Dass es bei Corona-Patienten unterschiedlich schwere Krankheitsverläufe gibt, steht bereits fest. Über die Langzeitfolgen wurde bisher hingegen meistens nur spekuliert.
Jetzt haben Ärzte an der Universitätsklinik Innsbruck bei Patienten überraschend gravierende Veränderungen festgestellt, wie die österreichischen Nachrichtenagentur APA berichtet.
Ausgerechnet sechs aktive Taucher, die aufgrund milder Symptome nicht stationär behandelt wurden, sondern ihre Viruserkrankung zu Hause auskurierten, wiesen nun erhebliche, irreversible Schäden an der Lunge auf.
"Das ist schockierend, wir verstehen nicht, was hier gerade passiert. Sie sind wahrscheinlich lebenslang Patienten", sagte Oberarzt Frank Hartig der APA.
Klinisch gelten die Patienten bereits als gesund, ihre Erkrankung liegt fünf oder sechs Wochen zurück, doch die Röntgenbilder der Lunge bereite den Ärzten erhebliche Sorgen.
"Als Notfallmediziner mit 20 Jahren Erfahrung schluckt man, wenn man bei einem 40-jährigen Patienten so etwas sieht", erklärte Hartig.
Bei zwei Patienten sei bei Belastung noch immer eine deutliche Sauerstoffunterversorgung erkennbar. Bei zweien die Bronchien noch sehr erregbar wie bei Asthmatikern. Hartig warnt daher die Patienten, im Sommer auf keinen Fall ohne ärztliche Untersuchung ihren Sport auszuüben. Er veröffentlichte auch in einem Tauch-Magazin einen Zwischenbericht, um andere Taucher zu warnen. Sie sollten sich nach einer überstandenen Covid-19-Erkrankung unbedingt untersuchen lassen.
Inwieweit Langzeitschäden der Lunge bleiben und wie sie sich auswirken, ist derzeit noch unklar. Auch der deutsche Virologe Christian Drosten vermutete bereits bleibende Schäden an der Lunge.
"Über einen Monat nach Krankenhaus-Entlassung sind Patienten noch lange geschwächt. Auch scheint die Lungenfunktion nach überstandener Infektion nicht gut zu sein", erklärt der Charité-Chefvirologe.
Mehr Erkenntnisse erhoffen sich die Ärzte von weiteren Tests und wenn mehr Corona-Patienten genesen sind.
Die Fälle aus Innsbruck machen deutlich, wie wenig über Covid-19 noch immer bekannt ist. "Es ist beunruhigend, was wir auf der Intensivstation erleben und macht und deutlich, wie wenig wir wissen", sagte Hartig der APA. "Da sprechen wir mit Leuten und haben das Gefühl, sie sind über dem Berg, und zwei Stunden später sind diese sterbend."
(lau)