Jewgeni Prigoschin, der Chef der Söldnergruppe Wagner ist nicht gerade dafür bekannt, ein Friedensstifter zu sein.Bild: IMAGO/ITAR-TASS
International
20.04.2023, 19:1820.04.2023, 19:29
Im Sudan ist derzeit kein Ende der Kämpfe in Sicht. Im Gegenteil: Als drohender Bürgerkrieg werden die dortigen Auseinandersetzungen immer wieder bezeichnet. In dem nordostafrikanischen Land kämpfen derzeit die Armee und Paramilitärs um die Vorherrschaft. Es geht um Macht. Es geht um Bodenschätze wie Gold und Öl. Davon gibt es in dem Land reichlich. Ebenso wie vergossenes Blut.
Im Sudan nehmen die Konflikte derzeit zu. Bild: AP / Marwan Ali
In den Machtkampf verwickelt sind nicht nur die von de-Facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan geleitete Armee und die von seinem Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo geführte paramilitärische Einheit Rapid Support Forces (RSF). Auch die Gruppe Wagner mischt in dem Land laut Ostafrika-Analysten Ben Hunter mit. Sie will als opportunistische Gruppe vor allem Zugang zu den Bodenschätzen. Umso abstruser muten jetzt die Aussagen des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin an.
Prigoschin spricht in offenem Brief von Frieden für den Sudan
Der Chef der Söldnergruppe Wagner ist nicht gerade dafür bekannt, ein Friedensstifter zu sein – um es zurückhaltend auszudrücken. In Afrika verfolgt die Gruppe gezielt politische und wirtschaftliche Interessen. Es geht nicht nur um Bodenschätze, auch Wahlmanipulation und Desinformationskampagnen stehen dort auf der Tagesordnung.
Dass die Gruppe dort mitmischt, ist in dem Land ein offenes Geheimnis. Offiziell gibt es aber gar keine Wagner-Soldaten im Sudan. Jewgeni Prigoschin verkündete etwa am Dienstag, dass nie auch nur ein einziger Wagner-Soldat im Sudan gewesen sei.
Offenbar Propaganda.
Auch die jüngsten Aussagen Prigoschins in einem offenen Brief, die er auf dem offiziellen Wagner-Telegram-Kanal veröffentlichte, haben es in sich. Dort schreibt er etwa am Donnerstag:
"Ich bin immer bereit, dem Sudan zu helfen. Falls erforderlich, bin ich zur Lösung des bestehenden Konflikts und für den zukünftigen Wohlstand des Sudan bereit, bei Verhandlungen (...) zu vermitteln."
Es ist nicht das erste Mal, dass Prigoschin mit propagandistischen Aussagen auffällt. Bild: AP / Uncredited
Abstruse Behauptung: Prigoschin und Wagner stiften Frieden
Außerdem macht Prigoschin regelmäßig gegen den Westen mobil. Das bestätigen einmal mehr seine Zeilen in dem Brief. Denn: Er will demnach "nichts als Frieden für das sudanesische Volk".
Während er sich selbst und die Söldnertruppe darin als eine Art friedensstiftende Samariter hervorhebt, stellt er die UN in dem Brief als schwarzes Schaf im Konflikt dar: "Die UNO und viele anderen wollen sudanesisches Blut, und ich will Frieden für das sudanesische Volk".
Prigoschins Wagner-Gruppe mischt auch im Ukraine-Krieg mit. Bild: IMAGO/ITAR-TASS / ITAR-TASS
Aussagen wie diese von einem Mann, dessen Gruppe mutmaßlich für zahlreiche Tote sowie Kriegsverbrechen in der Ukraine und in Afrika verantwortlich ist, dürfen durchaus mit Skepsis betrachtet werden.
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