Wenn die US-amerikanische Hymne erklingt, erheben sich alle Einwohner der Staaten ehrfürchtig, legen die Hand aufs Herz und singen mit. So wünscht es sich zumindest die breite Öffentlichkeit.
Als sich Colin Kaepernick von den San Francisco 49ers vor einem Spiel im Oktober 2017 hinkniete, brach ein Sturm der Entrüstung los. Die Geste wurde als respektlos interpretiert – in den USA haben Nationalhymne und Flagge eine enorme Bedeutung.
Kaepernick und andere Spieler wollten mit ihrem Kniefall auf Rassismus im Football und Polizeigewalt gegen Schwarze aufmerksam machen. Auch US-Präsident Donald Trump hatte sich damals in die Debatte eingemischt und die Entlassung aller Spieler gefordert.
Kaepernik, dessen Karriere seither quasi auf Eis liegt, musste sich von Trump öffentlich als "Hurensohn" beschimpfen lassen. Sein Protest hingegen verhalte nach mehreren Monaten.
Jetzt hat sich auch der US-Präsident selbst bei der Nationalhymne daneben benommen, wie ein Video auf Twitter zeigt.
Das Video ist bei einer Super-Bowl-Party in seinem Golf Club in Miami entstanden. Mit dabei waren auch seine Frau Melania und der gemeinsame Sohn Barron. Während die beiden die Hand aufs Herz gelegt haben, gestikuliert Trump wild herum. Er hebt die Arme über den Kopf und imitiert offenbar einen Dirigenten.
Über Kaepernick und andere Spieler hatte er damals gesagt: "Steht stolz für eure Nationalhymne da oder werdet ohne Bezahlung entlassen".
Schauspielerin Alyssa Milano kritisiert den Auftritt von Trump: "Das sieht nicht nach Stolz aus", schrieb sie zu ihrem Tweet. In ihren Augen scheint Trump ein Heuchler zu sein. Für ihre Kritik bekam sie aber gleich Gegenwind von Trump-Unterstützern, die anmerken, dass der Präsident wenigstens stünde.
Ein anderer meint, Trump hätte jemandem zugewunken. Und die Hände hätte er nur über den Kopf gehoben, weil er von der Hymne so begeistert gewesen wäre.
Der Demokrat Eric Swalwell bemängelt, dass die US-amerikanischen Truppen einen Oberbefehlshaber verdient hätten, der sie respektiere. Stattdessen würden sie von einem egozentrischen "Kind" geführt.
(lin)