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Russischer Blogger bei Attentat in Café getötet: Was über den Fall bekannt ist

File photo of pro-war Russian military blogger Vladlen Tatarsky making a selfie video. The well-known Russian military blogger was killed in a bomb blast in a cafe in St. Petersburg on Sunday April 2, ...
Der ultranationalistische russische Kriegsblogger Wladlen Tatarskij wurde bei einem Attentat getötet.Bild: X07425 / EyePress News
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Russischer Blogger bei Attentat in Café getötet: Was über den Fall bekannt ist

03.04.2023, 17:16
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Einer der bekanntesten russischen Militärblogger ist am Sonntag bei einer Explosion in einem Café in Sankt Petersburg getötet worden. Das ist aktuell darüber bekannt:

Das ist passiert

Der ultranationalistische russische Kriegsblogger Wladlen Tatarskij ist am Sonntag nach Angaben der Behörden bei einer Explosion in einem Café im Zentrum der russischen Großstadt Sankt Petersburg getötet worden. Er sei auf der Stelle tot gewesen. Weitere 30 Menschen wurden bei der Detonation des Sprengsatzes verletzt, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass berichtete, 19 von ihnen wurden ins Krankenhaus gebracht.

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Wer war der Kriegsblogger?

Er berichtete aus dem Kreml, von der Front, er gab russischen Soldaten in seinem Blog Verhaltensweisen mit auf den Weg in den Krieg gegen die Ukraine. Jetzt wurde der ultranationalistische russische Kriegsblogger Opfer eines Sprengsatzes.

Der 40-jährige Journalist und Blogger mit dem Pseudonym Wladlen Tatarskij stammt aus dem Donbass in der Ostukraine und war ein glühender Verfechter der russischen "Spezialoperation" in seiner Heimat. Sein richtiger Name lautet Maxim Fomin. Unter seinem Pseudonym betrieb Tatarskij einen Telegramkanal mit über einer halbe Million Abonnent:innen.

Russian Emergency Situations Ministry stand at the side of an explosion at a cafe in St. Petersburg, Russia, Sunday, April 2, 2023. An explosion tore through a cafe in the Russian city of St. Petersbu ...
Der Tatort in Sankt Petersburg am Sonntagabend.Bild: AP

Dort berichtete er "journalistisch" über das Kriegsgeschehen in der Ukraine. In Wahrheit verbreitete der 40-Jährige allerdings vor allem russische Propaganda – darunter auch Videos aus dem Kriegsgebiet und Anleitungen, wie sich junge russische Soldaten am besten an der Front verhalten sollten.

Nicht zuletzt deshalb wurde er von westlichen Medien teilweise auch als "Putins größter Cheerleader" bezeichnet.

Laut der britischen Zeitung "Daily Mail" war Tatarskij eigentlich Minenarbeiter, überfiel dann allerdings aus Geldmangel eine Bank. Als Russland die Krim annektierte, kam er frei und schloss sich den russischen Separatisten an – und begann in diesem Zuge seine Blogger-Laufbahn von der Front.

Nachdem Putin ein Dekret über die Annexion ukrainischer Gebiete unterzeichnet hat, sagte er in einem Video:

"Das ist es! Wir werden alle besiegen, wir werden alle ausrauben, wir werden alle töten. Alles wird so sein, wie es uns gefällt."

Das ist über den Tathergang bekannt

Nach offiziell unbestätigten Medienberichten hatte der Militärblogger Tatarskij am Sonntag zu einem "patriotischen Abend" in das Café "Stritfud-Bar No.1" im Zentrum von Sankt Petersburg eingeladen. Das soll nach Medienberichten Jewgeni Prigoschin, dem Chef der berüchtigten Söldnertruppe Wagner, gehört haben. Es soll sich zudem um einen beliebten Treffpunkt ultranationalistischer, kriegsbefürwortender Russ:innen handeln.

Der Tatort in Sankt Petersburgs Zentrum.

Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler wurde Tatarskij als Geschenk eine Büste übergeben, in die der Sprengsatz wohl eingebaut war. Lokale Medien schrieben, dass ihm das Geschenk von einer jungen Frau überreicht worden sei. Laut Augenzeug:innen soll es sich dabei um eine vergoldete Büste des Bloggers handeln.

Auf Twitter wird ein Video verbreitet, das die Frau angeblich auf dem Weg in das Café zeigen soll:

Die Überbringerin des Geschenks soll sich nach einigen Scherzen mit Tatarskij anschließend in eine der hinteren Zuschauerreihen gesetzt haben, nach der Explosion aber verschwunden sein.

Es kursieren zudem Berichte, die Verdächtige solle unter denen in das Krankenhaus eingelieferten Menschen sein. Laut russischen Ermittlern wurde zudem bereits eine Person im Zusammenhang mit dem Sprengsatz festgenommen.

Das weiß man über die Festnahme

Darya T. sei wegen des Verdachts auf "Beteiligung an der Explosion in einem Café in St. Petersburg" inhaftiert worden, erklärte Russlands zuständige Ermittlungsbehörde am Montag auf Telegram. Die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti berichtete, die Verdächtige sei bereits im Februar für zehn Tage inhaftiert worden – wegen der Teilnahme an einer nicht genehmigten Demonstration im Anschluss an den Beginn der russischen Offensive in der Ukraine. Dem russischen Innenministerium zufolge ist T. russische Staatsbürgerin, 26 Jahre alt und gebürtig aus St. Petersburg.

In einem vom russischen Innenministerium veröffentlichten Video gibt die Frau offenbar zu, die Büste überreicht zu haben. Unabhängig überprüfbar sind das Video und die darin enthaltenen Informationen allerdings nicht.

Wer für den Sprengsatz verantwortlich sein soll

Bisher gibt es keine Beweise oder eine Bekennerbotschaft. Deshalb kursieren auch zahlreiche Spekulationen darüber, wer für das Attentat verantwortlich sein soll.

Die russische Seite zeigte schnell mit dem Finger auf die Ukraine. So bezeichnete die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, Tatarskij als "Verteidiger der Wahrheit" und kündigte Mordermittlungen an.

Russische Anti-Terror-Ermittler machten "ukrainische Sicherheitsdienste" für den Vorfall verantwortlich. Sie hätten mit der Hilfe von dem inhaftierten russischen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny nahestehenden "Agenten" den "terroristischen Angriff" geplant.

Auch Wagner-Chef Prigoschin soll auf den Anschlag reagiert haben: Er hisste zu Ehren Tatarskijs eine Flagge in Bachmut, die laut aktueller Meldungen von Russland eingenommen sein soll. Eine Bestätigung dessen steht noch aus.

(mit Material von AFP/dpa)

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