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International
02.01.2020, 17:0906.01.2020, 12:50
Die Brände in Australien wüten weiter – und die Lage
spitzt sich zu. In Teilen des Landes wurde der Notstand verhängt.
Touristen und Bewohner sollen die Feuergebiete im Südosten angesichts
einer neuen, für das Wochenende erwarteten Hitzewelle verlassen.
Die Feuerwehr des Bundesstaats New South Wales legte am Donnerstag
neue Evakuierungszonen fest. Auch im benachbarten Victoria sollten
sich die Menschen in Sicherheit bringen. Der australische
Regierungschef Scott Morrison bekam bei einem Besuch in der
Krisenregion den Zorn der Betroffenen zu spüren.
"Du bist ein Idiot"
Morrison ist ein starker Befürworter der Kohleindustrie und steht für
sein Krisenmanagement in der Kritik. Bei einem Ortsbesuch in Cobargo
in New South Wales erlebte er laut der Nachrichtenagentur AAP am
Donnerstag den Ärger der Bewohner in der Brandregion. Morrison wurde
demnach beschimpft: "Hier unten bekommst du keine Stimmen, Kumpel. Du
bist ein Idiot."

Der australische Regierungschef Scott Morrison.Bild: imago images
Liegt es am Klimawandel?
Australische Wissenschaftler gehen von einem deutlich gestiegenen
Brandrisiko durch den Klimawandel aus. Schon seit Oktober wüten die
Buschbrände auf dem Kontinent. Doch nunmehr hat sich die Lage
zugespitzt: Allein in New South Wales ist mittlerweile etwa eine
Fläche der Größe Belgiens abgebrannt. Landesweit wurden mehr als 1400
Häuser zerstört.
Der Leiter des australischen Forschungszentrums für Buschfeuer und Naturgefahren, Richard Thornton, prognostiziert, dass extreme Buschfeuer wegen der gestiegenen Temperaturen häufiger auftreten werden. Allerdings finde er es schwierig, den Effekt des Klimawandels einem speziellen und noch andauernden Ereignis zuzuschreiben, sagte er vor einigen Wochen dem Sender BBC.
"Die zunehmende Erderwärmung sorgt für höhere Temperaturen und Dürre", erklärt der deutsche Klimaforscher Stefan Rahmstorf. Das löse zwar nicht direkt Brände aus, verschlimmere sie aber. Sie gerieten – wie derzeit in Australien – schneller außer Kontrolle, so der Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
Morrison verteidigte seine Klima-Politik bei einer Pressekonferenz in Sydney. "Ich verstehe die Angst, ich verstehe die Frustration, aber das ist eine Naturkatastrophe, die am besten auf ruhige, systematische Art behandelt wird." Er nehme die Erderwärmung ernst, so Morrison. Er betonte zugleich, dass er seine Politik nicht auf Kosten der Wirtschaft ändern werde.
Menschen wollen fliehen – und können nicht
Am Samstag werden vom Wetteramt teilweise Temperaturen jenseits der
40-Grad-Grenze und starker Wind erwartet. Dadurch können die
verheerenden Buschbrände noch einmal angefacht werden, die ohnehin
hohe Brandgefahr steigt weiter.
Richtung Norden und Westen einer der Evakuierungszonen erstreckten
sich am Donnerstag lange Autokolonnen. Allerdings konnten viele
Menschen gar nicht starten, weil die Tankstellen keinen Treibstoff
mehr hatten oder die Pumpen wegen Stromausfällen nicht arbeiteten.
Darüber hinaus gab es in einigen an der Küste gelegenen Gemeinden
Engpässe bei Lebensmitteln und Wasser, wie die Feuerwehr mitteilte.
Grund hierfür war, dass seit Montag viele Straßen wegen der Brände
und umgestürzter Bäume gesperrt waren.
Der Bundesstaat New South Wales verhängte ab Freitag einen
siebentägigen Notstand, der dritte in dieser Brandsaison. Damit
bekommen die Helfer mehr Möglichkeiten, die Krise zu bewältigen, etwa
durch Evakuierungen und Straßensperrungen. Am Donnerstagabend
(Ortszeit) rief Victoria für sechs Gebiete den Notstand aus – in dem
Bundesstaat brannten mehr als 50 Feuer.
Laut Verteidigungsministerium legte zuvor ein Militärschiff in der
Küstenstadt Mallacoota an, um geschätzt 4000 Menschen, die seit
Montag von Feuern eingeschlossen waren, mit Nahrungsmitteln zu
versorgen. Das Schiff sollte zudem rund 1000 Menschen in Sicherheit
bringen.
Dramatische Schilderungen von Deutsch-Australier
Dramatisch klingt, was der Deutsch-Australier Frank Klostermann in
der "Bild"-Zeitung schilderte: Er wollte demnach einem Bekannten
in Batemans Bay helfen, dessen Grundstück feuersicher zu machen,
musste dann aber fliehen. Auch auf dem Weg Richtung Sydney wurde es
brenzlig, so dass Klostermann und seine Familie eine Notunterkunft in
Ulladulla ansteuern mussten.
"Ich schlief die Silvesternacht im Auto, meine Frau und die beiden
Kids auf dem harten Betonboden in der Halle", sagte Klostermann. "Wir
trafen dort auch ein Ehepaar, dessen Haus gerade abgebrannt war. Sie
hatten alles verloren, die Möbel, alle Erinnerungen, Bilder von
Kindern, den Reisen."
Nun hofft die Familie laut "Bild", dass sie bald wieder zurück nach
Sydney kann. "Die Menschen hier sind Buschbrände gewöhnt, aber so
etwas Schlimmes gab es hier noch nie", so Klostermann, der seit 25
Jahren in Australien lebt. "Der Klimawandel hinterlässt eindeutig
seine Spuren."
Wenn du Australien helfen und spenden willst:
Australisches Rotes Kreuz:
Red CrossFeuerwehr:
CFA /
RFSTierschutz:
WWFAustralische Tierschutzorganisation:
WIRES (dpa/pcl)
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