
Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer bei einem Truppenbesuch in Idar-Oberstein.Bild: IMAGO / Political-Moments
International
26.04.2021, 10:1626.04.2021, 10:16
Die Coronavirus-Pandemie hat die weltweite Wirtschaftsleistung 2020
stark sinken lassen. Die Ausgaben für die Verteidigung nahmen dagegen
weiter zu – vor allem auch in Deutschland.
Pandemie hat keinen "signifikanten Einfluss" auf Militärausgaben
Trotz globaler Corona-Krise und dem damit
verbundenen Wirtschaftseinbruch haben die Länder der Erde im
abgelaufenen Jahr erneut mehr Geld in ihre Militärapparate gesteckt.
Wie das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri am Montag
mitteilte, stiegen die weltweiten Militärausgaben im Jahr 2020
inflationsbereinigt um 2,6 Prozent auf schätzungsweise 1,981
Billionen Dollar (rund 1,65 Billionen Euro). Das sei ein Höchststand
seit Beginn vergleichbarer Schätzungen im Jahr 1988. Deutschland
legte dabei prozentual so stark zu wie kein anderer Top-10-Staat.
"Wir können mit einiger Sicherheit sagen, dass die Pandemie keinen
signifikanten Einfluss auf die globalen Militärausgaben 2020 hatte",
erklärte Sipri-Forscher Diego Lopes da Silva. Nun müsse sich zeigen,
ob die Länder dieses Ausgabenniveau auch im zweiten Pandemiejahr
aufrechterhalten würden. Seine Sipri-Kollegin Alexandra Marksteiner
sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Es ist 2021, wir sind also nur
ein Jahr vom Beginn der Pandemie entfernt. Es könnte eine Verzögerung
geben, von der wir einfach noch nichts wissen."
Zudem wies Sipri darauf hin, dass die jährlich veröffentlichten
Schätzungen diesmal coronabedingt mit einer größeren Unsicherheit
behaftet seien als sonst. Den gesamten Einfluss der Pandemie werde
man abschließend erst in einigen Jahren sehen.
Militärausgaben unter Trump erneut gestiegen
Im Vorjahr hatten die Friedensforscher wegen der Corona-Krise damit
gerechnet, dass 2019 vorerst ein Höchststand erreicht worden sei. Nun
hieß es, tatsächlich hätten einige Länder wie Chile und Südkorea ihre
für die Verteidigung vorgesehenen Mittel 2020 teilweise für die
Reaktion auf die Pandemie verwendet, andere wie Brasilien und
Russland erheblich weniger als ursprünglich geplant ins Militär
gesteckt. An einem weiteren globalen Ausgabenanstieg änderte all das
jedoch nichts – und auch nicht am unangefochtenen Spitzenreiter, den
USA.
Im letzten vollen Amtsjahr von Präsident Donald Trump steigerten die
Vereinigten Staaten ihre Militärausgaben nochmals um 4,4 Prozent auf
schätzungsweise 778 Milliarden Dollar. Auf sieben Jahre mit
kontinuierlich sinkenden US-Ausgaben folgten somit drei Jahre mit
Zuwächsen. Diese jüngsten Anstiege ließen sich vor allem auf starke
Investitionen in militärische Forschung und Entwicklung sowie
langfristige Projekte wie die Modernisierung des Atomwaffenarsenals
und große Militärbeschaffungen zurückführen, sagte Marksteiner.
Damit waren die USA für satte 39 Prozent aller Militärausgaben
weltweit verantwortlich. Zum Vergleich: Die US-Ausgaben entsprachen
denen der zwölf darauffolgenden Staaten zusammen.
Auf die USA folgen die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Erde:
Chinas Ausgaben wurden von Sipri nach dem 26. Jahresanstieg in Serie
auf 252 Milliarden, die von Indien auf 72,9 Milliarden Dollar
geschätzt. Dahinter landen Russland (61,7 Mrd Dollar), Großbritannien
(59,2 Mrd) und Saudi-Arabien (57,5 Mrd) – und dann kommt auch schon
Deutschland, das knapp vor Frankreich auf Rang sieben liegt.
Angesichts von Nato- und US-Forderungen nach gesteigerten
Verteidigungsausgaben legte die Bundesrepublik 2020 um 5,2 Prozent
auf geschätzte 52,8 Milliarden Dollar zu – dem höchsten Niveau seit
1993. Damit sind diese Ausgaben seit 2011 um 28 Prozent gestiegen, im
weltweiten Durchschnitt waren es in diesem Zeitraum 9,3 Prozent.
Militärausgaben steigen auch in Deutschland
"Wir beobachten diesen Trend zunehmender Militärausgaben in
Deutschland seit einigen Jahren", sagte Marksteiner. "Nach unseren
Daten hat Deutschland nach 2014 wieder damit begonnen, seine Ausgaben
zu erhöhen. Die Größenordnung variiert von Jahr zu Jahr, aber der
Trend insgesamt bleibt gleich."
Das Nato-Ziel, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für das
Militär aufzuwenden, verpasst Deutschland wie andere Staaten des
Bündnisses weiter klar: Die Nato sah die Bundesrepublik 2020 bei 1,56
Prozent, Sipri nun bei 1,4 Prozent. Generell erreichen diesmal laut
Sipri zwölf statt wie zuvor neun Nato-Staaten ihr Zwei-Prozent-Ziel –
dies lasse sich aber vermutlich eher auf den coronabedingten
wirtschaftlichen Abschwung als auch bewusste Entscheidungen
zurückführen, beurteilte Lopes da Silva. Weltweit stieg der Anteil
der Militärausgaben am BIP um 0,2 Prozentpunkte auf 2,4 Prozent.
Sipris jährlich veröffentlichter Bericht gilt als die umfassendste
Datensammlung zu den Militärausgaben weltweit. Das Institut in der
schwedischen Hauptstadt stützt sich dabei auf offizielle
Regierungsangaben zum Verteidigungsbudget sowie weitere Quellen und
Statistiken – die Zahlen weichen deshalb traditionell von den Angaben
der Nato und einzelner Länder ab. Teils basieren die Daten auf
bewilligten Budgets statt auf endgültigen Ausgaben des Jahres, das
wird später dann angeglichen. Zu den Ausgaben werden auch Aufwände
für Personal, Militärhilfen sowie militärische Forschung und
Entwicklung gezählt.
(vdv/dpa)
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