Werden auch 2020 eine Rolle spielen: Angela Merkel, Joachim Löw und Donald Trump.Bild: imago images/Sven Simon/Christian Ohde/photothek/Jochen Tack/ZUMA Press/watson-montage
International
2020 wird sich einiges ändern – so viel steht fest. Von Januar bis November stehen 5,5 besonders einflussreiche Ereignisse an. Wir erklären euch hier, welche.
01.01.2020, 15:3202.01.2020, 16:31
31. Januar 2020: Brexit
Das erste einschneidende Ereignis steht bereits Ende Januar an. Nach derzeitigem Stand wird Großbritannien die Europäische Union am 31. Januar nach 46 Jahren Mitgliedschaft verlassen. Keine Frage, eine Zäsur. Damit endet die zweieinhalbjährige Hängepartie voraussichtlich, viele Beobachter sagen: endlich.
Der Vorteil: Die EU kann sich wieder anderen Themen widmen. Zuletzt sorgte das Gezerre um den Brexit dafür, dass bei EU-Gipfeln andere Probleme in den Hintergrund traten.
Eine weitere Auswirkung wird 2020 immer stärker spürbar sein: Großbritannien wird sich von den EU-Staaten weiter emanzipieren. Das Vereinigte Königreich ist nicht länger verpflichtet, eine gemeinsame Haltung mit den anderen EU-Staaten auszuhandeln.
Einen Vorgeschmack gab es bereits im Sommer: Nachdem die iranische Marine zwei Tanker im Persischen Golf gestoppt hatte, verweigerte die britische Regierung eine von Deutschland geforderte europäische Beobachtermission – und wollte stattdessen an einer US-Mission zum Schutz von Handelsschiffen teilnehmen. Dazu kam es letztlich nicht, aber der Fall zeigt durchaus, wohin die Reise gehen könnte. Wie Großbritannien und die EU in der Sicherheitspolitik künftig zusammenarbeiten wollen, ist noch offen.
Spürbare Folgen für die Menschen in Europa wird der Brexit wohl erst später haben. Dank einer mit der EU vereinbarten Übergangsphase wird bis Ende 2020 vieles bleiben wie bisher. So wird es zum Beispiel nach wie vor möglich sein, visumsfrei nach UK zu reisen.
31. März 2020: Disney+ startet (in Deutschland)
Serien-Fans und Disney-Liebhaber müssen sich diesen Tag merken: Ab 31. März 2020 wird das Haus der Maus seine eigene Streaming-Plattform Disney+ in Deutschland anbieten.
Damit greift einer der größten Unterhaltungskonzerne einen Branchenriesen direkt an: Netflix. Der Streaming-Trend ist als fester Bestandteil der Entertainment-Industrie nicht mehr wegzudenken. Unsere Sehgewohnheiten haben sich endgültig weg vom linearen Fernsehen hin zu Video on demand entwickelt.
Für 6,99 Euro monatlich oder 69,99 Euro pro Jahr könnt ihr über die Plattform dann Disney-Content anschauen, bis ihr umfallt. Auch wenn euch "Schneewittchen und die sieben Zwerge", "Aladdin" oder "Die Schöne und das Biest" nicht mehr umhauen, könnte der Dienst was für euch sein. Denn: Zu Disney gehören nicht nur Mickey Maus und Donald Duck, sondern auch das Marvel Cinematic Universe (MCU) und das "Star Wars"-Franchise.
Und für die beiden Marken will Disney fleißig neue Inhalte produzieren. "The Mandalorian" etwa führt "Star Wars"-Fans weg vom Skywalker-Familiendrama und zeigt, was Kopfgeldjäger in der weit entfernten Galaxie erleben.
Wer sich eher im MCU zu Hause fühlt, darf sich über gleich acht Superhelden-Serien freuen, die Disney nach und nach über sein Streaming-Portal veröffentlicht. "WandaVision" etwa erzählt die Geschichte der roten Hexe Wanda Maximoff weiter und Fan-Liebling Loki darf seine fiesen Tricks in einer (noch namenlosen) Loki-Serie aufführen.
12. Juli 2020: EM-Finale in London
Auf dieses Ereignis freut sich ganz Europa: Im Sommer findet die erste paneuropäische Europameisterschaft statt.
Für Bundestrainer Joachim Löw dürfte es ein entscheidendes Turnier werden. Spätestens nach dem Finale der Europameisterschaft wird klar sein, ob Joachim Löw weiterhin Bundestrainer ist – und ob das DFB-Team weiterhin zur Weltspitze gezählt werden kann. Dazu sollten die Jungs am besten den Titel holen.
Das Turnier wird wohl wieder einmal als Gradmesser für die Lage der Bundesrepublik herhalten müssen. Als Deutschland 2018 in der Vorrunde der WM ausschied, titelte der "Spiegel": "Es war einmal ein starkes Land."
