Deutschland unterstütze weiter uneingeschränkt die Bemühungen der Vereinten Nationen, um das Leid von Millionen Syrerinnen und Syrern zu lindern und eine Friedensperspektive zu erhalten, sagte Außenminister Heiko Maas.Bild: ap / Markus Schreiber
International
Bundesaußenminister Heiko Maas hat den
Leidtragenden des Syrienkrieges bereits im Vorfeld der Brüsseler
Geberkonferenz neue substanzielle Hilfe zugesagt. Zugleich forderte
er aber eine politische Lösung des mehr als zehn Jahre andauernden
Konflikts. Auch der größte und längste Hilfskonvoi ersetze keinen
nachhaltigen Frieden, sagte der SPD-Politiker. Das syrische Regime
und seine Unterstützer müssten endlich begreifen, dass nur ein
ernsthafter politischer Prozess eine tragfähige Zukunft für das Land
bereiten könne. Scheinwahlen in einem zerstörten Land seien kein
Ersatz für echte Verhandlungen im Rahmen der Resolution 2254 des
UN-Sicherheitsrats.
Bei der Syrien-Geberkonferenz an diesem Dienstag (13.00 Uhr)
wollen Vertreter von mehr als 60 Staaten und Organisationen neue
Hilfen für die Leidtragenden des Syrien-Konflikts auf den Weg
bringen. Die bei der Online-Veranstaltung gesammelten Gelder sind
unter anderem für Nahrungsmittel, medizinische Hilfen und
Schulbildung für Kinder vorgesehen. Sie sollen über
Hilfsorganisationen direkt in das Bürgerkriegsland fließen oder
Ländern in der Region zugute kommen, die viele Flüchtlinge aus Syrien
aufgenommen haben.
Im vergangenen Jahr gab Deutschland 1,7 Milliarden Euro
Aus dem Auswärtigen Amt hatte es bereits am Montag geheißen,
Deutschland plane eine Hilfszusage, die mit der bei der Brüsseler
Tagung im vergangenen Jahr vergleichbar sei. Damals waren rund 1,6
Milliarden Euro für Syrien und die Nachbarländer in der Region
versprochen und dann am Ende sogar 1,75 Milliarden Euro zur Verfügung
gestellt worden.
Deutschland unterstütze weiter uneingeschränkt die Bemühungen der
Vereinten Nationen, um das Leid von Millionen Syrerinnen und Syrern
zu lindern und eine Friedensperspektive zu erhalten, sagte Maas. Auch
bei der diesjährigen Brüsseler Konferenz werde man voranschreiten und
andere Länder ermutigen, sich ebenfalls großzügig zu engagieren.
Der menschenrechtspolitische Sprecher der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Brand, äußerte sich zufrieden
über die Ankündigungen der Bundesregierung. Das Geld sei auch deshalb
gut angelegt, weil es die Menschen dazu befähige, in der Nähe der
Heimat zu bleiben, kommentierte der CDU-Politiker.
Keine politische Lösung in Sicht
Der Konflikt in Syrien dauert mittlerweile seit dem Jahr 2011 an.
Zwar ist die Gewalt zuletzt zurückgegangen, doch alle Gespräche über
eine politische Lösung stehen derzeit still. Die Regierung von
Präsident Baschar al-Assad beherrscht mittlerweile wieder den größten
Teil des Landes, darunter die wichtigsten Städte. Daneben gibt es
noch Gebiete unter Kontrolle verschiedener Rebellengruppen sowie der
Kurdenmiliz YPG.
Nach UN-Angaben litten zuletzt 12,4 Millionen Menschen und damit
fast 60 Prozent der Bevölkerung unter Hunger. Die Zahl der Menschen,
die ohne Ernährungshilfe nicht überleben können, verdoppelte sich
innerhalb eines Jahres. Der Assad-Regierung fehlt Geld, um den
Wiederaufbau selbst zu bezahlen.
Wiederaufbaumaßnahmen auch in Gebieten unter Regime-Kontrolle?
Vertreter von Hilfsorganisationen fordern deswegen eine Wende
bei der Syrienhilfe. Die humanitäre Lage in dem Bürgerkriegsland sei
eine Katastrophe, sagte Caritas-Präsident Peter Neher zum Start der
Konferenz der Deutschen Presse-Agentur. "Wir müssen gezielte
Wiederaufbaumaßnahmen zulassen, auch in Gebieten unter Kontrolle des
Regimes", sagte der Caritas-Präsident.
Die EU lehnt dies bisland allerdings ab, weil sie die Herrschaft
von Präsident Asssad nicht unterstützen will. Deutschland und andere
Staaten sind dazu nur bereit, wenn es bei einer politischen Lösung
greifbare Fortschritte gibt.
Neher erklärte, Syriens Infrastruktur sei massiv zerstört. Rund
2,5 Millionen Kinder gingen nicht zur Schule. "Wir wollen den
Menschen helfen, dass sie wieder ein Dach über dem Kopf haben", sagte
der Präsident der katholischen Hilfsorganisation. "Wir wollen
Kindergärten, Schulen und Gesundheitseinrichtungen wiederaufbauen."
Gezielte Wiederaufbaumaßnahmen könnten das Leben der Menschen
verbessern, "ohne dass man das als Freibrief für das Regime sehen
kann".
Bei der Konferenz im vergangenen Jahr waren nach Zahlen der EU
für 2020 insgesamt rund 4,4 Milliarden Euro und für die Zeit danach
rund 2 Milliarden Euro an Spenden zugesagt worden. Nach jüngsten Zahl
wurden für 2020 am Ende sogar 6,8 Milliarden Euro zur Verfügung
gestellt und damit etwa 54 Prozent mehr als zunächst angekündigt.
Allein aus Deutschland kamen nach Angaben aus dem Auswärtigen Amt am
Ende 1,75 Milliarden Euro.
Der Syrien-Koordinator der Welthungerhilfe, Konstantin Witschel,
forderte von der Geberkonferenz am Dienstag "möglichst hohen Zusagen,
die dann auch eingehalten werden müssen". Zugleich rief Witschel dazu
auf, Wege zu finden, dass die Menschen selbst für ihr Einkommen
sorgen können. Heute seien viele zu 100 Prozent von humanitärer Hilfe
abhängig. Das habe auch katastrophale psychologische Folgen. "Es muss
darum gehen, ihnen eine Perspektive jenseits eines Lebens in einem
Vertriebenenlager zu geben", sagte Witschel. Eine Generation von
Kindern ohne Perspektive wachse heran. "Wir können nicht über
Jahrzehnte riesige Flüchtlingscamps erhalten."
(hau/dpa)
Eigentlich hätte in Rumänien am vergangenen Sonntag die Stichwahl für das Präsidentenamt stattfinden sollen. Das Verfassungsgericht annullierte allerdings den ersten Wahlgang. Grund dafür war ein massiver Einfluss auf die Wahl aus dem Ausland.