Die Auswirkungen von Corona und des Brexits bekommen die Menschen in Großbritannien derzeit besonders hart zu spüren. Viele LKW-Fahrer und -Fahrerinnen aus der EU sind während der Pandemie wieder in ihre Heimatländer zurückgekehrt und können nun nun nicht einfach wieder nach Großbritannien einreisen. Die Folgen: Personalmangel in der Branche, Lieferengpässe und leere Supermarktregale.
Vor einigen Wochen fehlten zunächst Benzin und Diesel, doch nun ist auch frisches Obst und Gemüse Mangelware im Vereinigten Königreich. Um die Lücken zu kaschieren, müssen Supermarktketten kreativ werden.
Das Netz nimmt die Lebensmittelknappheit derzeit noch mit Humor: Auf Twitter amüsieren sich User über Papp-Spargel, welchen der Supermarktriese "Tesco" statt echtem Gemüse in die Regale gelegt hat. "Mmmh, leckeres Foto von Spargel", kommentierte ein Nutzer zynisch. Eine andere Userin macht sich über die unrealistische Darstellung des Spargels lustig: "Ich liebe es, dass der Spargel in Großbritannien so groß wird. Es ist unser Klima, da bin ich mir sicher".
Etwas glaubwürdiger sehen die 2D-Waschmittelflaschen aus, die in Cambridge gesichtet wurden. "Schaut genau hin. Die mittleren drei Reihen sind Fotos", erläutert die Twitter-Userin unter ihrem Beitrag.
Die Supermarktkette Sainsbury's hat anscheinend weniger Auge fürs Detail: Statt realistischer Papp-Duplikate werden hier nur stilisierte Umrisse in die Regale gestellt.
Auf Nachfrage der britischen Zeitung "Metro" beteuert ein "Tesco"-Sprecher, dass die Pappaufsteller bereits seit vielen Monaten benutzt werden und nichts mit den Lieferengpässen zu tun haben. "Die Fotos kommen zum Einsatz, während Filialen auf ihre nächste Lieferung warten. Unsere Kollegen und Lieferanten arbeiten hart, um sicherzustellen, dass Kunden bei uns alles finden, was sie brauchen. Die Verfügbarkeit von einigen Produkten kann variieren, aber es gibt immer Alternativen und Filialen erhalten weiterhin tägliche Lieferungen."
Ein Twitter-User bestätigt die Aussage des Supermarktes: Es gibt tatsächlich jede Menge frisches Gemüse bei Tesco – "solange man nur Weißkohl, Blumenkohl und Brokkoli möchte".
Die britische Tageszeitung "The Guardian" berichtet, dass Supermarktfilialen schlichtweg zu groß für ihr Angebot sind. Ein traditioneller Supermarkt hat zwar Platz für über 40.000 Produktlinien, doch um die Effizienz zu steigern und Preise zu senken, verringern die meisten Filialen ihr Angebot drastisch. Brexit, Corona, die damit einhergehenden Lieferengpässe und Personalmängel beschleunigen diesen Prozess.
Damit die Regale nicht so leer aussehen, breiten einige Supermärkte ihr Angebot großflächiger aus. Ein Twitter-User hat ein Beweisfoto dieses Vorgehens geteilt: Zu sehen ist eine augenscheinlich prall gefüllte Frühstücksabteilung – doch betrachtet man die Regale von der Seite, so fällt auf, dass die Cerealienpackungen lediglich ganz nach vorne geschoben wurden und hinter ihnen gähnende Leere herrscht.
(fw)