Die Sicherheit am Kapitol wurde bereits nach dem 6. Januar erhöht.Bild: dpa / J. Scott Applewhite
International
Nach Hinweisen auf einen möglichen
erneuten Angriff auf das US-Kapitol hat das US-Repräsentantenhaus
eine für diesen Donnerstag geplante Abstimmung vorgezogen. Eine
Sprecherin der Parlamentskammer bestätigte, dass nach Mittwochabend
keine weiteren Abstimmungen in dieser Sitzungswoche mehr anstünden.
US-Medien berichteten übereinstimmend, die für Donnerstag geplante
Sitzung des Repräsentantenhauses sei gestrichen worden. Die
"Washington Post" berichtete, der Senat - die andere Kammer im
Kongress - plane weiterhin, am Donnerstag im Kapitol zu tagen.
Geheimdienst deckt möglichen Angriff auf US-Kapitol auf
Die Kapitol-Polizei hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass
Geheimdienstinformationen auf einen möglichen Plan einer Miliz für
einen Angriff auf das Kapitol an diesem Donnerstag hinwiesen. Die
Kapitol-Polizei sei sich potenzieller Bedrohungen bewusst und darauf
vorbereitet. Neben der Errichtung von Barrieren sei unter anderem die
Zahl der Sicherheitskräfte zum Schutz des Parlaments erhöht worden.
Anhänger des abgewählten und inzwischen aus dem Amt geschiedenen
US-Präsidenten Donald Trump hatten am 6. Januar während einer Sitzung
des Kongresses das Kapitol gestürmt und dort Chaos und Verwüstung
angerichtet. Die Kapitol-Polizei geriet danach in die Kritik, weil
Sicherheitskräfte des Parlaments nicht auf den Angriff vorbereitet
waren und die Eindringlinge nicht stoppen konnten. Mindestens fünf
Menschen kamen bei den Krawallen ums Leben, darunter ein Polizist.
Der damalige Chef der Kapitol-Polizei, Steven Sund, trat zurück.
Der Republikaner Trump hatte seine Anhänger kurz vor dem Angriff
bei einer Kundgebung damit aufgewiegelt, dass ihm der Sieg bei der
Wahl im November gestohlen worden sei. Die Demokraten warfen ihm
"Anstiftung zum Aufruhr" vor und leiteten ein Amtsenthebungsverfahren
ein. Trump wurde im vergangenen Monat aber freigesprochen, weil im
Senat keine Zweidrittel-Mehrheit zustande kam.
Sicherheitsvorkehrungen bereits massiv verschärft
Manche Anhänger der Verschwörungstheorie QAnon glauben, dass
Trump an diesem Donnerstag, dem 4. März, an die Macht zurückkehrt.
Bis 1933 war der 4. März nach einer Wahl das offizielle Datum, an dem
US-Präsidenten vereidigt wurden. Inzwischen erfolgt die
Amtseinführung am 20. Januar. Am 20. Januar diesen Jahres löste der
Demokrat Joe Biden Trump im Weißen Haus ab.
Nach dem Angriff vom 6. Januar wurden die Sicherheitsvorkehrungen
am Kapitol massiv verschärft, das Parlamentsgebäude wurde
abgeriegelt. Die amtierende Chefin der Kapitol-Polizei, Yogananda
Pittman, hatte bereits am vergangenen Donnerstag bei einer Anhörung
im Kongress gewarnt, es gebe Informationen, wonach Angehörige rechter
Milizen einen weiteren Angriff auf das Parlament erwägen
würden.
(jab/dpa)
Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Innenministeriums zeigt: Jede:r dritte:r Polizeibeamt:in hat bei Kolleg:innen rassistisches Verhalten bemerkt. Autor und Journalist Mohamed Amjahid forscht seit Jahren zum strukturellen Rassismusproblem der Polizei und hat darüber ein Buch geschrieben. Im Gespräch mit watson erläutert er die vielschichtige Problematik.