USA, Surfside: Die beschädigte Reststruktur des Champlain Towers South Condo Gebäudes wurde gesprengt. Bild: dpa / Lynne Sladky
International
Die Gebäudereste des bei Miami Beach teilweise
eingestürzten Wohnkomplexes sind am späten Sonntagabend (Ortszeit)
gezielt gesprengt worden. Auf Bildern aus Surfside im US-Bundesstaat
Florida war zu sehen, wie die Hochausruine nach mehreren lauten
Explosionen in sich zusammenfiel und eine riesige Staubwolke
freisetzte. "Der Champlain South Tower ist gesprengt worden", schrieb
die Polizei des Bezirks Miami-Dade wenig später auf Twitter. Die
Aktion sei wie geplant verlaufen, sagte ein Bezirkssprecher der
Zeitung "Miami Herald" nach einer vorläufigen Prüfung.
Der Wohnkomplex mit rund 130 Wohneinheiten war am 24. Juni aus noch
ungeklärten Gründen teilweise eingestürzt. Seither wurde quasi rund
um die Uhr mit Spürhunden, Spezialkameras und schwerem Gerät nach
Verschütteten gesucht. Inzwischen wurden 24 Tote geborgen. Mehr als
120 Menschen gelten weiterhin als vermisst, wobei unklar ist, wie
viele von ihnen sich zum Unglückszeitpunkt tatsächlich in dem
strandnahen Gebäude aufhielten.
Suche nach Verschütteten wird weitergehen
Die Sprengung sollte eigentlich erst in einigen Wochen erfolgen, war
nun aber vorgezogen worden. Die Instabilität der Ruine sei gefährlich
gewesen und habe den Fortschritt des Bergungseinsatzes im
eingestürzten Teil behindert, hatte Bezirksbürgermeisterin Daniella
Levine Cava am Wochenende erklärt. Außerdem gab es
Sicherheitsbedenken wegen der Ausläufer des Sturms "Elsa", der ab
Montagabend im Süden Floridas möglicherweise heftige Windböen und
starken Regen auslösen könnte.
Vor der Sprengung waren die Anwohner aufgefordert worden, in ihren
Häusern zu bleiben und Türen und Fenster zum Schutz vor Staub und
kleineren Partikeln geschlossen zu halten. Der Such- und
Rettungseinsatz in den Trümmern, unter denen noch Dutzende
verschüttete Menschen vermutet werden, war am Samstag wegen der
Vorbereitungen für die Sprengung unterbrochen worden. Er sollte
danach wieder anlaufen und ausgeweitet werden. Die Experten könnten
nach der Sprengung in Bereichen des Trümmerhaufens suchen, die
bislang aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich waren.
Niemand durfte persönliche Gegenstände aus dem noch stehenden Teil holen
Seit dem Unglück durften die Bewohner des noch stehenden Gebäudeteils
aus Sicherheitsgründen nicht mehr zurück in ihre Wohnungen – auch
nicht, um vor der Sprengung persönliche Gegenstände herauszuholen. Es
sei zuvor geprüft worden, ob sich Haustiere in dem Gebäudeteil
befänden, sagte die Bürgermeisterin laut "New York Times".
Experten zufolge birgt der kontrollierte Einsturz das Risiko, dass
sich auch die Trümmer des bereits eingestürzten Gebäudeteils
verschieben könnten, was mögliche Überlebende gefährden könnte. Seit
den ersten Stunden nach dem Einsturz wurden keine Überlebenden mehr
aus den Trümmern geborgen. Zwischenzeitlich hatte ein Feuer die
Suchaktion erheblich behindert. Auch starker Regen machte den
Suchtrupps immer wieder zu schaffen und verlängerte die quälende
Wartezeit für Angehörige.
Experten vom Ground Zero in New York
Das Unternehmen, das für die Sprengung engagiert worden war, hat nach
Angaben der "New York Times" nach den Terroranschlägen vom 11.
September 2001 auch an den Arbeiten am World Trade Center mitgewirkt.
Es sei darauf spezialisiert, mit kontrollierten Explosionen große
Bauwerke in städtischen Gebieten zum Einsturz zu bringen. Für die
Hochhausruine in Surfside seien kleine Sprengsätze verwenden worden,
damit das Gebäude in sich zusammenfällt.
In den Stunden vor der Sprengung hatten die Menschen in der südlich
angrenzenden Stadt Miami Beach noch den Nationalfeiertag der
Vereinigten Staaten am 4. Juli mit Feuerwerk begangen, berichtete der
"Miami Herald". Erst kurz vor der Aktion seien die Anwohner in der
Nachbarschaft des als Champlain South Tower bekannten Wohnkomplexes
aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu begeben. Am Strand
zündeten Menschen während der Sprengung Kerzen.
(andi/dpa)
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