Helfer tragen eine verletzte Person weg vom Unglücksort in Beirut. Bild: dpa / Marwan Naamani
International
05.08.2020, 06:5305.08.2020, 10:14
Nach den schweren Explosionen im Hafen von Beirut hat das libanesische Rote Kreuz die Zahl der Toten mit mindestens 100 angegeben. Mehr als 4000 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte die Organisation am Mittwoch mit. "Unsere Teams setzen die Such- und Rettungsaktivitäten in den umliegenden Gegenden fort." Das Gesundheitsministerium hatte die Zahl der Todesopfer zuletzt mit 78 angegeben und von knapp 4000 Verletzten gesprochen.
Noch am Abend
durchsuchten Rettungskräfte Trümmer im Hafen der libanesischen
Hauptstadt, von wo aus die Detonation bis Zypern zu spüren war.
Der Auslöser blieb zunächst unklar. Innenminister Mohammed Fahmi
sagte dem Fernsehsender Al-Jadid, seit 2014 sei im Hafen
Ammoniumnitrat gelagert worden. Präsident Michel Aoun erklärte
dazu auf Twitter, es sei inakzeptabel, dass dort 2750 Tonnen des
Stoffes sechs Jahre lang ohne Sicherheitsmaßnahmen gelagert
worden seien. Ministerpräsident Hassan Diab kündigte im
Fernsehen an, die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft
gezogen.
Krankenhäuser überfordert
Ein Reporter beschrieb einen Feuerball, zerborstene
Fensterscheiben und abgerissene Balkone sowie schreiende
Menschen, die auf den Straßen umherliefen. Eine weitere
Reporterin schilderte graue Rauchwolken,
dann eine Explosion und Flammen. "Alle Fenster in der Innenstadt
sind zerstört", sagte sie kurz nach der Detonation. "Es herrscht
völliges Chaos." Nach Angaben aus Sicherheitskreisen waren die
Krankenhäuser in Beirut nicht in der Lage, die Zahl der
Verletzten zu bewältigen. Einige seien zur Behandlung außerhalb
der Stadt gebracht worden. Aus umliegenden Teilen des Landes wie
dem Bekaa-Tal wurden Krankenwagen angefordert.
Videoaufnahmen zeigten am Hafen Gebäudetrümmer und
umhergeworfene Autos. Der Zugang zum Gelände selbst war
verwüstet. Der Libanon ist von Lebensmittelimporten abhängig, um
die sechs Millionen Bürger zu versorgen. Örtlichen Medien
zufolge ist der Hafen gelagerte Weizen nicht mehr genießbar. Der
Oberste Verteidigungsrat des Libanon rief den
Katastrophenzustand in Beirut aus und empfahl dem Kabinett, bei
der geplanten Sitzung am Mittwoch den Notstand zu verhängen.
Aoun zufolge soll dieser zwei Wochen dauern. Die
radikal-islamische Hisbollah-Miliz rief zur Einigkeit des Landes
auf angesichts der "schmerzhaften Katastrophe".
Nach Angaben des Auswärtigen Amts waren Mitarbeiter der
deutschen Botschaft unter den Verletzten.
"Auch das Gebäude, in dem sich die deutsche Botschaft befindet, wurde beschädigt."
Sprecher Auswärtiges Amt
Wie schwer die Schäden
seien, sei noch unklar. Gegenwärtig könne nicht ausgeschlossen
werden, dass weitere Deutsche unter den Opfern seien. Die
Botschaft habe einen Krisenstab eingerichtet. Kanzlerin Angela
Merkel erklärte auf Twitter, die Bundesregierung sei
erschüttert. Man werde dem Libanon Unterstützung anbieten. Auch
andere Staaten boten ihre Hilfe an, darunter Israel.
(lin/rtr/dpa)
Volkswirtschaftslehre ist komplex, kann erschlagen, wirkt schlichtweg langweilig. Ein müßiges Fachgebiet. Jeder versuchte Vorstoß endet schnell mit Hirn-Muskelkater. Also Schotten dicht, Expert:innen wie Politiker:innen regeln schon. Flucht in Fatalismus: ein großer Fehler.