Wird sie die neue Vize-Präsidentin der USA?Bild: reuters / Mike Blake
International
Es ist nicht allzu lange her, da waren Joe Biden und Kamala Harris noch Konkurrenten. Jetzt wollen sie gemeinsam gegen den amtierenden US-Präsidenten Donald Trump in die Wahl am 3. November ziehen.
12.08.2020, 07:3112.08.2020, 10:16
Im Rennen um die Kandidatur der Demokraten waren die Senatorin
aus Kalifornien und der Ex-Vizepräsident noch aneinandergerasselt. Es
war ein Satz von Harris, der hängen blieb: "Das kleine Mädchen war
ich." Harris hatte Biden dafür kritisiert, dass er in den 1970er
Jahren dagegen gewesen sei, dass Kinder mit Bussen zu Schulen in
anderen Bezirken gefahren wurden, um die Trennung von Schwarzen und
Weißen aufzuheben. Harris verknüpfte dies mit ihrer eigenen
Biografie: Sie selbst habe in einem solchen Bus gesessen.
Ein Wahlsieg mit Biden wäre historisch – noch nie war eine Frau
US-Vizepräsidentin. Es ist das erste Mal, dass eine Schwarze für eine
der beiden großen Parteien als Vize-Kandidatin ins Rennen zieht.
Wer ist Kamala Harris?
Harris wurde am 20. Oktober 1964 in Oakland, Kalifornien,
geboren. Sie hat jamaikanisch-indische Wurzeln. Ihre Mutter war nicht
nur Krebsforscherin, sondern auch Bürgerrechtlerin – Harris sagt
immer wieder von ihr, dass sie den größten Einfluss auf ihr Leben
gehabt habe.
Harris studierte in der Hauptstadt Washington Politikwissenschaft
und Wirtschaft, in Kalifornien Rechtswissenschaft. 2003 wurde sie zur
Bezirksstaatsanwältin von San Francisco gewählt. Dort traf sie
umstrittene Entscheidungen: Im Wahlkampf versprach sie, als
Staatsanwältin niemals die Todesstrafe anzustreben. Sie hielt sich
daran, zog nach der Tötung eines Polizisten aber Protest auf sich.
Als sie sich als Attorney General – was in den USA die Positionen
der Justizministerin und der Generalstaatsanwältin verbindet – bewarb, versprach sie, trotz ihrer persönlichen Opposition die
Todesstrafe im neuen Amt vollstrecken zu lassen – und wieder hielt
sie sich daran.
Obama entschuldigte sich bei ihr
International lief Harris' Name einer breiten internationalen
Öffentlichkeit wohl zum ersten Mal über den Weg, als sich Barack
Obama entschuldigte. Er hatte Harris 2013 als brillante und zähe
Juristin gelobt – und als die mit Abstand am besten aussehende
Generalstaatsanwältin bezeichnet. Obama handelte sich den Vorwurf des
Sexismus ein.
Als zweite Afroamerikanerin wurde Harris 2016 in den US-Senat
gewählt. Ihr Auftrag sei wie früher: für die Rechte aller Menschen in
Kalifornien zu kämpfen. Anfang 2019 gab sie bekannt, dass sie sich
für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten bewerbe. Zu Beginn
galt sie als aussichtsreiche Bewerberin.
Ihre Gegner versuchten, die Law-and-Order-Vergangenheit gegen sie
zu verwenden. Einige ihrer Entscheidungen wurden von Kritikern nicht
im Einklang mit ihrem Versprechen nach Reformen eines "kaputten"
Strafjustizsystems gesehen. Im Dezember beendete sie ihre Kampagne.
Soll Draht zu afroamerikanische Wähler herstellen
Nun wird Harris zugetraut, besonders gut afroamerikanische Wähler
mobilisieren zu können. Sie ist moderat, gesetzt, ihre Auftritte
durchchoreografiert. Im Senat hat sie bewiesen, hartnäckig Fragen
stellen zu können und eine Problemlöserin zu sein. Kritisiert wird
häufiger, dass sie sich ideologisch nicht verorten lasse.
Harris spielte schon früher mit dem Gedanken, im Duo mit Biden
gegen Trump anzutreten. Biden wäre ein großartiger "Running Mate",
sagte sie im Mai 2019 – damals hatte sie ihn allerdings noch als
ihren Vize-Kandidaten im Sinn. Biden bezeichnete Harris, die eng mit
dessen verstorbenen Sohn Beau befreundet war, bei der Bekanntgabe
seiner Entscheidung als eine "furchtlose Kämpferin".
(lin/dpa)
Endspurt im Wahlkampf um die US-Präsidentschaftswahl im November. Die Präsidentschaftskandidat:innen Kamala Harris und Donald Trump geben alles, um die Wählergunst für sich zu gewinnen.