Ukraine verkauft jetzt Waffen wie Kampf-Roboter und See-Drohnen – Nato testet schon
Mit Beginn der russischen Invasion kämpfte die Ukraine mit dem, was aus Sowjetzeiten übrig geblieben war – und mit westlichen Waffenlieferungen. Heute ist das Land selbst zum Entwickler und Produzenten geworden: Von See-Drohnen über Bodenroboter bis hin zu autonomen Geschütztürmen entstehen in der Ukraine Waffen, die schnell, günstig und im Krieg erprobt sind. Inzwischen interessieren sich selbst Nato-Staaten für die neuen Systeme.
Nach Angaben des "Kyiv Independent" produziert die Ukraine inzwischen monatlich mehr als 10.000 Drohnen, fünfmal so viele wie noch vor einem Jahr. Die Branche hat sich zu einem zentralen Wirtschaftszweig entwickelt, mit Dutzenden Start-ups, die eng mit dem Verteidigungsministerium zusammenarbeiten.
Das Tech-Konsortium Brave1, ein Netzwerk aus Start-ups, Ingenieur:innen und Frontsoldat:innen, testet und verbessert militärische Prototypen im Live-Betrieb. Aus ihren Werkstätten kommen Geräte, die alte Kriegslogiken auf den Kopf stellen und plötzlich indirekt der Ukraine über Export auf die Sprünge helfen.
See-Drohnen aus der Ukraine: Kleine Boote, große Wirkung
Besonders weit ist die Ukraine mit unbemannten See-Drohnen. Bei der Nato-Übung "Dynamic Messenger 2025" vor der portugiesischen Küste testet das Bündnis erstmals ukrainische See-Drohnen im Verbund mit westlichen Schiffssystemen, wie das Nato Allied Maritime Command bestätigte.
Brave1 erklärt hierzu bei der Regierungskommunikationsplattform "United24 Media":
Die wendigen Boote erreichen mehr als 70 Kilometer pro Stunde, transportieren hunderte Kilo Sprengstoff und treffen Ziele in großer Distanz. Ihr Vorteil: Sie sind billig, schwer zu entdecken und effektiv in der Zerstörung.
Ukraine als Vorreiter bei Autonomie-Software: Wenn GPS ausfällt
Ukrainische Drohnen müssen längst ohne ständige Verbindung zu Satelliten auskommen. Firmen wie Swarmer, Norda Dynamics, Dwarf Engineering und Blue Arrow entwickeln deshalb Software, die Fluggeräte auch bei Störsignalen und Ausfällen steuert. Dabei setzen sie auf KI-basierte Lösungen für Drohnenautonomie in GPS-verweigernden Umgebungen, sie haben sich auf dem Schlachtfeld bewährt.
Die Programme ermöglichen es Drohnenschwärmen, selbstständig zu navigieren und ihre Mission fortzusetzen, selbst unter massiver elektronischer Kriegsführung. "Abgesehen vom offensichtlichen militärischen Nutzen haben diese Lösungen enormes Potenzial als doppelt nutzbare Technologie", heißt es von Brave1. Investoren sehen auch zivile Anwendungen: etwa beim Kartieren zerstörter Brücken oder bei Rettungseinsätzen nach Katastrophen.
Bodenroboter: Maschinen übernehmen gefährlichste Jobs
Auf dem Land sind unbemannte Bodenfahrzeuge längst Alltag, nun sollen auch sie exportiert werden. Modelle wie TerMIT, Ratel oder Zmiy transportieren Munition, räumen Minen aus dem Weg oder bringen Verletzte aus der Gefechtszone. "Der Hauptvorteil von UGVs gegenüber UAVs liegt in ihrer überlegenen Fähigkeit, schwere Lasten zu transportieren", teilt Brave1 mit.
"Die Ukraine ist das erste Land der Welt, das diese Maschinen in großem Maßstab für Logistik, Kampf und Minenräumung einsetzt." Auch hier gilt: Viele Systeme scheitern anfangs, bleiben stecken oder werden zerstört. Doch das Land zieht aus jeder Fehlfunktion neue Lehren – und schreibt gerade die Einsatzdoktrin für die Kriegsführung mit Robotern neu.
Automatische Geschütztürme: Feuerkraft ohne Risiko
Ein weiteres ukrainisches Exportprodukt: automatische Geschütztürme wie Shablya, Khyzhak oder Burya. Die Module lassen sich auf Fahrzeuge, Bunker oder Roboter montieren und ersetzen Soldat:innen an der Frontlinie. "Automatische Türme bieten vielseitige Einsatzmöglichkeiten, dienen als stationäre Anlagen oder werden in UGVs integriert. Über die direkte Feuerunterstützung hinaus fungieren sie auch als kritische Gegen-UAS-Lösungen", heißt es bei Brave1.
Viele dieser Systeme wurden über Spenden finanziert und sofort an die Front geliefert. Soldaten nennen sie wegen ihrer Effektivität "Sensen des Todes".