Nun ist es beschlossen: Das EU-Parlament hat die europaweite Plastikstrategie angenommen. Bei der finalen Abstimmung in Straßburg stimmte eine Mehrheit für eine härtere Gangart im Umgang mit Plastik. Die Strategie zielt darauf ab, mit Verboten und Auflagen für Hersteller vor allem die Meere wieder sauberer zu machen.
Einwegprodukte, für die es umweltfreundlichere Alternativen gibt, müssen spätestens ab 2021 vom Markt genommen werden. Dazu gehören Wattestäbchen, Einweggeschirr, Trinkhalme und Luftballonstäbe. Die Mitgliedstaaten müssen dies durchsetzen.
Außerdem gibt es weitere Auflagen für Plastikflaschen: Ab 2024 dürfen Getränkebehälter aus Kunststoff nur vertrieben werden, wenn die Verschlüsse und Deckel am Behälter befestigt sind.
Der Verbrauch von Einwegprodukten, für die es bislang keine nachhaltigere Alternative gibt, soll spürbar reduziert werden. Das gilt etwa für Trinkbecher und Lebensmittelverpackungen. Die Mitgliedstaaten müssen entsprechende Maßnahmen erlassen, eine verbindliche Zielvorgabe gibt es hier jedoch nicht.
Einwegprodukte mit einem gewissen Kunststoffgehalt müssen gekennzeichnet werden. So soll auf die negativen Umweltauswirkungen etwa von Hygieneeinlagen und Feuchttüchern hingewiesen werden.
Hersteller aller Produkte, die von der Richtlinie betroffen sind, sollen an den Kosten für Reinigungsmaßnahmen, Öffentlichkeitskampagnen und das Abfallmanagement im Zusammenhang mit ihren Produkten beteiligt werden. So soll die Tabakindustrie künftig etwa die Kosten für öffentliche Sammelsysteme für Zigarettenstummel übernehmen.
Die Richtlinie schreibt verbindliche Ziele für die Verbesserung der Mülltrennungsquote vor. Bis 2025 sollen so mindestens 77 Prozent aller Einwegplastikflaschen im korrekten Müllcontainer landen, bis 2029 mindestens 90 Prozent. Zudem sollen neue PET-Plastikflaschen 2025 zu mindestens 25 Prozent aus recyceltem Plastik bestehen. Bis 2030 soll diese verbindliche Vorgabe auf 30 Prozent angehoben werden.
Die EU-Kommission hatte 2015 einen Strategieplan zum Ausbau der Kreislaufwirtschaft vorgestellt. Darauf folgte beispielsweise die Plastiktüten-Richtlinie von November 2016, die vorsieht, die Nutzung von Einweg-Plastiktaschen deutlich zu verringern. In Deutschland verpflichtete sich der Handel daraufhin, die kostenlose Abgabe von Plastiktüten einzuschränken.
Zahlen der EU-Kommission zufolge fallen in Europa jährlich 26 Millionen Tonnen Plastikmüll an. Mit 37.4 Kilo pro Einwohner produziert Deutschland davon deutlich mehr als der EU-Durchschnitt (31.1 Kilo pro Einwohner). EU-weit wird weniger als ein Drittel des entsorgten Plastiks recycelt.
Der übrige Abfall wird verbrannt oder eingelagert. Bislang exportieren die Mitgliedstaaten rund die Hälfte des eingesammelten und sortierten Plastikmülls ins Ausland, 85 Prozent davon nach China. Die Volksrepublik hat den Import von Plastikmüll mittlerweile jedoch fast vollständig eingestellt. Die EU bleibt auf einem Großteil ihres Abfalls sitzen.
Nicht ordnungsgemäß entsorgter Plastikmüll landet zum Großteil im Meer. Einer Studie des US-Wissenschaftsmagazins "Science" zufolge sind das jährlich rund acht Millionen Tonnen. Laut EU-Kommission bestehen 85 Prozent des Mülls in den Meeren aus Plastik. Die Hälfte davon sind demnach Einwegprodukte, ein Viertel stammt von Fischern. Experten befürchten, dass es 2050 mehr Plastik als Fisch in den Weltmeeren geben könnte.
Für zahlreiche Tiere und Pflanzen stellen die Plastikpartikel eine Bedrohung dar. Wale, Delfine, Robben und andere Meeresbewohner verfangen sich in alten Fischernetzen, Seevögel verwechseln Müll mit Nahrung. Über die Nahrungskette gelangt der Abfall auch zurück zum Menschen. Welchen Einfluss Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit hat, ist laut Kommission nicht bekannt.
Auch die Entsorgung, insbesondere die Verbrennung von Plastikmüll, ist eine Belastung für die Umwelt. So würde laut EU-Kommission das Recyceln von einer Million Tonnen Plastik so viel CO2 einsparen wie eine Million Autos weniger auf den Straßen.
(afp)