Die israelische Armee greift weiter Ziele im Gazastreifen an. Die Luftwaffe habe mehrere Raketenabschussrampen und zwei Kampfeinheiten der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas beschossen, hieß es in der Mitteilung.
Die amtliche palästinensische Nachrichtenagentur Wafa teilte am Samstag mit, in dem Flüchtlingslager Schati im Westen von Gaza sei ein Haus getroffen worden. Es seien dabei mindestens sieben Mitglieder einer palästinensischen Familie getötet worden, darunter auch Kinder. Auch in Beit Lahia im Norden des Küstenstreifens sowie an anderen Orten seien Zivilisten getötet worden. Nach Angaben von Wafa wurden seit der Eskalation der Gewalt am Montag 140 Palästinenser im Gazastreifen getötet.
Palästinenser im Gazastreifen haben auch am Samstag ihre Raketenangriffe auf israelische Städte fortgesetzt. In der Wüstenstadt Beerscheva im Süden Israels sowie in Grenzorten zum Gazastreifen heulten am Morgen die Warnsirenen, wie das israelische Militär mitteilte.
In der israelischen Stadt Beerscheva wurde nach Polizeiangaben ein Haus durch Raketensplitter getroffen. Es gebe Sachschaden, aber keine Verletzten, hieß es. Auch die israelischen Küstenstädte Aschkelon und Aschdod wurden erneut angegriffen. Wie Israels Armee mitteilte, kamen in Israel durch den Raketenbeschuss der vergangenen Tage acht Menschen ums Leben.
Ein Ende der Gewalt ist derzeit nicht in Sicht. USA-Experte Thomas Jäger erklärt in einem Gastbeitrag für watson, dass liege auch an der passiven Rolle der USA. US-Präsident Biden habe noch keine Idee, welche Politik er im Nahen Osten verfolgen wird. "Das ist angesichts von Pandemie und Arbeitslosigkeit schlicht weniger wichtig für ihn." So fordere die amerikanische Regierung beide Seiten auf, die Gewalt einzustellen, betone aber das Recht Israels auf Selbstverteidigung.
Biden habe aber noch ein größeres Problem: "Er verfügt im Repräsentantenhaus nur über eine knappe Mehrheit von 6 Stimmen und inzwischen mehren sich die Rufe aus der demokratischen Fraktion, die Unterstützung Israels einzustellen und den Palästinensern zu helfen." Israel verletze die Menschenrechte und internationales Recht, halten diese Biden vor. Das schränke seinen Handlungsspielraum in dem Konflikt ein, weil er auf seine Mehrheit im Parlament achten muss.
Die USA bemühen sich mittlerweile aber intensiv um Deeskalation. Wie die US-Botschaft in Israel am Freitagabend mitteilte, landete der Spitzendiplomat Hady Amr auf dem Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv. US-Außenminister Antony Blinken hatte ihn gebeten, sich mit Vertretern beider Seiten zu treffen.
Neben dem militärischen Konflikt kommt es auch in israelischen Ortschaften immer wieder zu Gewalt zwischen Juden und Arabern. Trotz einer Ausgangssperre in der Stadt Lod begannen am Freitagabend wieder Konfrontationen arabischer Israelis mit Sicherheitskräften, wie die Polizei in der Nacht zum Samstag mitteilte. Die Polizei sei dabei mit zwei Brandflaschen beworfen worden und habe daraufhin den Tatverdächtigen mit Schüssen am Bein verletzt und festgenommen.
Das israelische Fernsehen stufte den ersten Einsatz eines Gewehrs des Typs Ruger seit Beginn der Unruhen im israelischen Kernland als Zeichen einer weiteren Eskalation ein. Das Gewehr gelte sonst als "extremes Mittel zur Auflösung von Ausschreitungen". Im besetzten Westjordanland wurden nach Angaben der Behörden zehn Palästinenser bei Protesten getötet.
In den vergangenen Tagen kam es immer wieder zu Angriffen jüdischer Israelis auf Araber. In den Medien ist die Rede von Anarchie, es mehren sich die Warnungen vor einem Bürgerkrieg. Im Jaffa, einem arabisch geprägten Viertel von Tel Aviv, warfen jüdische Täter zwei Brandflaschen in ein arabisches Wohnhaus. Dabei wurde nach Medienberichten ein Zwölfjähriger im Gesicht verletzt.
In Akko im Norden des Landes wurde nach Angaben der Nachrichtenseite ynet ein Theater in Brand gesetzt, das von Juden und Arabern gemeinsam geleitet werde. Auch in Ost-Jerusalem und in arabischen Ortschaften im Norden Israels gab es nach Polizeiangaben am Freitagabend gewaltsame Proteste.
(om/dpa)