Brüder Chérif und Said Kouachi, wurden
nach Tagen auf der Flucht erschossen.
Auch in Deutschland wurden nach dem Anschlag Exemplare der Satire-Zeitschrift verkauft.Bild: imago stock&people / Becker&Bredel
Der Islamist Amedy Coulibaly erschoss am Tag nach dem Anschlag
auf "Charlie Hebdo" eine Polizistin im Süden von Paris und tötete am
Tag darauf vier Geiseln in einem koscheren Supermarkt im Osten der
Hauptstadt, bevor er selbst bei der Erstürmung des Gebäudes
erschossen wurde.
Nach den Attacken gingen Millionen Menschen überall in Frankreich
auf die Straßen. In Paris gab es einem Marsch mit Staats- und
Regierungschefs, angeführt von damaligen Staatspräsidenten François
Hollande und Bundeskanzlerin Angela Merkel.
(lau/dpa)
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