Diese Gerichtszeichnung zeigt Ghislaine Maxwell (l.) mit ihrem Anwalt Jeffrey Pagliuca, während die Geschworenen ihr Urteil verkünden.Bild: dpa / Elizabeth Williams
International
Die Ex-Partnerin des verstorbenen US-Multimillionärs
Jeffrey Epstein, Ghislaine Maxwell, ist wegen Sexualverbrechen an
Minderjährigen schuldig gesprochen worden. Die zwölf Geschworenen des
Prozesses vor einem New Yorker Gericht fällten ihr Urteil am Mittwoch
nach mehrtägigen Beratungen. In dem seit November laufenden Prozess
wurde Maxwell vorgeworfen, als Helferin des bis in höchsten Kreise
vernetzten Geschäftsmanns Epsteins eine zentrale Rolle beim Aufbau
eines Rings zum sexuellen Missbrauch junger Mädchen gespielt zu
haben.
Für die Verkündung des Strafmaßes gab Richterin Alison Nathan
zunächst keinen Termin bekannt. Maxwell drohen aber mehrere
Jahrzehnte in Haft. Die 60-Jährige war in sechs Punkten angeklagt,
unter anderem wegen Menschenhandels mit Minderjährigen zu
Missbrauchszwecken – in diesem und vier weiteren Anklagepunkten wurde
sie schuldig gesprochen. Damit fällte die Jury – wie auch im Prozess
gegen den ehemaligen Filmmogul Harvey Weinstein vergangenes Jahr – einen Schuldspruch vor allem auf Basis von Aussagen weiblicher Opfer
und nicht aufgrund eindeutiger sachlicher Beweise.
Verurteilte blickt im Gerichtssaal zu ihren Geschwistern
Maxwell nahm das Urteil laut einem Bericht der "New York Times"
zunächst ungerührt hin und trank danach einen Schluck Wasser. Sie
habe den Gerichtssaal ohne weitere Gespräche mit ihren Anwälten
verlassen und dabei noch einen schnellen Blick auf ihre Geschwister
geworfen, die bei dem Prozess im Stadtteil Manhattan anwesend waren.
Maxwell hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen und während des
Prozesses auf eine Aussage verzichtet.
Die Verteidigung stellte den Fall von Beginn an als Abrechnung mit
juristischen Mitteln und Stellvertreterprozess dar, da die
Staatsanwaltschaft Epstein selbst nicht mehr belangen konnte. Der
66-Jährige war während der Vorbereitung auf den Missbrauchsprozess
gegen ihn im August 2019 leblos in seiner Gefängniszelle gefunden und
im Krankenhaus für tot erklärt worden. Ein Obduktionsbericht stellte
Suizid fest.
Staatsanwalt Damian Williams teilte angesichts des Urteils mit, dass
der Gerechtigkeit Genüge getan worden sei. "Ich möchte den Mut der
Mädchen – jetzt erwachsenen Frauen – loben, die aus dem Schatten in
den Gerichtssaal traten." Ihr Mut habe das Urteil erst ermöglicht.
Zum Zeitpunkt der Taten waren die Opfer zwischen 14 und 17 Jahre alt.
"Raffinierte Sexualstraftäterin"
Staatsanwältin Alison Moe hatte Maxwell in ihrem Schlussplädoyer vor
Weihnachten als "gefährliche" und "raffinierte Sexualstraftäterin"
beschrieben. "Sie hat ihre Opfer manipuliert und sie auf sexuellen
Missbrauch vorbereitet." Maxwell sei "schick" und "lächelnd"
aufgetreten und habe so die mutmaßlichen Opfer, die oft aus
problematischen Verhältnissen stammten, in eine Falle gelockt und
Epstein zugeführt.
Maxwells Verteidigerin Laura Menninger dagegen sagte, ihre Mandantin
sei "eine unschuldige Frau" und zu Unrecht für Verbrechen angeklagt
worden, die sie nicht begangen habe. Die Anklage der
Staatsanwaltschaft basiere auf fehlerhaften Erinnerungen.
Zeitweise mit Epstein liiert
Maxwell ist die Tochter des legendären britischen Verlegers Robert
Maxwell (1923-1991) und war Anfang der 90er-Jahre nach New York
gekommen. Dort traf sie Epstein auf einer der zahlreichen
Promi-Partys und war zeitweise mit ihm liiert. Das Umfeld Epsteins
beschrieb ihre Rolle in seinem Leben als eine Mischung aus
Angestellter und bester Freundin.
Der Missbrauch zahlreicher Minderjähriger durch Epstein soll über
Jahrzehnte auf seinen Anwesen in New York, Florida, Santa Fe und auf
den Virgin Islands stattgefunden haben. Der Fall schlug in den USA
auch deshalb hohe Wellen, weil der schwerreiche Unternehmer mit
Prominenten wie den Ex-Präsidenten Bill Clinton und Donald Trump,
Milliardär Bill Gates und dem britischen Prinzen Andrew bekannt war.
Eine frühere Anklage gegen ihn mündete in einem für Epstein sehr
vorteilhaften Deal. Spätestens dadurch wurde er zum Symbol einer
gesellschaftlichen Elite, die mit allem durchkommt.
(andi/dpa)
Matthias Miersch sitzt seit 2005 für die SPD im Bundestag. Parteiintern wird er seit vielen Jahren geschätzt, der ganz breiten Öffentlichkeit war er eher kein Begriff. Das änderte sich am 7. Oktober 2024: Miersch soll Nachfolger von Kevin Kühnert als SPD-Generalsekretär werden.