Eine Woche vor der Präsidentenwahl in den USA haben bereits mehr als 69 Millionen Amerikaner ihre Stimme abgegeben. Das entspricht mehr als der Hälfte aller Stimmen, die bei der Wahl vor vier Jahren insgesamt abgegeben wurden, wie am Dienstag aus Daten des "U.S. Elections Project" des Politikwissenschaftlers Michael McDonald von der Universität Florida hervorging. 2016 nahmen der Wahlkommission FEC zufolge rund 137 Millionen Amerikaner an der Bundeswahl teil.
Besonders hoch war die frühe Stimmabgabe dabei im stark umkämpften US-Bundesstaat Texas, in dem schon etwa 87 Prozent der Gesamtzahl an Wählern von vor vier Jahren abgestimmt haben. Hoch ist die Beteiligung auch in den wichtigen Bundesstaaten Florida und North Carolina. Bei der Wahl am 3. November tritt der republikanische US-Präsident Donald Trump gegen den demokratischen Herausforderer Joe Biden an. Außerdem werden alle Sitze im Repräsentantenhaus und gut ein Drittel der Sitze im Senat neu vergeben.
Wegen der Coronavirus-Pandemie wird bei der Wahl in den USA erwartet, dass mehr Amerikaner als sonst von der Möglichkeit Gebrauch machen, ihre Stimme vor dem eigentlichen Wahltag persönlich oder per Briefwahl abzugeben. Nach den Daten des Projekts scheinen bislang erheblich mehr registrierte Demokraten als Republikaner gewählt zu haben. Die Registrierung bei einer Partei sagt nicht unbedingt etwas über das Stimmverhalten aus.
Beobachter jedoch vermuten, dass die frühen Wähler zu einem größeren Teil für Biden stimmen. Das Wahlkampfteam des demokratischen Herausforderers hatte Anhänger aktiv zur frühen Stimmabgabe aufgerufen, während der republikanische US-Präsident Donald Trump die Briefwahl immer wieder und ohne fundierte Belege mit Betrug in Verbindung gebracht hatte. Bei einem Wahlkampfauftritt in West Salem (Wisconsin) kritisierte Trump am Dienstag erneut eine möglicherweise mehrere Tage dauernde Auszählung in einigen Bundesstaaten.
In öffentlich bekannten Umfragen schneidet Trump momentan relativ schlecht gegen Biden ab. Wegen des komplexen Wahlsystems, in dem es vor allem auf die Bundesstaaten ankommt, haben die Erhebungen jedoch nur begrenzte Aussagekraft. Allerdings deuten auch die Umfragen in entscheidenden Bundesstaaten auf einen Vorsprung Bidens hin.
Doch der Amtsinhaber rechnet eigenen Aussagen zufolge weiterhin mit einem Wahlsieg. Die "echten Umfragen zeigen, dass ich gewinne", schrieb Trump auf Twitter. Er bezeichnet die öffentlich bekannten Erhebungen häufig als gefälschte Umfragen, die keinen Wert hätten. Die Parteien erheben auch interne Daten, die nicht zugänglich sind.
Im Hinblick auf seine gut besuchten Wahlkampfauftritte schrieb Trump, dessen Partei traditionell mit der Farbe rot assoziiert wird, am Dienstag bei Twitter: "Die große rote Welle kommt!!!" Der Präsident ist im Moment auf Wahlkampftour mit teilweise mehreren Reden pro Tag vor Tausenden Teilnehmern. Bidens Veranstaltungen sind – mit Rücksicht auf die Corona-Abstandsregeln - deutlich kleiner.
(vdv/dpa)