Was passiert, wenn Löws Umbruch misslingt? Was, wenn er glückt? Die Debatte wird Deutschland und das Selbstbild der Menschen in der Bundesrepublik im Sommer definitiv prägen.
Sommer 2020: Selbstfahrende Autos
Der Verkehr auf unseren Straßen steht vor einer Revolution. Tesla-Chef Elon Musk verspricht mit dem Full-Self-Driving-Service (FSD) Großes.
Autonomes Fahren wird in fünf Level unterteilt. Level 3 bietet etwa hochautomatisiertes Fahren, hier kann das Auto über eine längere Strecke auf der Autobahn selbstständig fahren. Auf Level 4 meistert der Autopilot auch schwierige Situation in Städten. Level 5 verspricht, dass Fahrer vollständig zu Passagieren werden – in jeder Situation.
Für Mitte 2020 verspricht Tesla, dass Fahrer größtenteils überflüssig werden. Nicht in jeder Situation auf jedem Fleck dieser Erde, wie das Portal "The Verge" berichtet. Aber FSD soll es den Tesla-Fahrern erlauben – anders als bislang –, auch bei höheren Geschwindigkeiten das Auto selbstständig fahren zu lassen.
Ein eigener Taxiservice, der vollautomatische Fahrzeuge anbietet, soll im Sommer 2020 ebenfalls in Teilen der USA starten. Dieser Service würde Besitzer von Teslas ermöglichen, ihre eigenen Fahrzeuge für den Dienst anzubieten, ähnlich wie Uber, heißt es in einem Bericht von "The Verge".
Frankreich wird 2020 autonome Fahrzeuge mit Level 3 auf seinen Straßen erlauben. Weitere Autohersteller haben neue Wagen für dieses Jahr angekündigt.
2020 könnte damit der endgültige Durchbruch für das autonome Fahren werden.
3. November 2020: US-Wahl
Egal, wie die Präsidentschaftswahl in den USA ausgehen wird: Sie wird die Lage der Dinge auf jeden Fall verändern.
Gewinnt Trump erneut, was angesichts der sehr überschaubaren Qualitäten der als Herausforderer gehandelten Demokraten derzeit nicht unwahrscheinlich ist, bleibt nicht nur alles, wie es ist, sondern wird wohl noch schlimmer.
Diese These stellte kürzlich der Politikwissenschaftler Yascha Mounk im US-Magazin "Atlantic" auf: "Wenn sie wiedergewählt werden, werden Populisten fast immer radikaler und gefährlicher." In Indien, Ungarn, der Türkei und Venezuela habe sich gezeigt, dass populistische Regierungen nach ihrer Wiederwahl noch härtere Maßnahmen durchsetzten.
Düstere Aussichten also? Muss nicht sein: Wenn Trump die Wahl verlieren sollte, könnte sich die Weltlage deutlich entspannen. Mehr Zusammenarbeit beim Klimaschutz, weniger außenpolitische Alleingänge, weniger Handelskriege, weniger narzisstische Tweets. Es könnte vielleicht wieder so etwas wie Normalität auf der politischen Weltbühne einsetzen. Das wäre doch was.
Und noch ein halber Punkt zum Schluss
Herbst 2020: CDU entscheidet über Merkel-Nachfolge
Die ganze Welt wird es nicht verändern, aber für uns in Deutschland ist diese Wahl dennoch richtungsweisend: Wer wird Nachfolger oder Nachfolgerin von Angela Merkel? Als Parteivorsitzende steht der Job wohl Annegret Kramp-Karrenbauer zu, aber sicher ist bei weitem nicht, ob es auch so kommt.
Beim CDU-Parteitag im Herbst 2020 soll die Entscheidung fallen.
Wird es AKK, die eher für eine Fortsetzung von Merkels Politik steht? Oder Friedrich Merz, der zwar bei der Wahl zum Vorsitz gegen AKK verloren hatte, für viele Konservative in der CDU aber nach wie vor als Hoffnungsträger gilt? Oder jemand, den man bisher noch gar nicht auf dem Schirm hat?
In Umfragen ist AKK unbeliebt, dagegen können Merz und auch CSU-Mann Markus Söder höhere Werte aufweisen. Wird Kramp-Karrenbauer ihnen am Ende den Vortritt lassen?
Auf dem Parteitag will die Union auch ein neues Grundsatzprogramm verabschieden. In diesem wird die Frage beantwortet, wo sich die CDU in der Post-Merkel-Ära politisch positionieren wird. Weitere Öffnung für liberale Großstadt-Milieus, Anbiederung an die eher konservative Landbevölkerung oder ein Spagat?
(om/ll/pcl)